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Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto „Bleib erschütterbar und widersteh“: 9. Nacht der Jugend im Bremer Rathaus

06.11.2006

Überall offene Türen und fröhliche Gesichter – aber auch Besinnung und Ernst: So präsentiert sich das Bremer Rathaus bei der nun schon traditionellen „ Nacht der Jugend“. Es ist eine Veranstaltung gegen das Vergessen und für mehr Mitmenschlichkeit. Am Donnerstag, dem 9. November, ist es wieder soweit. Eingeladen sind junge Menschen, die miteinander an die Verbrechen der Reichspogromnacht 1938 erinnern wollen. Aber eben nicht in erstarrten Formen, sondern im Rahmen eines vielfältigen Programms mit Theater und Lesungen, mit Ausstellungen und in Gesprächsrunden, und auch mit Musik und Tanz. Die Nacht der Jugend, die 1998 als bundesweit einzigartiges Projekt gestartet wurde, steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Bleib erschütterbar und widersteh“. „Es ist ein der eindrucksvollsten Veranstaltungen, die wir im Rathaus haben“, so Bürgermeister Jens Böhrnsen, der die Nacht der Jugend 2006 um 19.15 Uhr offiziell eröffnen wird.


Bürgermeister Jens Böhrnsen (re.) und Helmut Hafner (sitzend) mit einem Teil des Organisationsteams der diesjährigen Nacht der Jugend im Bremer Rathaus.


Bremen soll eine Stadt bleiben, die offen und menschenfreundlich ist, in der das Recht, anders zu sein, gelebt werden kann – und in der auch Fremde eine Heimat finden. Das ist die Botschaft der Nacht der Jugend. „Uns ist wichtig, ganz besonders den jungen Leuten immer wieder deutlich zu machen: Jeder Mensch ist wertvoll und wird in dieser Stadt gebraucht“, so Dr. Helmut Hafner aus der Senatskanzlei, einer der Initiatoren der Veranstaltung. Rund 500 Jugendliche bereiten die Nacht der Jugend vor bezw. gestalten das Programm mit. Hafner: „Wenn Jugendliche das, was sie können, in den Dienst dieser Veranstaltung stellen, ist dies ganz im Sinne unserer Grundbotschaft“. Die Nacht der Jugend soll für alle Beteiligten ein Ort der Begegnung sein, des zwanglosen Miteinanders und bietet zugleich ein Forum zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und aktuellen politischen Fragen.

Jede Nacht der Jugend hat ihr eigenes Motto. In diesem Jahr haben sich die jungen Leute, die ein Jahr lang diese Veranstaltung vorbereiten, ein Gedicht von Peter Rühmkorf zum Vorbild genommen. „Bleib erschütterbar und widersteh“. So wird die Frage danach, wovon sich Jugendliche heute erschüttern lassen und wo ihnen Widerstand notwendig erscheint, im Mittelpunkt stehen. Im Vorfeld war das Gedicht an Schulen mit der Bitte an Schülerinnen und Schüler geschickt worden, eigene Texte zu schreiben und das Thema zu diskutieren. Ergebnisse dieses Prozesses werden im Rathaus an diesem Abend präsentiert.

Vorstellen wollen Schülerinnen und Schüler von fünf Bremer Schulen bei der Nacht der Jugend auch das Ergebnis eines Forschungsprojektes zum Thema Lehrstellensituation. Sie haben nämlich festgestellt, dass nur die Hälfte eines 10. Abschlussjahrganges im Schuljahr 2002/2003 in den folgenden drei Jahren eine Lehrstelle bekommen hatten. „Dieses Ergebnis widerspricht eklatant den öffentlichen Verlautbarungen von Politik und Wirtschaft“, so der begleitenden Lehrer Wolfram Stein. Stoff für genügend Diskussionen, die am 9. November mit bekannten Bremer Widerständlern, mit Politikern und Unternehmen geführt werden sollen.

Ein besonderes Anliegen der Nacht der Jugend ist es, mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen. In diesem Jahr ist Zenek Maor (Jahrgang 1923), der das Konzentrationslager Auschwitz überlebte und seine Frau Lily (sie war Zwangsarbeiterin in einem Außenlaher des KZ Neuengamme) aus Polen zu Gast. Anreisen wird auch Dr. Hans Coppi (geboren 1942), dessen Eltern im Berliner Widerstandskreis „Rote Kapelle“ engagiert waren und die in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurden. Beide werden im kleineren Kreis über die Notwendigkeit des Widerstandes sprechen. Auch mehrere Ausstellungen widmen sich an diesem Abend im Rathaus dem Thema „Widerstand“.

Während der Nacht der Jugend wird auch der „Udo-Lindenberg-Preis vergeben. In diesem Jahr werden der Werder-Spieler Patrick Owomoyela und der Basketballspieler Omar Ba für ihr Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit ausgezeichnet.

Das breite musikalische Angebot umfasst u.a. Lieder des italienischen Widerstands der Sängerin Sandra Mangini, Rap der Bremer Gruppe Doppel B, buddhistische Lieder des Vietnamesen Pham Cong oder Klaviermusik mit dem Pianisten Oskar Jezior. Mehrere Bremer Schulen beteiligen sich mit Theatereinlagen, so präsentiert eine Gruppe des Schulzentrums Rübekamp das Stück: „Kennst Du Che?“, der Theater-Grundkurs des SZ Walliser Straße ist mit dem Stück „Mariannes Heimkehr“ dabei.

Die „Nacht der Jugend“ richtet sich zwar an junge Leute – aber auch Ältere sind ausdrücklich und herzlich eingeladen. Es geht ja auch darum, miteinander ins Gespräch zu kommen – wozu die Stunden zwischen 18 und 23 Uhr jede Menge Gelegenheit bieten werden.