Die Komponistin und Professorin Younghi Pagh-Paan wurde heute (Mittwoch, 29. Oktober 2025) mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Bürgermeister Andreas Bovenschulte überreichte ihr die Auszeichnung im Kaminsaal des Bremer Rathauses. Sie erhält die Ehrung für ihr außergewöhnliches Lebenswerk: Pagh-Paan hat sich in besonderem Maße um die Neue Musik, den kulturellen Austausch und die Nachwuchsförderung verdient gemacht. Zur Verleihung war auch der Botschafter der Republik Korea, Lim Sang-beom, gekommen.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte: "Wer an Neue Musik denkt, der kommt an Professorin Younghi Pagh-Paan nicht vorbei. Sie hat dieses Genre geprägt wie kaum eine andere. Unermüdlich hat sie sich auch für den musikalischen Nachwuchs eingesetzt. Das von ihr gegründete 'Atelier Neue Musik' an der Hochschule für Künste strahlt weit über Bremen hinaus."
Geboren 1945 in Südkorea wuchs Younghi Pagh-Paan sowohl mit westlicher als auch traditioneller koreanischer Musik auf, die früh ihren musikalischen Horizont prägten. Von 1965 bis 1971 studierte sie an der Seoul National University, bis sie 1974 durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) nach Deutschland kam. Sie setzte ihr Studium an der Musikhochschule Freiburg bei renommierten Lehrenden wie Klaus Huber, Brian Ferneyhough, Peter Förtig und Edith Picht-Axenfeld fort und schloss es 1979 erfolgreich ab.
Die politischen Unruhen in Seoul 1968 prägten die junge Musikstudentin nachhaltig. Für sie wurde klar, dass fortschrittliches Komponieren in Korea nicht durch die bloße Nachahmung westlicher Vorbilder gelingen kann, sondern dass eine neue koreanische Musik ihre eigenen kulturellen Wurzeln berücksichtigen muss.
Seit den 1970er Jahren widmet sich Younghi Pagh-Paan mit großer künstlerischer Kraft der Verbindung dieser musikalischen Welten. International bekannt wurde sie bei den Donaueschinger Musiktagen 1980. Ihre Werke, die das Wesen der koreanischen Musikkultur mit differenzierten westlichen Kompositionstechniken neu interpretieren, fanden zunehmend Beachtung bei bedeutenden Festivals Neuer Musik in ganz Europa.
1994 wurde Younghi Pagh-Paan zur Professorin für Komposition an die Hochschule für Künste Bremen berufen, wo sie das "Atelier Neue Musik" gründete und über viele Jahre leitete. Dieses Atelier entwickelte sich zu einer wichtigen Werkstatt für zeitgenössische Musik, die weit über Bremen hinausstrahlt und zahlreiche heute renommierte Komponistinnen und Komponisten hervorgebracht hat.
Die Verdienste von Professorin Pagh-Paan liegen nicht nur in ihrem künstlerischen Rang und ihren innovativen Beiträgen zur Entwicklung der Neuen Musik, sondern auch in ihrem Engagement für den interkulturellen Dialog und die Förderung des künstlerischen Nachwuchses. Sie setzt sich zudem für eine weibliche Perspektive auf Geschichte und Gesellschaft ein und ist eine prägende Persönlichkeit im koreanisch-deutschen Kulturaustausch.
Für ihr Lebenswerk erhielt Professorin Pagh-Paan zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, darunter den UNESCO-Rostrum-Preis in Paris (1979) und den "Bogwan"-Orden der südkoreanischen Regierung (2018). Die Freie Hansestadt Bremen ehrte sie 2010 mit der Medaille für Kunst und Wissenschaft, und 2020 wurde ihr der Große Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste verliehen.
Im Jahr 2013 übergab Professorin Pagh-Paan ihre kompositorischen Dokumente der Paul Sacher Stiftung in Basel, wo sie dauerhaft archiviert und der internationalen Musikforschung zugänglich gemacht werden. Derzeit bereitet sie die Gründung einer eigenen Stiftung vor, die sich der Förderung zeitgenössischer Musik mit besonderem Fokus auf die jüngeren Generationen widmen wird.
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