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Mehr Frauen in Arbeit und Führung bringen

Landesstrategie Gendergerechtigkeit im Erwerbsleben und Entgeltgleichheit beschlossen

15.11.2022

Der Senat hat heute (15. November 2022) die Landesstrategie Gendergerechtigkeit im Erwerbsleben und Entgeltgleichheit beschlossen. Mit der Landesstrategie sollen Strukturen und Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine existenzsichernde Beschäftigung und eine ausgewogene Beteiligung aller Geschlechter in allen Branchen und auf allen Qualifikations- und Führungsebenen ermöglichen. Die 28 vereinbarten Maßnahmen richten sich sowohl an die regionale Wirtschaft, an den Öffentlichen Dienst sowie an Frauen, die sich im Erwerbsleben befinden, wieder einsteigen möchten oder unterhalb ihrer Qualifikation beschäftigt sind.

Dazu Arbeitssenatorin Kristina Vogt: "Im Rahmen der Landesstrategie haben wir ein Maßnahmenpaket zusammengestellt, um Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen. Zentrale Themen sind dabei die Bekämpfung der ungleichen Bezahlung von Frauen und Männern, die zukunftsorientierte Qualifizierung, gleichwertige Aufstiegschancen in den Unternehmen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gemeinsam mit den Sozialpartnern und Verbänden müssen wir – auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels – Frauen attraktive Angebote zur Weiterbildung und zur Erwerbstätigkeit machen. Gerade alleinerziehende Frauen haben es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer. Hier ist der Staat gefordert, unter anderem mehr und flexiblere Betreuungsangebote zu schaffen. Aber auch die Unternehmen sind gefordert und müssen die Rahmenbedingungen verbessern sowie passgenaue Angebote entwickeln. Dabei wollen wir die Unternehmen auch durch Förderung unterstützen. Zugleich wollen wir in unserem Rahmen aber auch eine stärkere Tarifbindung ermöglichen, zum Beispiel bei der Vergabe öffentlicher Aufträge oder durch die Erleichterung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen."

Ein Schritt in diese Richtung ist das EFRE-Programm "Gender Diversity in KMU". Zur Unterstützung der Unternehmen wurden dafür heute vom Senat 1,8 Millionen Euro beschlossen, die größtenteils aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) stammen und durch Landesmittel ergänzt werden. Kleine und mittelständische Unternehmen können ab dem kommenden Jahr Innovationsprojekte durchführen und 50 Prozent ihrer Projektkosten als Zuwendung erhalten. Gefördert werden Innovationen in Prozessen und Organisationen, beispielsweise eine für Frauen attraktivere Gestaltung von Bewerbungsverfahren, die Entwicklung neuer Führungsmodelle wie die Führung in Teilzeit, das sogenannte Topsharing oder die Umsetzung familienfreundlicher Arbeitszeitmodelle.

Bürgermeister Andreas Bovenschulte: "Immer noch verdienen Frauen weniger als Männer, bekommen Frauen eine geringere Rente und arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit. Das zu ändern ist nicht nur eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit. Das zu ändern wäre auch ein Erfolgsfaktor im Ringen um gut ausgebildete Fachkräfte an den Standorten Bremen und Bremerhaven. Hier sind deshalb Staat und Unternehmen gleichermaßen gefordert, um ein gleichberechtigtes Geschlechter- und Frauenbild, flexible Arbeitszeitmodelle und eine verlässliche Kinderbetreuung zu fördern."

"Frauen haben es nicht leicht am Bremer Arbeitsmarkt, und das hat strukturelle Gründe – der Unterschied der Bezahlung von Männern und Frauen ist in Bremen so groß, die Erwerbbeteiligung von Frauen so niedrig wie in keinem anderen Bundesland. Deshalb ist es so wichtig, dass sich das Land Bremen auf den Weg gemacht hat und die ressortübergreifende Landesstrategie für mehr Gendergerechtigkeit im Erwerbsleben und mehr Entgeltgleichheit entwickelt hat. Wir freuen uns, dass wir diesen Prozess mit anstoßen und begleitend gestalten konnten. Das Ergebnis ist ein Fahrplan mit klaren Zielen und einer Vielzahl an Maßnahmen, die auf unterschiedlichen Ebenen die Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt entscheidend verbessern können. Bremen stellt sich damit entschlossen den großen Herausforderungen", sagt Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm.

"Die Strategie hat das Zeug zum echten 'Gamechanger' für Frauen auf dem Bremer Arbeitsmarkt", lobt auch Elke Heyduck, Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer Bremen. "Jetzt kommt es darauf an, dass das Land Bremen die konkreten Ziele auch umsetzt – und die nötigen Finanzmittel bereitstellt. Zu den drängenden Vorhaben zählen zum Beispiel die Aufwertung und tarifliche Vergütung der Erzieherinnenausbildung. Sie ist nicht nur ein wichtiger Meilenstein, um genug Fachkräfte für den so wichtigen Ausbau der Kinderbetreuung zu gewinnen. Denn erst, wenn Frauen in den typischen Care-Berufen die gleichen Ausbildungsbedingungen vorfinden und sie anschließend auch entsprechend bezahlt werden, kann der Gender Pay Gap geschlossen werden."

Die 28 Maßnahmen der nun beschlossenen Landesstrategie sehen unter anderem den Ausbau der Kinderbetreuung sowie die Aufwertung des Berufs der Erzieherin oder des Erziehers vor. Ziele sind darüber hinaus passgenauere Förder- und Qualifizierungsmaßnahmen, familien- und geschlechtergerechte Arbeitszeiten sowie der Abbau von Klischees bei der Berufsorientierung von Kindern und Jugendlichen. Die Entgeltgleichheit gehört als Grundvorsetzung dazu.

Zur Umsetzung: Im Januar 2023 wird sich eine ressortübergreifende Steuerungsgruppe konstituieren. Die Federführung hat die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa inne. Die Steuerungsgruppe übernimmt die Priorisierung der beschlossenen Maßnahmen und berät über neue Maßnahmen. Ein erster Sachstandsbericht an den Senat ist für Herbst 2023 vorgesehen.

Zum Hintergrund: Auf dem bremischen Arbeitsmarkt ist die Gleichstellung der Geschlechter noch nicht erreicht. Wesentlicher Gradmesser für die Chancengleichheit der Geschlechter im Erwerbsleben ist die Entgeltlücke. Sie wird ermittelt als Differenz der durchschnittlichen (Bruttostunden-)Verdienste zwischen Frauen und Männern, ausgedrückt als Prozentsatz der höheren (Männer-)Verdienste. Die Entgeltlücke betrug 2021 betrug im bundesdeutschen Durchschnitt 18 Prozent. Bremen hat gemeinsam mit Baden-Württemberg mit 22 Prozent die größte Entgeltlücke.

Auch ist die Lage für Frauen auf dem Arbeitsmarkt im Land Bremen im Bundesvergleich schlecht: Laut Mikrozensus 2022 sind nur 67,8 Prozent der Frauen sind erwerbstätig. Zudem arbeiten seit 2019 mehr Frauen in Teilzeit als in Vollzeit, nämlich 51 Prozent.

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