Rechtsanspruch kann erstmals erfüllt werden
10.04.2025Der massive Ausbau der Kindertagesbetreuung der vergangenen Jahre zeigt Erfolge. Bremen wird in diesem Sommer erstmals in der Lage sein, in nahezu allen Stadtteilen allen angemeldeten Kindern einen Krippen- oder Kitaplatz anzubieten.
Dies ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass es einerseits gelungen ist, entgegen dem Bundestrend den Platzausbau weiter zu treiben, und dass sich andererseits die Zahl der Kinder stabilisiert hat.
Und es zeigt sich, dass die Zahl der Anmeldungen der in Bremen lebenden Kinder im Kitaalter, sinkt: In der Hauptanmeldephase bis Ende Januar sind dieses Jahr 7.110 Kinder angemeldet worden, im letzten Jahr waren es 7.864, ein Rückgang um fast zehn Prozent. Im gleichen Zeitraum sind rund 750 Plätze zusätzlich baulich geschaffen worden. Insgesamt ist das Angebot der Kindertagesbetreuung in Bremen seit 2014 um rund 23 Prozent gesteigert worden, damit übertrifft Bremen den Bundesschnitt von rund 19 Prozent deutlich. Allein seit 2021 haben wir rund 2.400 Kinder mehr in Betreuung gebracht.
Trendwende auch in ehemals problematischen Versorgungslagen gelungen
Über den Ausbau der Angebote der Kindertagesbetreuung ist es auch gelungen, ehemals problematische Versorgungslagen aufzulösen, zum Beispiel in Hemelingen, oder in Vegesack, wo noch vor drei Jahren mit nahezu 300 Kindern die meisten Familien ohne Betreuungsvertrag zu verzeichnen waren. Insgesamt ist nicht nur der Ausbau massiv vorangetrieben worden, gleichzeitig zeigte sich bei Trägern und Einrichtungen eine höhere Bereitschaft zum flexiblen Einsatz von im Vergleich zu Erzieherinnen und Erziehern weniger ausgebildeten Fachkräften wie zum Beispiel Tagespflegepersonen. Dies hat einen zusätzlichen Beitrag dazu geleistet, den durch Fachkräftemangel bestehenden baulichen Leerstand abzubauen.
Die Senatorin für Kinder und Bildung, Sascha Karolin Aulepp, freut sich: "Der Ausbau der Kitas hat dazu geführt, dass sich die Betreuungssituation in den meisten Stadtteilen Bremen deutlich verbessert hat. Auch der Weg der personellen Öffnung hat sich bewährt. Vorhandene Räumlichkeiten können genutzt werden, auch dank des flexiblen Einsatzes etwa von Kindertagespflegepersonen. Diese positiven Entwicklungen wollen wir weiter vorantreiben."
Personalgewinnung ist entscheidend – Öffnung und Fachkräftequalifikation
Nach wie vor ist für eine anhaltende Trendwende die Personalgewinnung entscheidend: Ob alle von den Trägern gemeldeten Plätze tatsächlich und auch für die Familien im Alltag verlässlich an Kinder vergeben werden können, hängt wesentlich davon ab, dass die Träger das erforderliche Personal einstellen können. Deshalb muss sowohl die Fachkräftequalifikation konsequent weiterverfolgt als auch mehr Menschen der Weg in das Berufsfeld Kindertagesbetreuung eröffnet werden. Dies gilt auch mit Blick auf die erwartbaren zusätzlichen Fachkräftebedarfe für den ab 2026 greifenden Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung für Kinder im Grundschulalter.
Alle Stadtteile und alle Kinder in den Blick nehmen
Voraussichtlich wird es aber in wenigen Stadtteilen noch zu knappen Versorgungssituationen kommen. Hierzu zählen mit Gröpelingen, Huchting und Blumenthal drei der kinderreichsten Stadtteile, in denen in den letzten zehn Jahren die Bevölkerung gerade bei den Kindern exorbitant gewachsen ist. Besonders in diesen Stadtteilen liegt noch eine große Aufgabe vor uns.
Die große Aufgabe ergibt sich auch aus der Betreuungsquote, also dem Verhältnis von in Bremen lebenden Kindern im Krippen- oder Kitaalter zu den betreuten Kindern. Bremen ist es entgegen des Bundestrends in den zurückliegenden Jahren gelungen, die Betreuungsquote zu steigern. Trotz dieser Fortschritte zeigt der Blick auf die noch nicht betreuten Kinder, aber auch der Vergleich mit anderen Bundesländern, dass in Bremen mit Betreuungsquoten von rund 30 Prozent im Krippen- beziehungsweise rund 85 Prozent im Elementarbereich noch deutlicher Aufholbedarf besteht.
Besondere Bevölkerungsstruktur Bremens gebietet aktive Angebotsorientierung
Gestiegen sind demgegenüber die proaktiven – und erfolgreichen – Anmeldungen der Kinder mit Sprachförderbedarf durch die Senatorin für Kinder und Bildung (213 Kinder zum Kitajahr 24/25, 232 Kinder zum Kitajahr 25/26).
Hier wie auch bei der Betreuungsquote wirkt sich unmittelbar die Zusammensetzung der Kinder aus: Die Familien, die erschwerten Zugang zur Kindertagesbetreuung haben, die den Rechtsanspruch ihrer Kinder auf einen Kitaplatz seltener geltend machen, machen in Bremen einen weit höheren Anteil aus als im Bundesschnitt. Das betrifft insbesondere Familien mit Migrationsgeschichte, deren Kinder bundesweit seltener eine Kita besuchen. Da der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund in Bremen mehr als doppelt so hoch ist wie im Bundesdurchschnitt, führte das in der Vergangenheit dazu, dass die nachfragegesteuerte Angebotsplanung deutlich hinter den tatsächlichen Bedarfen zurückblieb.
Weil es gerade für diese Kinder immanent wichtig ist, von früher Bildung vor der Einschulung zu profitieren, von den Angeboten der Kindertagesbetreuung, vom sozialen Miteinander und nicht zuletzt vom Sprachförderangebot in den Kitas, ist es notwendig, jetzt auf Angebotsorientierung zu setzen und nicht allein auf die Befriedigung einer aktiven Nachfrage, und dabei vorrangig den Elementarbereich in den Blick zu nehmen. Diese Umstellung ist mit der verbindlichen und proaktiven Anmeldung von Kindern mit Sprachförderbedarf in den ersten Schritten vollzogen, mit großem Erfolg für diese Kinder, die ansonsten vor der Einschulung keine Kita besucht hätten. Dieser Weg auf die Familien zu muss konsequent weiter fortgesetzt werden.
"Wir sind auf dem richtigen Weg, aber der Ausbau muss weitergehen", erklärt die Senatorin Aulepp. "Besonders wichtig ist es, die Familien zu erreichen, bei denen uns das noch nicht gelungen ist. Damit gerade die Kinder von den Kita-Angeboten profitieren, bei denen die Herausforderungen besonders groß sind und viele etwa Sprachförderung brauchen, um einen guten Schulstart zu haben. Perspektivisch müssen wir gerade in diesen Quartieren Gruppengrößen reduzieren und Fachkräfte entlasten."
Ansprechpartnerin für die Medien:
Patricia Brandt, Pressesprecherin bei der Senatorin für Kinder und Bildung, Tel.: (0421) 361-2853, E-Mail: patricia.brandt@bildung.bremen.de