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Senatskanzlei

Musik macht's möglich: Eine Operation im Konzertsaal

15.05.2001

Familienkonzert in Bremen präsentiert Alte Musik mit Spaß und Pep




Man hört sie lautstark in die Schale plumpsen, die beiden dicken Gallensteine. Das wird gewiss ein Riesenspaß für das junge Publikum, wenn sich am kommenden Sonntag die Bühne im Konzerthaus "Die Glocke" in Bremen in einen Operationssaal verwandelt - musikalisch, versteht sich. Klassik nicht bierernst, sondern mit Witz und Spaß, locker und ungezwungen - das ist das Credo der beliebten Bremer Familienkonzerte. Das letzte in dieser Saison am 20. Mai stellt Alte Musik in den Mittelpunkt - und zwar solche, die auch früher die Zuhörerschaft zum Schmunzeln brachte. Es sind überaus originelle Beispiele barocker Programmmusik. Neben der "musikalischen Gallensteinoperation" wird man einem Fechtduell folgen und dem Streit zwischen David und Goliath beiwohnen können. Vier Bremer Musiker spielen bei diesem außergewöhnlichen Konzert auf Originalklang-Instrumenten wie Cembalo und Gambe, ihnen gesellen sich drei Schauspieler vom Theater Contra-Punkt aus Düsseldorf in historischen Kostümen zu. Gemeinsam wollen sie das Publikum um rund 300 Jahre zurückversetzen und ihnen spielerisch Musik nahe bringen.


Die Meister der Alten Musik verstanden es hervorragend, außermusikalische Vorgänge plastisch zu vermitteln. Noch bevor im 19. Jahrhundert umfangreiche sinfonische Dichtungen entstanden, erfreute sich Programmmusik als Divertissement im barocken Hofleben großer Beliebtheit. So schildert der französische Komponist Marion Marais (1656-1728) in seinem Stück "Die Gallensteinoperation" den Blick in den Operationssaal so authentisch, dass man vermutet, Marais habe sich damals einer solchen Prozedur (ohne die narkotischen Möglichkeiten von heute) unterziehen müssen. Sein musikalisches und kompositorisches Schaffen war ganz der prachtvollen Hofhaltung Ludwig XIV, des "Sonnenkönigs" gewidmet. Er gilt als profiliertester Gambe-Komponist und Solist seiner Zeit.


Johann Heinrich Schmelzers "Fechtschule" ist in ihrem malenden und redenden Stil ein typisches Kind ihrer Zeit. Der Österreicher Schmelzer (1620-1680), ein ausgezeichneter Geiger und Tanzkomponist, ist als "Johann Strauß des 17. Jahrhunderts" bekannt. In seiner Suite, die beim Bremer Familienkonzert erklingen wird, sind die Tanzhiebe so deutlich zu hören, dass sich die Schauspieler in ihrer Aktion allein von der Musik leiten lassen.


Gern und häufig, insbesondere wegen ihrer programmatischen Bildhaftigkeit, wurden früher die Werke für Tasteninstrumente des sächsischen Komponisten Johann Kuhnau (1660-1722) im Rahmen von Hausmusik gespielt. Kuhnau war der Amtsvorgänger von Johann Sebastian Bach als Thomaskantor in Leipzig. Zu diesen beliebten Stücken zählt die Sonate ""Der Streit zwischen David und Goliath", deren Dramatik im Bremer Konzert zugleich als Schattenspiel auf einer Leinwand nachzuempfinden ist.


Den musikalischen Part dieses Familienkonzertes übernehmen Klaus Heidemann (Viola und Cembalo) und Ulrike Rüben (Violoncello und Gambe) von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sowie Anette Behr-König und Reinhold Heise (beide Violine) vom Philharmonischen Staatsorchester Bremen.

Das Familienkonzert in der Glocke am Sonntag, 20. Mai, beginnt um 11 Uhr.