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Bürgermeister Bovenschulte: Lokale Partnerschaften haben politische Kraft

XX. Viadrina-Preis für Städtepartnerschaft Danzig-Bremen

05.10.2021

Die seit 45 Jahren bestehende Städtepartnerschaft Danzig-Bremen ist heute (5. Oktober 2021) in Frankfurt/Oder mit dem XX. Viadrina-Preis der Europa-Universität ausgezeichnet worden. "Als positives Beispiel deutsch-polnischer Beziehungen strahlt sie auf die Gesellschaft in beiden Ländern aus“, heißt es in der Begründung. Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte nahm die Auszeichnung aus den Händen der Präsidentin der Viadrina-Universität, Prof. Dr. Julia von Blumenthal, zusammen mit seiner Danziger Amtskollegin, Stadtpräsidentin Aleksandra Dulkiewicz, entgegen.

In seiner Dankesrede zeigte Bovenschulte sich hoch erfreut über die Auszeichnung. Die Städtepartnerschaft zwischen Bremen und Danzig sei aber auch etwas Besonderes, betonte er: "Als Bremen und Danzig den Vertrag unterzeichneten, trennte der Eiserne Vorhang nicht nur die Staaten, sondern auch die Städte, trennte Familien und Freunde. Die Städtepartnerschaft hat von Beginn an dazu beigetragen, diese Grenzen zu überwinden, Brücken zu schlagen und die Trennung nicht einfach zu akzeptieren." Damit habe sie auch demonstriert, welche Kraft einem solchen lokalen Projekt innewohnt: "Bürgermeister Hans Koschnick und sein polnischer Kollege, der Stadtpräsident Andrzej Kaznowski haben 1976 schon erkannt, wie wichtig die Rolle der Städte und ihrer Zusammenarbeit über Grenzen hinweg für die Sicherung des Friedens in Europa und die Bewahrung der Demokratie war und ist, als sie die erste Städtepartnerschaft zwischen einer westdeutschen und einer polnischen Stadt besiegelten. Sie war die Konkretisierung der Entspannungspolitik von Willy Brandt auf regionaler, städtischer Ebene."

Preisgeld finanziert Übersetzung und Herausgabe eines Buches über Bremer Solidarność-Büro

Ein "herausragendes Beispiel", so Bovenschulte, dafür zeigte sich nur fünf Jahre nach den Unterschriften unter den Partnerschaftsvertrag: Die Aufnahme der Delegation der Danziger Solidarność-Gewerkschaft 1981 in Bremen. Sie war am Tag der Verhängung des Kriegsrechts in Polen in Bremen "gestrandet". Bovenschulte: "Mit Unterstützung zahlreicher Bremerinnen und Bremer, nicht zuletzt durch den Weitblick von Hans Koschnick konnte sie ein erstes Exilbüro der Solidarność von Bremen aus aufbauen." Der Bremer Historiker Rüdiger Ritter hat diese Ereignisse historisch untersucht, beleuchtet und fachkundig eingeordnet. Dieses Buch soll jetzt finanziert durch das Preisgeld des Viadrina-Preises ins Polnische übersetzt und in der Schriftenreihe des Solidarność-Zentrums veröffentlicht werden.

Diese Partnerschaft stehe für die Werte einer solidarischen und friedlichen Gesellschaft, für ein geeintes und demokratisches Europa. Direkt an seine Kollegin Dulkiewicz adressiert sagte Bovenschulte: "Nicht nur die Städte und ihre Stadtgesellschaften vertreten diese Werte, sondern auch wir beide teilen europäische Ideale. Das ist gerade für Sie bestimmt nicht immer einfach. Als Partnerstädte gehen wir gemeinsam dagegen an, dass vielerorts autoritäre politische Strömungen erstarken. Im Sinne der 'Städtediplomatie' leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung und zum Zusammenhalt in Europa, zur Rechtsstaatlichkeit und Demokratie."

Doch in der Tat sei diese Städtepartnerschaft eine, die die offizielle Ebene längst hinter sich gelassen hat, war Bovenschulte wichtig zu betonen. Der Viadrina-Preis gehe daher auch an die vielen Menschen, die sie in den zurückliegenden 45 Jahren gelebt haben: "Ich erinnere aber vor allem auch an die Bürgerinnen und Bürger, die zahllosen Vereine, Initiativen, Schulen und Orchester, die Pfadfinder, die Gewerkschaften, die Wissenschaftler und Verwaltungsleute, die unermüdlich neue Kooperationen stiften – man kann sie gar nicht alle aufzählen."

Erinnerung an Pawel Adamowicz

Und eine Person griff Bovenschulte dann noch besonders heraus – Pawel Adamowicz, den 2019 ermordeten Stadtpräsidenten Danzigs: "Stellvertretend für ihn nehmen wir diesen Preis posthum entgegen. Pawel Adamowicz hat nicht nur diese Partnerschaft, sondern die deutsch-polnische Zusammenarbeit geprägt wie kein Zweiter." Adamowicz stand in den Augen Bovenschultes für Frieden, Versöhnung und Begegnung und trat für eine offene und solidarische Gesellschaft ein. "Dieses Engagement musste er mit dem Leben bezahlen. Ihm wollen wir diesen Preis heute widmen." Sein Bruder Piotr Adamowicz – Journalist, politischer Berater und Abgeordneter – war bei der Preisverleihung zugegen.

Ansprechpartner für die Medien:
Christian Dohle, Pressesprecher des Senats, Tel.: (0421) 361- 2396, E-Mail: christian.dohle@sk.bremen.de