Gemeinsam gegen Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen
07.07.2010Immer öfter werden Kinder und Jugendlich mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. 402 Kinder und Jugendliche waren es im Land Bremen im letzten Schuljahr (2008/09), fast die Hälfte von ihnen war unter 16 Jahren alt.
„Wir erkennen zwei gegenläufige Trends“, so Dr. Joachim Schuster, Staatsrat im Sozialressort. Einerseits habe die Anzahl der Jugendlichen, die Alkohol trinken, in den vergangenen Jahren abgenommen und gleichzeitig habe der exzessive Alkoholkonsum bei denjenigen, die trinken, zugenommen. Sich schnell und stark zu betrinken, ist bei vielen Jugendlichen noch immer angesagt und eine Art Freizeitbeschäftigung“, so Schuster weiter.
„Dieser Herausforderung stellt sich Bremen nun mit einer abgestimmten Strategie, dem Konzept ‚Voll im Blick’“, ergänzte Innensenator Ulrich Mäurer. Zusätzlich zu den vielfältigen Maßnahmen der Suchtprävention werde so ein Beitrag zum sofortigen Eingreifen bei Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen geleistet. „Dafür arbeiten Polizei, Schule, Krankenhäuser und Beratungsstellen eng zusammen, ohne dabei den Datenschutz zu verletzen“, so Mäurer weiter.
Kinder oder Jugendliche, die betrunken aufgegriffen werden, sollen künftig nicht nur durch Polizei, Lehrerschaft oder Klinikpersonal beraten werden. „Mit Einverständnis der Eltern und Jugendlichen können die Betroffenen direkt an das Zentrum für schülerbezogene Beratung vermittelt werden. Dort sollen etwa zwei Wochen nach der Trunkenheit Einzelberatungen und für geeignete Fälle auch Gruppenangebote wahrgenommen werden. Im Gruppenangebot werden den Kindern und Jugendlichen in drei Treffen von je eineinhalb Stunden die Wirkungsweise und die Gefahren des Alkohols bewusst gemacht“, sagte Rolf Günther vom Landesinstitut für Schule. Die Kinder und Jugendlichen würden außerdem lernen, ihr eigenes Konsumverhalten zu beobachten und zu kontrollieren und so Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen. Die Gruppenaktivitäten enthalten viele erlebnispädagogische Elemente und orientieren sich an Angeboten in anderen bewährten Projekten, die von den Teilnehmenden durchweg positiv beurteilt werden.
Derzeit werden vom Landesinstitut für Schule (Gesundheit und Suchtprävention) Vereinbarungen mit Bremer Krankenhäusern geschlossen. „Wenn ein Jugendlicher mit einer Alkoholvergiftung in die Klinik eingeliefert wird, machen wir uns große Sorgen. Vor allem geht es dann darum, weiteren Alkoholexzessen vorzubeugen. Wir sind deswegen sehr glücklich über das Angebot von „Voll im Blick“, Dr. Martin Claßen, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Krankenhaus Links der Weser.
Auch andere Institutionen - Ärzte und niedergelassene Therapeuten - werden einbezogen, wenn es im Verlauf der Beratungen sinnvoll erscheint und die Einwilligung der Betroffenen vorliegt. Bei Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung wird darüber hinaus sofort der Kinder- und Jugendnotdienst eingeschaltet.
Das Konzept „Voll im Blick“ entstand im Rahmen des Handlungskonzepts „Stopp der Jugendgewalt“. Es dient der Früherkennung von Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen und startet mit der Einführung in den Kliniken ab sofort. Bei dem Projekt kooperieren das Bildung-, das Sozial- und das Innenressort. Die Federführung für das Projekt hat das Landesinstitut für Schule.
Ansprechpartner für Anfragen:
Landesinstitut für Schule
Gesundheit und Suchtprävention
Rolf Günther
Große Weidestr. 4 | 28195 Bremen
Tel.: 0421-3618196
rguenther@lis.bremen.de
www.suchtpraevention-bremen.de