Sie sind hier:

Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto Ausstellung „Denkort Bunker Valentin“ in der Unteren Rathaushalle

09.05.2007

Die Ausstellung ist keine leichte Kost. Sie geht unter die Haut: Seit heute wird in der Unteren Rathaushalle die Präsentation „Denkort Bunker Valentin - Marinerüstung und Zwangsarbeit“ gezeigt. Wer sie besucht, wird Beklemmung, Wut und Scham über das Geschehene spüren. Die Wucht und die Kälte der bedrohlich wirkenden Betonwände des ehemaligen U-Boot-Bunkers in Bremen-Farge kommen sehr nah. Rund 12.000 Menschen mussten an diesem gigantischen Projekt der Marinerüstung im Zweiten Weltkrieg zwangsweise arbeiten. Mehr als 1.100 Männer und Frauen haben die Strapazen nicht überlebt. Bis heute steht der Bunker nahezu unverändert an der Weser – ein unübersehbares Zeugnis für die nationalsozialistische Eroberungs- und Vernichtungspolitik, ein Symbol für Rassismus, für Rüstungswahn und technischen Fortschritt im Zweiten Weltkrieg.

62 Jahre gab es dort keine Dokumentation. Nun ist erstmalig eine Ausstellung zur Geschichte des U-Boot-Bunkers in Bremen-Farge entwickelt worden, die von heute an bis zum 6. Juni täglich von 10-18 Uhr in der Unteren Rathaushalle zu sehen ist. Danach (ab 25. Juni) wird sie direkt vor Ort im U-Boot-Bunker in Farge gezeigt. Die Ausstellung wurde in einem Bremen und Niedersachsen übergreifenden Projekt entwickelt, gefördert vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. Zuvor hatten die Landeszentrale für politische Bildung Bremen und die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, in Zusammenarbeit mit dem Verein „Geschichtslehrpfad Lagerstrasse e.V.“, dem Verein „Erinnern für die Zukunft e.V.“ und dem Institut syn der Hochschule für Künste die Geschichte dieses Ortes erforscht. Absolventen der Hochschule für Künste haben das Konzept für die Ausstellung mit großem Einfühlungsvermögen umgesetzt.


Zwangsarbeit im Bunker Valentin


Im ersten Teil „Seekrieg – Propaganda und Mythen um das U-Boot“ wird die Rolle der Marine gezeigt, die bis heute in Deutschland nicht intensiv aufgearbeitet worden ist. Der Hauptteil widmet sich dem Bunkerbau sowie dem rücksichtslosen Einsatz von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen. Dabei geht es auch um das Verhalten der Dorfbevölkerung, in deren unmittelbarer Nähe alles geschah, und um die Nachkriegsgeschichte des Bunkers. Die Schau ist damit keineswegs abgeschlossen – sie soll später um zusätzliche Themenfelder erweitert werden. So sollen der Bunker, die noch vorhandenen Ruinen des Marine-Tanklagers, die Unterkunftslager der Kriegsgefangenen, KZ-Häftlinge, Gestapo-Gefangenen und zivilen Zwangsarbeiter, der Hospitalfriedhof und die früheren Massengräber in einer künftigen „Erinnerungslandschaft“ miteinander verknüpft werden.

Heute nutzt die Bundeswehr den Bunker als Marinematerialdepot. Dank des Engagements der Mitarbeiter kann er besucht werden. Im Jahre 2010 wird die Bundeswehr ihr Depot im Bunker aufgeben. Niedersachsen und Bremen suchen daher jetzt nach einer Lösung, um den Bunker als herausragenden Bestandteil der Erinnerungslandschaft Farge/Schwanewede für die Bildungsarbeit zu erhalten. Bürgermeister Jens Böhrnsen: „Der Bunker Valentin spiegelt wie kein anderes Monument die Menschenfeindlichkeit des nationalsozialistischen Größenwahns. Ich halte es für unerlässlich, den Bunker Valentin als Ort des Erinnerns und Gedenkens zu erhalten. Ich erwarte vom Bund, dass er die Verantwortung für dieses einzigartige Denkmal von nationaler Bedeutung anerkennt und einen Weg findet, um dieser Verantwortung durch den Erhalt als Gedenkstätte gerecht zu werden“.