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Senatskanzlei

Verdienstkreuz aus Peru für einen "Dummkopf" aus Bremen

02.12.2002

Rolf Sauerbier förderte Qualitätsstandards von Hochland-Kaffee-Bauern der COCLA-Kooperativen – Erfolgreiche Zusammenarbeit mit der gtz

Die meisten Großröster verschwenden ihre Zeit nicht mit Kleinbauern, die nur ein paar Hektar Kaffee an entlegenen Berghängen anbauen. Und als der damalige Kraft Foods-PR-Chef Rolf Sauerbier vor zehn Jahren in dem Unternehmen seinen Vorschlag unterbreitete, mit kleinen Pflanzern in Peru zusammenzuarbeiten, um von ihnen Bohnen in verlässlich hoher Qualität ernten zu lassen (und damit die Bauern „nachhaltig“ höhere Erlöse erzielen), wurde er von einem amerikanischen Mitarbeiter als „Dummkopf“ bezeichnet. Aber Sauerbier blieb beharrlich bei seinem Plan und hatte letztlich doch Erfolg mit den rund 5000 Kleinbauern, ihren über 30 Einzelkooperativen und der COCLA-Zentralgenossenschaft: Peruanischer Hochlandkaffee ist jetzt auf Höhenflug. Für sein besonderes Engagement soll der einstige PR-Chef, inzwischen Kraft Foods-Direktor für stützende Kaffee-Projekte, jetzt mit dem Verdienstkreuz der Republik Peru ausgezeichnet werden. Bürgermeister Dr. Henning Scherf gibt am Mittwoch (4.12.2002) einen Senatsempfang im Rathaus, auf dem Peru-Botschafter Alfredo Novoa-Pena Rolf Sauerbier das Verdienstkreuz seines Landes überreichen wird.


Der heute von COCLA exklusiv für die Jacobs-Marke „El Condor“ gelieferte Kaffee aus organischem Anbau ist ein 100 %iger Bio-Kaffee. Seit 1994 besteht die enge Kooperation zwischen COCLA und den Großröstern in Deutschlands Kaffeehauptstadt Bremen, nachdem erste Rohkaffeelieferungen ein hohes Qualitätspotential gezeigt hatten. Die technische Ausrüstung der Genossenschaft in Peru wurde auf Betreiben von Sauerbier verbessert, neben einer Sortieranlage zur Klassifizierung wurde eine Probenküche bereitgestellt und der Leiter des COCLA-Labors nahm an einem sechswöchigen Kurs in Deutschland teil, um sich mit den Qualitätsanforderungen der Konsumländer vertraut zu machen.


Wirklich „nachhaltig“ höhere Erlöse müssen sich aus dem Verkauf von Bohnen von verlässlich hoher Qualität ergeben; die Rohware darf eben auch nicht mit Ästen und Steinen vermischt sein. Rolf Sauerbier wird in Peru nicht nur deshalb als „Held“ gefeiert. Sein weiteres Engagement: Er weihte die COCLA-Verantwortlichen in den Mechanismen des Marktes ein und gab ihnen den Rat, es dürfe sich keine Kooperative von nur einem Kunden abhängig machen. Und um nicht eine unnötige Abhängigkeit vom Kaffeeanbau zu geraten, werden Diversifikationsprodukte wie Mais, Soja oder Kakao kultiviert, die auch in Gegenden, die für den Kaffee weniger geeignet sind, als Alternative eingesetzt werden können.


Für sein Engagement ist Rolf Sauerbier vor zwei Jahren bereits zum Ehrenbürger von Quillabamba ernannt worden, dem Ort im peruanischen Hochland, in dem die COCLA-Zentralgenossenschaft ihren Sitz hat. Daneben wurde dem Bremer vor einem Jahr auch die Ehrenmitgliedschaft der Kooperative Oro Verde angetragen.


Ebenso wie Rolf Sauerbier in Peru mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (gtz) die Projekte zur Förderung der Kaffeebauern betreibt, hat er auch in Kolumbien und Vietnam Projekte zur Verbesserung der Kaffeequalität auf den Weg gebracht. Dort ist aber noch viel zu tun. Inzwischen denkt Sauerbier an den Re-Export von Kaffee der Marke „El Condor“ nach Peru. Er hofft, dass er auf diese Weise in Peru einen heimischen Markt für die eigenen besten Bohnen des Landes schaffen kann.