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Der Senator für Kultur

Mittelsteinzeitliche Feuerstellen an der neuen Feuerwache – Bislang ältester Siedlungsplatz Bremens entdeckt

Termin für die Medien am Mittwoch, 19. August 2020, 11 Uhr

17.08.2020

Pressemitteilung der Landesarchäologie Bremen: Für den Bau der neuen Feuerwache Nordost hatte Immobilien Bremen im Januar 2020 mit der Rodung des vorgesehenen Geländes am Hochschulring aufgenommen und die Landesarchäologie, die seither die Maßnahme begleitet, über die Details der geplanten Arbeiten informiert. Vor dem eigentlichen Bau ist aber ein immenser Bodenaustausch notwendig; dort anstehende mächtige Torfschichten, Reste eines alten Wümme- oder Weserflusslaufes, lassen keine Standsicherheit für die zukünftigen Gebäude zu.

Da bereits vor 50 Jahren beim Bau der nahen Universität steinzeitliche Funde geborgen worden waren, war das neue Bauvorhaben Anlass genug, diesen aktuellen Tiefeinblick zu nutzen und die Erdarbeiten von einer archäologischen Fachfirma begleiten zu lassen. Dies übernahm das Unternehmen Archaeofirm.

Der eigentliche Bauverlauf ist durch die Grabung nicht beeinträchtigt worden, denn das beauftragte Tiefbauunternehmen zeigte sich äußerst flexibel und verlagerte die Arbeiten zum Bodenaustausch auf andere Bereiche des ca. 1 Hektar großen Geländes. Ein zeitlicher Verzug ist daher bis jetzt nicht entstanden, versichert ein Sprecher von Immobilien Bremen. Für den Bau der Feuerwache im Passivhausstandard, die im Herbst 2022 fertig sein soll, stehen rund 15 Mio. € zur Verfügung.

Die seit Juni laufende Grabung hat bereits jetzt alle Erwartungen bei weitem übertroffen: Derzeit werden in der "Uniwildnis" die bisher ältesten Siedlungsüberreste im gesamten Land Bremen freigelegt. Sie stammen aus einer Zeit vor über 10000 Jahren, dem Mesolithikum (Mittelsteinzeit). Damals war der Mensch nach der letzten Kaltzeit noch nicht sesshaft und erwählte sich hier den Rand eines Dünenzuges als saisonalen Rastplatz im heutigen Oberblockland aus, der etwa Ost-West orientiert parallel zu dem heute längst verlandeten Fluss verlief. Hier betrieb er Jagd auf Rothirsch, Reh, Wildschwein und Hase, lebte vom Fischfang und ernährte sich vom Früchtesammeln – bis die Gruppe weiterzog. Von Ackerbau und Viehzucht waren diese Menschen noch weit, vielleicht 5000 Jahre, entfernt.

Diese frühesten Siedlungsspuren im Land Bremen sind vor allem die nur sehr schwach erkennbaren Erdverfärbungen von 13 bisher festgestellten Feuerstellen, äußerst passend zur zukünftigen Aufgabe des Neubaugebietes als Feuerwache. Diese und die Reste von etwa 10 Werkplätzen für die Herstellung von Feuersteingeräten sind durch eine Auelehmschicht relativ gut konserviert. Allerdings haben sich in den vollkommen entkalkten Sandböden nur die steinernen Objekte der frühen Siedler erhalten;, organische Artefakte wie Knochen und Holz, die es bei den Raststationen sicher auch gab, sind daher nicht mehr zu finden.

Bisher wurden an die 5000 vom Menschen der Mittelsteinzeit bearbeitete Feuersteinartefakte entdeckt. Datierend sind für den Fachmann charakteristische Steingeräte. Sehr kleinformatige Geräteformen, darunter bisher über 50 sog. Mikrolithen, wurden als Pfeilspitzen genutzt und mittels Pech/Harz eingesetzt.

Die jetzt ausgegrabenen Fundstellen im Oberblockland gehören aufgrund dieser typischen Steinartefakte einer frühen Phase der Mittelsteinzeit an und datieren in den Übergang vom späten Präboreal zum frühen Boreal, zwischen 9000 und 8000 Jahren vor Christus. Datierungen der Holzkohlen aus den vorgefundenen Feuerstellen mittels der sog. 14C-Analyse werden in Kürze genaue Auskunft geben, von wann die ältesten je in Bremen ausgegrabenen Feuer- und Siedlungsstellen in Bremen stammen.

Hinweise für Redaktionen - Bitte um Anmeldung zum Termin

Am kommenden Mittwoch (19. August 2020) um 11 Uhr wird der Grabungsleiter und Steinzeitspezialist Klaus Gerken auf der Baustelle am Hochschulring (neben dem alten Campingplatz) über die laufende Grabung informieren. Zudem werden Vertreter der Feuerwehr Bremen, von Immobilien Bremen und Dr. Dieter Bischop von der Bremer Landesarchäologie für weitere Fragen zur Verfügung stehen. Die noch laufende Grabung sowie typische Geräte der mittleren Steinzeit können besichtigt werden. Die Abstands- und Hygieneregelungen sind einzuhalten!

Achtung Redaktionen: Bitte geben Sie kurz via Mail an: dieter.bsichop@landesarchaeologie.bremen.de Bescheid, ob Sie an dem Pressetermin teilnehmen werden.

Ansprechpartner für die Medien:
Dr. Dieter Bischop, Fon (04 21) 361 3267 Email: dieter.bischop@landesarchaeologie.bremen.de
Im Web: www.landesarchaeologie.bremen.de