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Senatskanzlei

Neujahrsempfang des Senats im Zeichen des Rathausjubiläums

100 Jahre Neues Rathaus – Empfang auch für das Konsularische Korps

10.01.2013

Das Neue Rathaus kann in diesem Jahr seinen hundertsten Geburtstag feiern. Ein schönes Jubiläum, das es zu würdigen gilt und das den diesjährigen Neujahrsempfang am Mittwoch, dem 16. Januar in besonderer Weise prägen wird. Traditionell hat Bürgermeister Jens Böhrnsen wieder Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und weiteren gesellschaftlichen Bereichen zu dem Empfang in die Obere Halle des Rathauses eingeladen. Als Gastrednerin wird er Dr. Rosemarie Wilcken (Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und langjährige Bürgermeisterin der UNESCO-Welterbestadt Wismar begrüßen. Sie wird aus Anlass des Jubiläums zum Thema "Das Rathaus als Stätte kommunaler Selbstverwaltung" sprechen. Für die musikalische Umrahmung werden die Bremer Philharmoniker sorgen.

Nach dem Festakt sind die Gäste eingeladen, sich die Räume des Neuen Rathauses anzusehen. Dazu liegen Informationsmaterialien aus, die die Besonderheiten des Anbaus an das Alte Rathaus erläutern und Festsaal, Kaminsaal, das Gobelinzimmer sowie den Senatssaal vorstellen. Auf dem neuen Monitor in der Wandelhalle stimmen Fotos mit Impressionen aus den Räumen die Gäste auf deren Bedeutung und Schönheit ein.

Vor dem allgemeinen Rathausempfang in Verbindung mit dem offiziellen Festakt für das Neue Rathaus wird Jens Böhrnsen die Vertreterinnen und Vertreter des konsularischen Korps aus Bremen sowie der für Bremen zuständigen auswärtigen Konsulate im Kaminsaal des Rathauses empfangen. Bei diesem Zusammentreffen sprechen auch Doyen Hans-Christoph Enge (Honorarkonsul des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland) sowie Doyen Manuel Fernández Salorio (Generalkonsul der Republik Argentiniens).

100 Jahre Neues Rathaus

Das Neue Rathaus feiert in diesem Jahr seinen hundertsten Geburtstag. Als am 16. Januar 1913 der Anbau unmittelbar an das alte, 1405 erbaute Bremer Rathaus seiner Bestimmung übergeben wird, ist das ein ganz besonderer Tag für Senat, Bürgerschaft und nicht zuletzt für alle Bremerinnen und Bremer. Lange wurde gestritten und gerungen um die Kosten und die Finanzierung, um den besten architektonischen Entwurf. Entstanden ist schließlich ein Bau, der sich harmonisch anfügt an das alte, zurückhaltend und doch mit eigenständigem Charakter.

Beginn des 20. Jahrhunderts: Das alte Stadthaus gleich neben dem Rathaus mit der dort untergebrachten Regierungskanzlei, mit Beratungszimmern, dem Archiv und der Polizeiverwaltung platzte aus allen Nähten. Zugleich mangelte es an Kontor- und Schreibstuben. Ein neues Haus für gewachsene Aufgaben und Anforderungen war unumgänglich – zumal sich zwischen 1875 und 1905 die Einwohnerzahl Bremens verdoppelt hatte – von 102.499 Einwohnerinnen und Einwohnern auf 214.953.

Das alte Stadthaus sollte also abgerissen werden, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Bürgerschaft und Senat debattieren und stritten lange um die Finanzierung. Doch am Ende wurde mit Mehrheit der Bau beschlossen – nicht zuletzt unter dem Einfluss des vermögenden Kaufmannes Franz Schütte, der sich vehement für den Neubau eingesetzt hatte. Er bot seinerzeit an, der Stadt Gelände zwischen Eisenbahn und Parkallee abzukaufen unter der Bedingung, dass ein Neubau des Stadthauses beschlossen wird. Damit sollten die Kosten gedeckt werden.

Nach dem Beschluss zum Neubau wurden Architekten aus ganz Deutschland aufgerufen, ihre Pläne für ein solches Vorhaben einzureichen. Gefordert war, einen Anbau zu entwerfen, der "bei freier Wahl des Stils sich dem Rathause, ohne die ehrwürdige Erscheinung desselben zu beeinträchtigen, zu einem harmonischen Gesamtbild anschließt und dessen Räume nur zu Regierungs- und Repräsentationszwecke dienen sollen". Es war also "taktvolle Zurückhaltung" gefragt, denn die unvergleichlich schöne Wirkung des alten Rathauses sollte nicht gestört und dominiert werden.

105 Architekten beteiligten sich - aber keiner der Entwürfe, die dem Preisgericht vorgelegt wurden, entsprachen den Vorstellungen. Schließlich wurde 1907 ein zweiter Wettbewerb ausgeschrieben wird, mit Beschränkung der Teilnehmer auf 15. Ohne Kenntnis der Person sollte die Jury auswählen, die Architekten benutzten Kennwörter statt Namen. Die Wahl fiel auf den Münchener Architekten Gabriel von Seidl, der übrigens als Preisrichter bereits im ersten Wettbewerb gesessen hatte, sich also über fünf Jahre intensiv mit dem Projekt beschäftigt hatte.

Seidl, der bereits in München bedeutende Bauten realisiert hatte, erwies sich als Glücksgriff. Er brachte den mittelalterlichen Hallenbau in harmonischen Einklang mit dem Neuen, ordnete den dreimal so großen Neubau dem alten gotischen Rathaus behutsam unter, ohne ihm die eigenständige Wirkung zu nehmen. Er verzichtete auf üppige ornamentale Gestaltung, entschied sich für einen dezent-verhaltenen Fassadenschmuck. Er ließ die neuen Dächer tiefer legen als die des Alten Rathauses, die Nordfassade erhielt eine zweigeschossige, hervorspringende Fenstergruppe in Anlehnung an den Erker des alten Rathauses.

Die bildnerische Gestaltung der Skulpturen an der Hauptfront und an der Anschlussfassade übernahm der Bildhauer Prof. Julius Seidler. Mit den Figuren (alt- und neutestamentarische Themen) wurde angeknüpft an die bildnerische Gestaltung des Alten Rathauses.

Die Begeisterung der Senatoren über den gelungenen Bau des Neuen Rathauses lässt sich heraushören aus den Worten des damaligen Senators Friedrich Nebelthau bei der Einweihungszeremonie 1913: "Ist uns der Bau nicht schon so vertraut, als ob er bereits lange so gestanden hätte? Wie schmiegt er sich dem alten Rathaus an, ohne in Nachahmung zu verfallen? Zu einem wundervollen Akkorde vereinigen sich die von beiden Häusern ausgehenden Wirkungen, und die leichten Abweichungen von der geraden Linie und die von der strengen Regelmäßigkeit versetzen uns in behagliche Stimmung."

Im Jahre 2004 wurde das Bremer Rathaus zusammen mit dem Roland in die Liste der kulturellen UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Ausdrücklich bezieht sich diese Auszeichnung auch auf das Neue Rathaus von 1913 – als authentisch erhaltenes, hervorragendes Beispiel für den Architekturtyp Rathaus.