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Der Senator für Kultur

Residenzen für die Spielzeit 2024/2025 im Zentrum für Kunst stehen fest

Drei Mal Musik und zwei Mal Bühne

08.05.2024

Es waren keine leichten Entscheidungen, aus den insgesamt 49 Einreichungen fünf Bewerbungen auszuwählen, die eine einjährige Residenz am Zentrum für Kunst in Bremen erhalten. Doch nach intensivem Austausch haben sich die Fachjurys für drei musizierende Ensembles und zwei darstellende Kollektive aus Bremen entschieden: Das Bremer Barockorchester mit Los Temperamentos, das franz ensemble, das Kindertheaterkollektiv Ka2OH, das Ensemble New Babylon sowie das TanzKollektivBremen bekommen mit einer Residenz am Zentrum für Kunst für die Spielzeit 2024/25 vom Senator für Kultur Bremen durch eine kulturfachliche, räumliche und infrastrukturelle Unterstützung jeweils eine Förderung im Gegenwert von rund 40.000 Euro für die Entwicklung von zwei neuen künstlerischen Produktionen.

Dazu Bremens Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz: "Kaum zu glauben, dass dieser kreative Ort das Referat einer Behörde ist. Schon in seinem zweiten Jahr erweist sich das Zentrum für Kunst als Gewinn für die freie Kunst- und Kulturszene in Bremen, weil hier engagierte und kreativ Schaffende die Chance haben, sich professionell und spartenübergreifend weiterentwickeln zu können. Der gemeinsame Erfolg von Kulturverwaltung, Kulturszene und Gesellschaft, das Zentrum für Kunst zu etablieren, wird nun messbar - umso mehr in Zeiten mit einer herausfordernden Haushaltslage. Aber: Dieser Erfolg unterstreicht gleichzeitig die Verpflichtung, dass alle Akteurinnen und Akteure auch in Zukunft gemeinsam an einem Strang ziehen, um den Kulturschaffenden in Bremen gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit bieten zu können."

Bremer Barockorchester und Los Temperamentos

Eine Residenz umfasst zwei musikalische Gruppen, da sowohl das Bremer Barockorchester als auch Los Temperamentos von Néstor Fabián Cortés Garzón künstlerisch geleitet werden. Während sich das Bremer Barockorchester rein aus Spezialisten der historischen Aufführungspraxis zusammensetzt und sich dem barocken und klassischen Orchesterrepertoire widmet, ist das Ensemble Los Temperamentos für die Symbiose lateinamerikanischer und europäischer Musikwelten international bekannt.

Das Ensemble Los Temeramentos vereint europäische und lateinamerikanische Klassik miteinander. Foto: Marco Moog
Das Ensemble Los Temeramentos vereint europäische und lateinamerikanische Klassik miteinander. Foto: Marco Moog

Die Residenz am Zentrum für Kunst nutzen diese beiden verbundenen musikalischen Gruppen, um sich vor allem auf die Entwicklung und das Austesten publikumsorientierter, neuer Aufführungsformate zu konzentrieren. In den "Baroque Chill-Out-Nights" werden ausgewählte, ruhige Musikstücke aus dem Repertoire des Bremer Barockorchesters live in einem verdunkelten Raum mit bequemen Sitz- und Liegemöglichkeiten gespielt. Das Bedürfnis nach Entspannung, dem Umfragen zufolge auch junge Menschen mit dem Einsatz klassischer Musik nachkommen, steht hierbei im Vordergrund. Fast gegensätzlich erscheint das zweite Vorhaben "Latin-Groove-Nights", diesmal für das Ensemble Los Temperamentos. Die Musikerinnen und Musiker arbeiten hierfür mit dem hochbegabten, jungen Instrumentalisten Leang Manjarrés und dem kolumbianischen Sänger und Tänzer Edwin Hoyos Osorio zusammen. Aus dieser Kooperation soll ein neues Genre kreiert werden, in dem sich Alte Musik, Traditionen der kolumbianischen Volksmusik und elektronische Loops miteinander vereinen.

franz ensemble

Das franz ensemble vereint Preistragende des ARD-Musikwettbewerbs, Professorinnen und Professoren, künstlerische Leitungspersonen renommierter Festivals, erfolgreiche Solistinnen und Solisten sowie Kammermusikerinnen und -musiker. Diese Gemeinschaft widmet sich dem umfangreichen Repertoire ausgefallener und größerer Besetzungen. Mit Blas-, Streich- und Tasteninstrumenten kann das franz ensemble eine enorme Vielfalt an Besetzungen realisieren, um sowohl dem Kernrepertoire, als auch unergründeten Schätzen der Musikliteratur eine frische und neue Stimme zu geben.

Das franz ensemble setzt sich aus Expertinnen und Experten höchster Klasse aus. Foto: Ervis Zika
Das franz ensemble setzt sich aus Expertinnen und Experten höchster Klasse aus. Foto: Ervis Zika

In ihrer Residenz am Zentrum für Kunst planen die Musikerinnen und Musiker sich intensiv mit der Beethoven Septett auseinanderzusetzen und sich dabei neuen Zielgruppen zu öffnen. Das Zusammentreffen mit Kindern, Seniorinnen und Senioren, der Nachbarschaft in Woltmershausen und anderen Kunstschaffenden im Rahmen mehrerer öffentlicher Proben steht dabei im Mittelpunkt. Des Weiteren stehen Konzerte der exklusiv für das franz ensemble neu arrangierten Scheherazade-Suite sowie die Uraufführung der Auftragskomposition von Keno Hankel auf dem Programm für die Spielzeit 2024/25.

Kindertheaterkollektiv Ka2OH

2019 gründete sich Ka2OH - Kollektiv für junges Publikum, bestehend aus den Freien Künstlerinnen Alexandra Benthin, Alex Gesch und Karina Schieck. Pädagogik, Tanz, Theater und eine langjährige Erfahrung der Kunstszenen in- und außerhalb Bremens bündelt sich in diesen drei Personen. Ihre gemeinsame Arbeit zeichnet sich durch eine forschende und themenoffene Haltung aus, sie wechseln innerhalb des Kollektivs ihre Rollen und holen sich bei der Verwirklichung ihrer Projekte und Stücke auch andere Expertinnen und Experten dazu.

Das Tanztheaterkollektiv Ka2OH entwickelt Tanz und Theaterstücke für junge Menschen. Foto: Ka2OH
Das Tanztheaterkollektiv Ka2OH entwickelt Tanz und Theaterstücke für junge Menschen. Foto: Ka2OH

"Ungeheuerlich Perfekt" ist das Motto, unter das Ka2OH die Residenz im Zentrum für Kunst selbst gestellt hat. Neben der Entwicklung der neuen Produktionen "Die wilden Schwäne" und "Die Stimme des Ozeans", steht vor allem eine Öffnung der eigenen Arbeit in produktionsgebundenen Workshops, regelmäßigen Aufführungen für Schulen, Kindergärten und Familien im Fokus. Geleitet werden die Künstlerinnen von Ka2OH dabei von dem Ziel, Theaterstücke inklusiv und auf Augenhöhe zu schaffen und Hemmschwellen beim – vor allem jungen – Publikum abzubauen.

Ensemble New Babylon

Ensemble New Babylon trägt seinen Namen aus der Idee heraus, Menschen verschiedenen Hintergrunds in der Musik zusammenzuführen und gemeinsam das Schöne im Ungewohnten und Neuen zu entdecken. Es ist ein festes Anliegen des 16-köpfigen Ensembles, durch die emotionale Kraft der Musik für mehr Toleranz und Verständnis gegenüber dem "Anderen” zu sorgen.

Das Bremer Ensemble New Babylon sucht Synergien zwischen Musikstilen für etwas Neues. Foto: Jakob Adolphi
Das Bremer Ensemble New Babylon sucht Synergien zwischen Musikstilen für etwas Neues. Foto: Jakob Adolphi

Im Zentrum für Kunst findet das Ensemble für ein Jahr einen festen Ort für mehrtägiges Proben und damit für die Weiterentwicklung seiner kreativen Arbeitsprozesse. Hieraus sollen bis zu fünf Projekte entstehen, die von Uraufführungen über Zusammenarbeiten mit Tänzerinnen und Jazz-Musikern reichen. Die Entscheidung, welches der Projekte umgesetzt wird, lassen die Künstlerinnen und Künstler offen, um den Begegnungen mit den anderen Residierenden im Zentrum für Kunst den nötigen Wirkungsraum zu geben. Ihr erstes Projekt steht jedoch bereits fest: Das Zusammenspiel mit den Jazz-Musikern des Ingen Navn Trio im September 2024.

TanzKollektivBremen

Das TanzKollektivBremen versteht sich als Plattform für zeitgenössischen Tanz und ist in Bremen bereits durch hochwertige Tanzproduktionen bekannt. Aktuell sind die Tänzerinnen und Choreografinnen Magali Sander Fett und Neus Ledesma Vidal sowie die Dramaturgin Judith Strodtkötter und die Kulturmanagerin Ulrike Osten am Kollektiv beteiligt. Für unterschiedliche Produktionen werden jeweils Gäste eingeladen. So ist auch für die einjährige Residenz eine Zusammenarbeit mit Tänzerinnen und Tänzern des Kollektivs "La Súbita" aus Barcelona für das neue Tanzstück "Paulas" geplant. Hierin wird Bezug auf das "Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag" von Paula Modersohn-Becker genommen, die 1906 mit diesem ersten weiblichen Selbstakt der Kunstgeschichte einen Meilenstein für weibliche Künstlerschaft über die Genres hinweg geschaffen hat.

TheaterKollektivBremen (v.l.n.r.): Magali Sander Fett, Neus Ledesma Vidal, Timoleon Papadopoulos: Foto: Ralf Kokemüller
TheaterKollektivBremen (v.l.n.r.): Magali Sander Fett, Neus Ledesma Vidal, Timoleon Papadopoulos: Foto: Ralf Kokemüller

In der zweiten neuen Produktion spielt das Publikum eine entscheidende Rolle. "Baile" möchte die Grenzen zwischen Publikum und Performenden, zwischen Bühne und Saal auflösen und die Massen zum Tanzen bringen. Inspiriert ist diese Idee von dem Baile Funk aus Brasilien, der seinen Ursprung in den dortigen Favelas hatte und mittlerweile in der breiten Bevölkerung große Begeisterung entfacht. Die Zusammenarbeit mit den brasilianischen Experten und Expertinnen Yago und Héricles aus Rio de Janeiro sowie DJ Rico-Danta und Soundkünstlerin Iona W. unterstützt das TanzKollektivBremen bei seinem Vorhaben, dem Phänomen auf den Grund zu gehen.

Das Zentrum für Kunst

Das Zentrum für Kunst im Bremer Tabakquartier ist dialogisch und partizipativ auf der Basis des vom Kulturressort initiierten Bremer Kulturförderberichts (2018) entwickelt worden: in moderierten und dokumentierten Gesprächen zwischen dem Kulturressort und den Künstlerinnen und Künstlern der Freien Szene Bremens. In dem gemeinsam entwickelten Format Denkzellen wurden Bedarfe ermittelt, Erwartungen formuliert und Visionen geteilt. Daraus entstanden ist ein Laboratorium sozialer und kreativer Fantasie, das auf konkrete Wünsche antwortet. Im Januar 2023 ist das Zentrum für Kunst eröffnet worden – mit Atelierplätzen für knapp 40 bildende Künstlerinnen und Künstler, zwei Bühnensälen und Probenräumen für die Sparten Tanz, Theater und Musik sowie multifunktionalen Räumen für eine variable Nutzung durch Szene und Verbände. Das Zentrum für Kunst, das als Referat des Senators für Kultur betrieben wird, ist ein Förderinstrument für professionelle Freie Künstlerinnen und Künstler in Bremen, deren aktive Mitarbeit an der Identität und am Leitbild des Hauses vorausgesetzt wird. Eigenverantwortung, Engagement und Entwicklungsspielraum sind im Zentrum für Kunst ein essenzielles symbolisches Kapital.

Künstlerische Fragen beantworten der externe Kurator des Zentrums für Kunst, Hans König, unter hanskoenig.zfk@gmx.de und Claudia Klocke, Presse Zentrum für Kunst, unter Telefon (0421) 361-32 461 oder claudia.klocke@kultur.bremen.de.

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Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de