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Senatskanzlei

Bremen will deutliche Schwerpunkte in Richtung Russland setzen

13.11.2002

Henning Scherf: „Vorhandene Kompetenz vernetzen“– Russland-Tag im Rathaus als Höhepunkt einer Veranstaltungsreihe

Der Senat der Freien Hansestadt Bremen organisiert gemeinsam mit der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen und der Handelskammer Bremen in diesem Monat Russland-Tage. Ziel ist es, die vielfältigen Bremer Russland-Aktivitäten zu vernetzen und zugleich die Öffentlichkeit verstärkt über Bremens international anerkannte Russland-Kompetenz zu informieren. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltungsreihe steht dabei der spezielle „Russland-Tag Bremen“ mit namhaften Referenten am 14. und 15. November im Rathaus. Bürgermeister Dr. Henning Scherf: „Wir möchten in Bezug auf die internationalen Beziehungen in Zukunft deutliche Schwerpunkte in Richtung Russland setzen. In diesem Zusammenhang bietet es sich geradezu an, die vorhandene Kompetenz zu vernetzen und dadurch Synergieeffekte zu erzielen“.


In den vergangenen Jahrzehnten ist ein dichtes Netz an Verbindungen zwischen Bremen und Russland entstanden. Handelskammer-Präses Dr. Dirk Plump dazu: „Bremen hat zahlreiche wirtschaftliche Kontakte, darunter Projekte von der Seefahrt bis zur Raumfahrtechnik. Diese traditionellen Verbindungen müssen wir pflegen und ausbauen“. Umfangreiche Russland-Aktivitäten haben Bremer Unternehmen im Bereich Handel und Transportdienstleistungen – wie etwa die Firma BLG-Logistics Group – entwickelt. Eine ganze Reihe Bremer Unternehmen aus dem Nahrungsmittelbereich, wie beispielsweise die Bremer Chocolade-Fabrik Hachez oder die Brauerei Beck & Co, exportieren direkt nach Russland. Wissenschaftliche Kooperationen finden sich in nahezu allen Disziplinen der Hochschulen. Insbesondere die langjährige Arbeit der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität und ihres Direktors Prof. Dr. Wolfgang Eichwede, mit ihren Bezügen in Kultur und inzwischen verstärkt auch in Sozialwissenschaften und Ökonomie, ist in Deutschland einmalig. Bremer Wissenschaftler sind auch im Bereich der Kooperationen auf Bundesebene als Fachleute gefragt.


Zudem gibt es in Bremen eine Vielzahl von Organisationen und Initiativen, die sich insbesondere für die Verständigung zwischen Deutschen und Russen engagieren – etwa die West-Ostgesellschaft Bremen oder der Verein „Die Brücke“. Ein Schwerpunkt der Bremer Russland-Aktivitäten im Bereich Kultur sind Ausstellungsprojekte. Jüngstes Beispiel ist die Bremer Präsentation „Samizdat“ derzeit im Europäischen Parlament in Brüssel mit Exponaten der alternativen Kultur in Zentral- und Osteuropa.


Wolfgang Eichwede von der Forschungsstelle Osteuropa spricht von einer „verrückten“ Geschichte: „Vor zwanzig Jahren sammelten wir Zeugnisse aus dem sowjetischen Untergrund. Heute gilt unser Institut als Brückenbauer zwischen den Ländern“. In der russischen Öffentlichkeit werde von der Bremer Philosophie gesprochen. Damit sei die Suche nach der Schnittlinie in gemeinsamen Interessen gemeint. Bremen und Russland stellen – so Eichwede weiter – auch in Zukunft eine anregende Kombination dar: „Russland schätzt an Bremen die Überschaubarkeit, Bremen an Russland die ungeheuren Möglichkeiten“.


Potenzial soll in Zukunft verstärkt genutzt werden

„Die Fülle dieser wirtschaftlichen, kulturellen, bildungspolitischen und sozialen Kontakte ist ein Potenzial, das wir in Zukunft verstärkt nutzen wollen“, so Henning Scherf. Auch Bremens Wirtschafts- und Häfensenator Josef Hattig sieht in dem Bremer Russland-Tag eine gute Möglichkeit zur Intensivierung der gegenseitigen Beziehungen. Für die Freie Hansestadt Bremen habe sich Russland zu einem zunehmend wichtigen Handelspartner entwickelt. Hattig: „Russland ist inzwischen eine feste Größe in den Bremischen Häfen“. So sei der Seegüterumschlag im Außenhandel mit Russland im Jahre 2001 um etwa 20 Prozent gestiegen. „Russland erlebt einen wirtschaftlichen Transformationsprozess, aus dem das Land gestärkt hervorgehen wird“. Für Bremen und Bremerhaven gelte es daher, die Partnerschaft mit der auslandorientierten russischen Wirtschaft weiter auszubauen.


Dass der russische Markt gerade für deutsche Unternehmen hervorragende Chancen bietet, davon ist auch Dr. Dirk Plump, Präses der Handelskammer Bremen, überzeugt: „Die Nähe zum russischen Markt sollten wir nutzen, denn dort genießen vor allem deutsche Produkte einen sehr guten Ruf“. Leider wisse man noch zuwenig voneinander. Häufig stünden Vorurteile der deutschen Partner guten Geschäftsmöglichkeiten im Wege. Plump: „Wer in Russland einen langen Atem hat, hat sein Engagement selten bereut“. Bremer Kontakte bestehen in allen Regionen Russlands. Die Aktivitäten konzentrieren sich jedoch auf die beiden großen Metropolen Moskau und Petersburg.


Vorträge, Arbeitskreise und Diskussionen

Der Russland-Tag wird am Donnerstag, 14. November, um 17.30 Uhr im Paula Modersohn-Becker Museum mit einem Empfang der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie einer Besichtigung der Ausstellung „Die Sacharoffs“ eröffnet. Der eigentliche Fachtag beginnt am Freitag, 15, November um 9 Uhr in der Oberen Rathaushalle. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Henning Scherf und den Präses der Handelskammer Bremen, Dr. Dirk Plump, gibt es zunächst drei Vorträge. Prof. Dr. Wolfgang Eichwede, Direktor der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, wird über „Bremen und Russland im Lauf der Geschichte“ referieren. Zudem stellt Heiko Pleines, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle, die Auswertung einer Russland-Umfrage vor. Schließlich spricht Sergey Saveliev, Verwaltungsdirektor der Regionalduma, Samara, über „Möglichkeiten wirtschaftlicher Zusammenarbeit am Beispiel der Region Samara“. Danach können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in drei verschiedene Arbeitskreisen miteinander austauschen. Für den Nachmittag sind ab 15 Uhr zwei Vorträge sowie eine Podiumsdiskussion zu ökonomischen Themen mit Georgij Georgievitsch Petrov, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer der Russischen Föderation, dem Ferrostaal AG-Vorstandsvorsitzenden Dr. Klaus von Menges (Sprecher des Länderkreises Russland des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft), Dr. Henning Scherf, Dr. Dirk Plump und Prof. Dr. Wolfgang Eichwede vorgesehen.


Umrahmt wird der Russland-Tag bis Ende November durch ein vielfältiges Programm mit Konzerten, Filmen, Theateraufführungen, Vorträgen und Ausstellungen. Beteiligt sind u.a. Künstler aus Russland und Deutschland wie auch Wissenschaftler, die sich seit langem mit Russland beschäftigen.




ANLAGE: Programm des Russland-Tags am 14./15. November in Bremen