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Senatskanzlei

Bremen nimmt Abschied von einem Ehrenbürger

Trauerfeier für Prof. h.c. Dr. Klaus Hübotter in der Oberen Rathaushalle

20.07.2022

Mit einer Gedenkfeier in der Oberen Rathaushalle hat sich Bremen heute (20. Juli 2022) von seinem Ehrenbürger Prof. h.c. Dr. Klaus Hübotter verabschiedet. Hübotter war am 21. Juni im Alter von 92 Jahren verstorben. Seit September 2010 war er Ehrenbürger der Stadt Bremen. Der Senat hatte den Bauunternehmer und Mäzen für sein vielfältiges Engagement geehrt. Dies, so betonte Hübotter immer wieder, war ihm eine "ganz erhebliche Verpflichtung" der Freien Hansestadt Bremen gegenüber. Neben Bovenschulte ergriffen auch mehrere Weggefährtinnen und Weggefährten Hübotters das Wort.

Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte bei seiner Rede zur Erinnerung an den verstorbenen Ehrenbürger Prof. Dr. Klaus Hübotter. Foto: Senatspresssestelle
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte bei seiner Rede zur Erinnerung an den verstorbenen Ehrenbürger Prof. Dr. Klaus Hübotter. Foto: Senatspresssestelle

Hübotter wurde am 17. Mai 1930 in Hannover geboren. Er studierte Jura in Hamburg und promovierte mit dem Thema "Die Planung einer Stadt – Rechts- und Organisationsfragen beim Bau neuer Gemeinden in der Bundesrepublik". Hübotters Leitsatz "Du baust wie Du bist" wurde zu einem geflügelten Wort in der Stadt. Und er findet sich auf vier Büchern Hübotters, in denen seine Projekte dokumentiert sind. Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte nahm das in seiner Traueransprache auf: "Sie durchzublättern, ist wie ein Ritt durch bremische Geschichte." Denn die Spuren Hübotters Tätigkeit als Bauunternehmer finden sich an etlichen prominenten Stellen in der Stadt.

Bovenschulte: "Bremen hat Klaus Hübotter viel zu verdanken"

Bürgermeister Bovenschulte: "Bremen hat Klaus Hübotter viel zu verdanken. Er hat Baukultur geschaffen. Nicht umsonst wurde er 2007 mit dem ersten Bremer Preis für Baukultur ausgezeichnet." Das vielleicht prominenteste Beispiel ist die "Villa Ichon". Bovenschulte: "Dieses Projekt hat nicht nur den Deutschen Preis für Denkmalschutz erhalten, sondern auch Hübotters persönliches und politisches Wirken an der Schnittstelle von Architektur, Kultur- und Friedenspolitik, seine persönlichen und politischen Überzeugungen und darüber hinaus sein mäzenatisches Engagement nachhaltig untermauert." Die "Villa" und der ihren Namen tragende Kultur- und Friedenspreis stehen damit exemplarisch für die städtebaulichen wie auch ideellen Impulse Hübotters für die Stadt und Zivilgesellschaft.

Der ehemalige Bürgermeister Dr. Henning Scherf erinnerte an Hübotter mit den Worten: "Klaus ist sein Leben lang ein aufrechter Linker mit großem Tatendrang und viel Erfolg gewesen." Und seine Frau Luise Scherf, die Hübotter über die Aktivitäten in der "Villa Ichon" zu einer Freundin wurde, sagte: "Von Heinrich Heine stammt der schöne Satz 'Unter jedem Grabstein ist eine ganze Welt begraben'." Claudia Seidel vom Hafenmuseum im Speicher XI würdigte Hübotter: "Klaus Hübotter hat in dieser Stadt so viele Spuren hinterlassen, architektonische wie kulturelle. Für uns im Hafenmuseum sind es jedoch vor allem die menschlichen Spuren, die er bei uns hinterlassen hat und deretwegen wir ihn sehr vermissen."

Auch der ehemalige Bürgermeister Dr. Henning Scherf und seine Frau Luise erinnerten an Hübotter. Foto: Senatspressestelle
Auch der ehemalige Bürgermeister Dr. Henning Scherf und seine Frau Luise erinnerten an Hübotter. Foto: Senatspressestelle

Scheinbar unmögliche Projekte realisiert

Hübotter kam nach seinem Studium 1961 nach Bremen, wo er 1964 Bauunternehmer mit dem Schwerpunkt anspruchsvolle Architektur für Neubauten sowie den Erhalt und die Umnutzung von historischer Bausubstanz oder anderer bedeutender Gebäude wurde. So wurde der Name Hübotter zu einer Institution in Bremen. Er prägte und veränderte das architektonische Gesicht der Stadt entscheidend. Viele scheinbar unmögliche Bauprojekte wurden von ihm angegangen und realisiert. Etwa die Sanierung sowie der Um- und Ausbau des Speichers XI als Platz für Studierende der Hochschule für Künste und privates Hafenmuseum in der Überseestadt. Oder der Erhalt und die Sanierung des Bamberger Hochhauses im Stephaniviertel, das heute die Volkshochschule beherbergt. Die Umnutzung des ehemaligen Radio Bremen-Geländes mit dem Konzertort Sendesaal gehört zu den Zeugnissen Hübotters Engagements wie auch Umbau, Sanierung und Einrichtung des Haus der Wissenschaft. Und am Anfang von Allem stand die Rettung des alten Schlachthofes und dessen Umbau in Bremens erstes großes Soziokulturzentrum. Auch das eine Botschaft.

Bovenschulte: "Hübotter sah in alten Gebäuden und Denkmälern vor allem auch deren Bedeutung für die Menschen in ihrer Umgebung: Über die subtilen Botschaften der gebauten Umwelt, über die Geschichten ihrer Bewohner und Nutzer, die sie über Generationen in die Zukunft tragen, definieren sie maßgeblich die Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt und ihrer Umgebung mit. Bauten (besonders die alten) tradieren Werte, Kultur und Geschichte. Klaus Hübotter hat ihre Bausubstanz gerettet – und er hat gleichzeitig für deren Zukunft gesorgt und gesellschaftliches Leben in ihnen verankert. Das ist ungewöhnlich, einfach einzigartig und herausragend. Und dabei hat Klaus Hübotter oftmals auch noch die Schwachen, Armen und irgendwie Randständigen gestützt."

Viele Wegbegleiter und Freunde verabschiedeten sich von Klaus Hübotter. Foto: Senatspressestelle
Viele Wegbegleiter und Freunde verabschiedeten sich von Klaus Hübotter. Foto: Senatspressestelle

Linkes Engagement

Denn auch das ist ein zentraler Teil des Lebens Hübotters: Er war ein überzeugter "Linker" und bekannte sich stets dazu. Bovenschulte: "Seine Karriere hatte durch das politische Engagement in der KPD und der dann verbotenen FDJ in den 50er Jahren nicht ohne Hürden und Brüche begonnen, eine Untersuchungshaft und später die Verurteilung als 'Rädelsführer einer verfassungsfeindlichen Vereinigung' kamen dauerhaft in den Lebenslauf. Klaus Hübotter blieb dennoch linken Gruppen und Projekten eng verbunden. Er leitete aus den Erkenntnissen der Kriegs- und Nachkriegszeit heraus den festen politischen Willen zur Veränderung der Gesellschaft ab und hatte sich eindeutig und zwar auch parteipolitisch 'links' positioniert."

Diese Verknüpfung architektonischer und städteplanerischer Aktivitäten mit politischen Grundüberzeugungen machen das Besondere an Hübotters Tätigkeit als Bauunternehmer aus. Sie wurde mit der Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Bremen gewürdigt. Und der promovierte Jurist Hübotter brachte es so nicht auch zu einer Mitgliedschaft im Bund Deutscher Architekten und die Hochschule Bremen verlieh ihm eine Ehrenprofessur in diesem Fach.

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