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Senatskanzlei

10 Nachwuchskünstler für den Kunstpreis der Böttcherstraße nominiert

07.05.2001

Werke werden in der Bremer Kunsthalle ausgestellt - Preisverleihung am 17. Juni





Was haben "Commercial Landscape", "Constant Memory" und "Life as a Woman" gemeinsam? Alle drei Titel gehören zu Objekten von Nachwuchskünstlern, die für den diesjährigen "Kunstpreis der Böttcherstrasse in Bremen" nominiert sind. Bis zum 1. Juli 2001 präsentieren 10 Künstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in der gleichnamigen Ausstellung in der Kunsthalle Bremen ihre Skulpturen, Bilder und Installationen. Auffällig ist, dass die neuen Medien in dieser Ausstellung eine immer wichtigere Rolle spielen - sieben von zehn Künstlern setzen sie ein.


Zwischen Ölgemälden italienischer Landschaften mit Wasserfällen und sanften Hügeln, gemalt im 19. Jahrhundert und mit barockem Goldrahmen geschmückt, hängt "Commercial Landscape", ein flacher Großbild-Monitor. Puristisch und schlicht in Anthrazit. Nicht nur der Rahmen des digitalen Bildes kontrastiert mit den traditionellen Gemälden, sondern auch der Inhalt: Ein Standbild der altbekannten toskanischen Landschaft wird von schnellen Szenen unterbrochen, in denen ein verliebtes junges Pärchen händchenhaltend durch die Landschaft tanzt und dabei einen nüchternen Dialog führt. Anhand dieses Widerspruchs von Bild und Ton reflektiert Christian Jankowski aus Göttingen eine Diskussion über die Frage, ob Italiens Musterlandschaft mit einem Copyright belegt werden kann.


Einen anderen Ansatz hat Annette Begerow: Die Berlinerin benutzt Computer, Datenprojektor und ein klassisches Gemälde, um in "Constant Memory" zwei widersprüchliche Wahrnehmungen miteinander zu verknüpfen: Der Betrachter nähert sich und entfernt sich zugleich von ihrem Objekt. Diesen Effekt erzeugen Pixel, die technischen Basiselemente des als Glasplattenegativ benutzten Ölgemäldes. Je zwei benachbarte Pixel tauchen die beiden großen Wandfelder in verschiedene Grau- und Pastelltöne, die schwebend zu wechseln scheinen. Den Kontrast der Geschlechter zeigt Michaela Melián. Ein hölzernes Gerüst eines U-Bootes, bespannt mit weich fließendem, zartrosa Seidentaft stellt Assoziationen von typisch männlichen und weiblichen Eigenschaften her. An der weißen Wand sind in einer Reihe die hellblauen Fotos von Hedy Lamarr aufgestempelt. Lamarr spielte in den 40er Jahren die erste Nacktszene der Filmgeschichte. Melián hinterfragt mit ihrer Installation das geschichtlich geprägte Rollenbild der Frau und "übersetzt" es in eine Kunstform.


Kontrast und Harmonie in einem, das ist in dieser Ausstellung kein Widerspruch, ebenso wenig die Mischung von Tradition und Moderne. Diese eigentlich kontrastierenden Eigenschaften sind eine weitere auffallende Gemeinsamkeit der ausgestellten Objekte. Dennoch sind sie keineswegs mit Blick auf Gemeinsamkeiten ausgewählt worden, wie die Kuratorin der Ausstellung, Frau Dr. Dorothee Hansen betont. 10 Kuratoren haben unabhängig voneinander jeweils einen Kandidaten für den traditionellen Kunstpreis der Hansestadt vorgeschlagen, der seit 1954 alle zwei Jahre vergeben wird.


Dieses Jahr sind nominiert: Heike Aumüller, Annette Begerow, Harald Braun, Daniele Buetti, Christian Jankowski, Peter Kogler, Robert Lucander, Michaela Melián, Wilhelm Mundt und Erik Steinbrecher. Die nominierten Künstler sind keine Unbekannten mehr, haben aber noch einige Treppchen ihrer Karriereleiter vor sich. Der Sieger erhält ein Preisgeld über 30 000 Mark, das von einem privaten Stifterkreis des Kunstvereins Bremen e.V. verliehen wird. Zudem kauft der Stifterkreis eines der Werke des Preisträgers auf, und finanziert die Ausstellung sowie den Katalog.


Hinweis:

Die Ausstellung "Kunstpreis der Böttcherstrasse in Bremen" kann bis zum 1. Juli 2001 in der Kunsthalle, Am Wall 207, besichtigt werden. Am 17. Juni findet 2001 um 11.30 Uhr die Preisverleihung statt.