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Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz

"Gewalt gegen Frauen geht uns alle an"

Frauensenatorin Claudia Bernhard fordert finanzielle Hilfe vom Bund

24.11.2023

Die Zahlen sind erschreckend: Laut UN-Angaben wurden im vergangenen Jahr etwa 89.000 Frauen und Mädchen weltweit ermordet. Damit ist die Zahl der Femizide so hoch, wie seit 20 Jahre nicht mehr. Auch die Zahlen der im März dieses Jahres veröffentlichten polizeilichen Kriminalstatistik des Landes Bremen sind besorgniserregend: 2.776 Betroffene von häuslicher Gewalt wurden 2022 in Bremen registriert. Die Zahl der Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen beziehungsweise Übergriffe ist von 128 Fällen (in 2021) auf 156 Fälle das dritte Jahr in Folge gestiegen.

Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am morgigen 25. November fordert Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz: "Gewalt gegen Frauen und Mädchen geht uns alle an. Diese alarmierenden Zahlen zeigen einmal mehr, wie wichtig ein gut funktionierendes Hilfesystem, bestehend aus Frauenhäusern, Beratungsstellen und Schutzeinrichtungen, ist. Wir sehen aber auch, dass die Finanzierung des Hilfesystems in Deutschland nicht ausreicht. Von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffene Frauen und Mädchen, bekommen häufig nicht sofort die benötigte Hilfe. Gerade in einer Situation, die physisch und psychisch sehr belastend ist, können Betroffene nicht wochenlang auf Hilfe warten. Es ist grob fahrlässig, dass der Bund sich nicht auskömmlich an der Finanzierung beteiligt. Das ist keine Sache der einzelnen Länder, sondern sollte auf Bundesebene endlich prioritär behandelt werden."

Sicherheitsbefragung im Land Bremen 2022 erhellt erstmals das Dunkelfeld
In der staatlichen Deputation für Inneres wurden Anfang dieser Woche die Zahlen der Sicherheitsbefragung im Land Bremen 2022 vorgelegt. Dabei wurde abgefragt, ob die Bremerinnen und Bremer Opfer von Straftaten wurden, darunter auch von Sexualdelikten. Frauen sind mit 14,9 Prozent häufiger von Sexualdelikten betroffen als Männer mit 12,0 Prozent. Eine Körperverletzung durch den (Ex-)Partner beziehungsweise die (Ex-)Partnerin erlebten 0,6 Prozent der Befragten. Außerdem sollten die Befragten beurteilen, ob sie Opfer mindestens einer Straftat aufgrund von bestimmten Merkmalen wurden. Dabei wurde mit deutlichem Abstand am häufigsten das Geschlecht beziehungsweise die geschlechtliche Identität als Grund angegeben (24,2 Prozent). "Die nun vorgelegte Sicherheitsbefragung in Bremen zeigt einmal mehr, dass Frauen viel häufiger von sexualisierter Gewalt, Partnerschaftsgewalt und Stalking betroffen sind und die Dunkelziffer extrem hoch ist. Die erschreckende Bilanz dabei ist, dass von allen abgefragten Delikten nur 2,5 Prozent aller Sexualdelikte zur Anzeige gebracht wurden", sagt Claudia Bernhard.

Auffällig ist, dass unter der Rubrik "Sexualdelikte" auch ein hoher Anteil des Tatbestandes des unerwünschten Sendens von Nachrichten mit sexuellen Inhalten fällt. Die Verbreitung bildbasierter sexualisierter Gewalt im digitalen Raum ist rasant gewachsen und spielt auch im Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention im Land Bremen eine wichtige Rolle. Die Landeskoordinierungsstelle Istanbul-Konvention veranstaltet dazu am 6. Dezember 2023 den Fachtag "Visuell, schnell, für immer? Bildbasierte sexualisierte Gewalt im digitalen Raum". Keynote-Speakerinnen sind Dilken Çelebi, Vorsitzende der Strafrechtskommission des Deutschen Juristinnenbundes, und Josephine Ballon, Geschäftsführerin und Head of Legal bei HateAid. In den beiden Vorträgen wird es insbesondere um den rechtlichen Rahmen zur Bekämpfung bildbasierter sexualisierter Gewalt im digitalen Raum gehen.

Interessierte können sich anmelden unter bremen-sagt-nein.de/fachtag-der-landeskoordinierungsstelle-istanbul-konvention/]

Hintergrund zur Sicherheitsbefragung:
Im Jahr 2022 wurden 28.800 Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren im Land Bremen anonym unter anderem zu ihrem Sicherheitsgefühl und ihren Erlebnissen als Opfer von Straftaten im Jahr 2021 befragt.

Insgesamt konnten 13.916 Fragebögen ausgewertet werden, die nach den Merkmalen Stadt, Geschlecht und Alter repräsentativ für das Land Bremen sind. 83,5 Prozent der Befragten wohnten in der Stadt Bremen und 16,5 Prozent in Bremerhaven; 51,0 Prozent gaben weiblich, 49,0 Prozent männlich und 0,3 Prozent divers als Geschlecht an. Das Durchschnittsalter betrug 49,5 Jahre, bei einer Spannweite von 16 bis 102 Jahren. Der Bericht zur Sicherheitsbefragung finden Sie auf der Webseite des Senators für Inneres und Sport unter www.inneres.bremen.de/dokumente/berichte-24169

Ansprechpartnerin für die Medien:
Kristin Viezens, Pressesprecherin der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: kristin.viezens@gesundheit.bremen.de