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Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau | Sonstige

Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in Bremen wächst: Morgen ist Equal Pay Day

Gemeinsame Erklärung von Arbeitnehmerkammer, Landesfrauenbeauftragter und DGB

19.03.2015

"Spiel mit offenen Karten: Was verdienen Frauen und Männer?" Unter diesem Motto steht der diesjährige Equal Pay Day am 20. März. Ziel des bundesweiten Aktionstages ist es, auf die Ge-haltsunterschiede von Männern und Frauen aufmerksam zu machen und künftig mehr Transpa-renz einzufordern. Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen, erklärt in einer gemeinsamen Stellungnahme von Arbeitnehmerkammer, Landesfrauenbeauf-tragter und DGB: "Noch immer sind zu viele gezinkte Karten im Spiel, Bewertungsverfahren und Vergütungsstrukturen in Unternehmen undurchsichtig." Das bereits im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbarte Entgeltgleichheitsgesetz müsse deshalb schnell auf den Weg gebracht werden. Die Bremer DGB-Vorsitzende Annette Düring erklärt: "Das Wissen um die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern ist dank des Equal Pay Days in unserer Gesellschaft sehr präsent. Jetzt gilt es, aus diesem Wissen Konsequenzen zu ziehen und Maßnahmen zu ergreifen, damit die Lücke endlich schrumpft. Der Mindestlohn ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg." Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe setzt auf das angekündigte Entgeltgleichheitsgesetz der Bundesregierung: "Wirtschaft und Verwaltung brauchen eine verbindliche Vorgabe, wie sie Gehaltsunterschiede im Betrieb identifizieren und ihnen entgegenwirken können – unverbindliche Absichtserklärungen bringen uns nicht weiter."

Gehaltslücke im Land Bremen wächst
Besonders in Bremen gehört mehr Licht ins Dunkel der Lohn- und Gehaltsstrukturen. Nach Be-rechnungen der Arbeitnehmerkammer ist der Gender Pay Gap in Bremen sogar noch gewach-sen: So bekommen vollzeitbeschäftigte Frauen 2014 im Durchschnitt 1.195 Euro monatlich weniger als Männer. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen in Vollzeit beschäftigter Männer inklusive Sonderzahlungen lag bei 4.463 Euro im Monat, das der Bremerinnen bei 3.268 Euro – das ist ein Gender Pay Gap von 26,8 Prozent. "Die traurige Bilanz der letzten Jahre ist, dass die Lohnlücke sogar größer wird: Seit 2010 stiegen die Verdienste der Männer im Land Bremen um rund zwölf Prozent, die der Frauen aber nur um sieben Prozent", so Schierenbeck.

Gute Löhne in der Industrie, schlechte in den Dienstleistungsberufen
Zur Erklärung: Vor allem in dem von Männern dominierten produzierenden Gewerbe zogen die Löhne an und stiegen 2014 gegenüber 2010 in Bremen um 18,5 Prozent (bundesweit + 14,3 Prozent). Anders sieht die Entwicklung bei den typischen Frauenarbeitsplätzen aus. Im Dienstleistungsbereich konnten wir in Bremen zwischen den Jahren 2010 und 2014 lediglich ein Einkommensplus von 7,7 Prozent verzeichnen, 0,4 Prozentpunkte unter dem Bundesschnitt. Da, wo Frauen arbeiten, verdienen sie als Vollzeitkraft weitaus weniger als die Männer in der Industrie. In Bremen sind 65,3 Prozent der Beschäftigten im Bereich Erziehung und Unterricht weiblich, im Bereich sonstiger Dienstleistungen 68,3 Prozent und im Gesundheits- und Sozialwesen sogar 76,5 Prozent.

Mehr Lohngerechtigkeit ist insbesondere im Dienstleistungs- und Gesundheitsbereich nötig, betonen Düring, Hauffe und Schierenbeck: "Verkäuferinnen, Krankenschwestern oder Erzieherinnen müssen eine Wertschätzung ihrer Arbeit stärker über eine angemessene Bezahlung erfahren. Das rechnet sich nicht nur für die erwerbstätigen Frauen, sondern auch volkswirtschaftlich."

Zur Erklärung: Berechnung der Gehaltslücke im Land Bremen
Das Statistische Landesamt weist für 2014 eine Lücke von 25 Prozent aus. Dieser Berechnung liegt der Vergleich der durchschnittlichen Bruttostundenlöhne zugrunde; somit sind auch Teil-zeitbeschäftigte mit einbezogen. In der Statistik der Arbeitnehmerkammer werden dagegen aus-schließlich die monatlichen Bruttoeinkommen von Vollzeitbeschäftigten verglichen, einschließlich der Sonderzahlungen.

Für Rückfragen:
Bärbel Reimann, Bremische Gleichstellungsstelle, Tel. 361-4993
Esther Schröder, Arbeitnehmerkammer, Tel. 36301-980