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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Flüchtlinge ziehen in Versöhnungskirche ein

Senatorin Stahmann dankt der Bremischen Evangelischen Kirche

02.03.2016

Als erste evangelische Kirche in Bremen ist heute (2. März 2016) die Versöhnungskirche in Sebaldsbrück für die Unterbringung von Flüchtlingen übergeben worden. Die ersten Flüchtlinge sollen im Laufe der kommenden Woche einziehen. Das 1966 erbaute Kirchengebäude Beim Sattelhof bietet Platz für insgesamt 40 Menschen, die bislang in der Turnhalle der Grundschule Parsevalstraße untergebracht waren.

Großes Medieninteresse: Renke Brahms, Senatorin Anja Stahmann, Berthold Reetz
Großes Medieninteresse: Renke Brahms (li.), Senatorin Anja Stahmann, Berthold Reetz

Pastor Renke Brahms, Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, sagte: "Es entspricht dem innersten Auftrag der Kirche und dem Kern der christlichen Botschaft, bedrohten und geflüchteten Menschen Schutz zu bieten, dafür setzen sich Kirche und Diakonie ein. Das ist keine Randerscheinung, sondern wird unterstützt von vielen Hundert ehrenamtlichen Helfern." Renke Brahms dankte der Versöhnungsgemeinde für die Sorgfalt, mit der sie ihr Engagement vorbereitet und die Nachbarn im Stadtteil in diesen Prozess eingebunden habe.

Tilman Gansz-Ehrhorn, Pastor der Versöhnungsgemeinde Beim Sattelhof, verwies auf den Namen der Gemeinde und sagte: "Wir stehen für Versöhnung und ein Klima des positiven Miteinanders." Er wies darauf hin, dass im Vorfeld des Umbaus zu einer Notunterkunft viele Nachbarn Unterstützung angeboten hätten, "auch Nachbarn aus der Türkei und auch Atheisten". So gebe es allmählich neue Netzwerke rund um die Kirchengemeinde: "Die Aufnahme der Flüchtlinge, bringt die Menschen einander näher."

Übergabe der Kirche an den Träger (v.l.):  Pastor Tilman Gansz-Ehrhorn, BEK-Schriftführer Renke Brahms, Senatorin Anja Stahmann und Berthold Reetz, Innere Mission (ganz rechts)
Übergabe der Kirche an den Träger (v.l.): Pastor Tilman Gansz-Ehrhorn, BEK-Schriftführer Renke Brahms, Senatorin Anja Stahmann und Berthold Reetz, Innere Mission (ganz rechts)

Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport sagte: "Die Menschen in Kirchen und muslimischen Gemeinden in Bremen spielen eine wichtige Rolle für die Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Die Nutzung eines Kirchengebäudes als Unterkunft ist dabei nicht nur von großem praktischen Nutzen, sie hat darüber hinaus auch eine hohe Symbolkraft." Verbunden sei damit die Botschaft: "Wir achten, respektieren einander, und wir machen keinen Unterschied, welcher Religion ein Mensch angehört oder aus welchem Land er stammt. Ich hoffe, dass dieses Signal auch bei jenen positiv ankommt, bei denen die Aufnahme von Flüchtlingen derzeit noch gemischte Gefühle auslöst."

Für das Engagement der Bremischen Evangelischen Kirche bedankte sich Senatorin Stahmann ganz besonders: "Das Sozialressort alleine kann nicht in einem einzigen Jahr 8.000 bis 10.000 Menschen unterbringen und integrieren. Dafür brauchen wir Kooperationspartner, die mit Herz und Verstand bei der Sache sind. Und das finden wir hier vor."

Die Einzelheiten zu den baulichen Gegebenheiten der Notunterkunft erläuterte Bertold Reetz, Bereichsleiter Flüchtlingshilfe beim Verein für Innere Mission Bremen, der die Unterkunft als Träger übernommen hat: Eingerichtet worden seien sechs Wohnkabinen für je sechs Bewohnerinnen und Bewohner sowie eine Kabine für vier Personen. Alle Kabinen seien nach oben offen, aber abschließbar. Außerdem sei es gelungen, die außenliegenden Sanitärcontainer baulich so einzubinden, dass sie direkt vom Kirchengebäude aus zugänglich sind, ohne Umweg über den Hof. In das Dach des Kirchenhauses seien zudem neue Fenster eingelassen worden, um so die Lichtverhältnisse der neuen Nutzung anzupassen. Die zukünftigen Bewohner seien Familien und Einzelpersonen, für Kinder werde ein geschütztes Außengelände mit Spielbereich eingerichtet.

Die Kosten für den Um- und Rückbau der Kirche beliefen sich auf insgesamt circa 180.000 Euro. Es sei eine Nutzungsdauer von zwei Jahren vereinbart, eine Verlängerung ist je nach Bedarfslage möglich.

Land und Stadtgemeinde Bremen bieten derzeit rund 8.300 Plätze in Übergangswohnheimen und Notunterkünften für Flüchtlinge und Asylbewerber. Im vergangenen Jahr hat das Land Bremen 10.274 Flüchtlinge und Asylbewerber aufgenommen und damit 0,94 Prozent aller Flüchtlinge und Asylbewerber im Bundesgebiet. Das entspricht in Bremen einem Bevölkerungsanteil von ca. 1,6 Prozent.

Bremerhaven hat 20 Prozent aufgenommen, also gut 2.000 Menschen, Bremen rund 80 Prozent, also etwa 8.200 Menschen. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2016 hat das Land Bremen 1.579 Flüchtlinge und Asylbewerber aufgenommen, das sind 918 mehr als in den ersten beiden Monaten des Jahres 2015 (damals waren es 661).

Die Flüchtlingshilfe des Vereins für Innere Mission Bremen (VIM) betreibt derzeit zwei Containerdörfer und zwei Häuser als Übergangswohnheime, zwei Turnhallen als Notunterkünfte sowie drei Zeltstandorte. Derzeit leben in diesen Unterkünften insgesamt 1.620 Flüchtlinge, begleitet von circa 55 Mitarbeitenden.

Fotos: Pressereferat, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport