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Der Senator für Kultur

Michael Ignatieff erhält Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2003


19.11.2003

Die international besetzte Jury des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken hat den mit 7.500 € dotierten Preis in diesem Jahr an den Direktor des Carr Center für Menschenrechtspolitik an der Harvard University (Cambridge, USA), Michael Ignatieff, vergeben. Sie zeichnet einen Denker aus, der als Journalist, Wissenschaftler und Essayist seit mehr als zwanzig Jahren einen bedeutenden Beitrag zur Verteidigung und Entwicklung der Idee und Praxis der Menschenrechte leistet. Die Jury würdigte insbesondere die Qualität seiner politisch, ethisch und geschichtlich sensiblen Zeitanalysen, die sich vor allem auf die Krisenherde unserer Zeit (Ruanda, Kosovo, Afghanistan, Irak) konzentrieren.


Die Staatsrätin für Kultur, Elisabeth Motschmann, wird den Preis am


28. November um 17.00 Uhr im Foyer der Bremer Kunsthalle


an den Preisträger übergeben.


Die Laudatio auf Michael Ignatieff wird der Publizist und Journalist Thomas Schmid (verantwortlicher Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung) halten. Der Preisträger selbst wird im Rahmen der Preisverleihung einen Vortrag zum Thema Das Beispiel Hannah Arendt: Über den Versuch, ein verantwortlicher öffentlicher Intellektueller zu sein (Vortrag auf Englisch).


Michael Ignatieff, 1947 als Sohn eines russischen Einwanderers und einer kanadischen Mutter in Toronto geboren, erhielt seinen Doktortitel in Geschichte an der Harvard Universität, an der er heute nach zahlreichen Gastaufenthalten an anglo-amerikanischen Universitäten als Professor für die Praxis der Menschenrechte und als Leiter des Zentrums für Menschenrechtspolitik lehrt und arbeitet. Er hat sich darüber hinaus als Journalist und Kritiker beim Rundfunk und Fernsehen (u.a. bei der BBC in London) einen Namen gemacht. In deutscher Sprache erschienen seine Bücher Reisen in den neuen Nationalismus (Frankfurt 1996); Die Zivilisierung des Krieges (Hamburg 2000); Virtueller Krieg (Hamburg 2001); Politik der Menschenrechte (Hamburg 2002); Empire Lite (Hamburg 2003). Ignatieff ist auch als ein viel beachteter literarischer und biographischer Autor hervorgetreten, mit Werken, die durch die Verknüpfung von geschichtlichen Ereignissen und Lebensgeschichten bestechen. Unter ihnen hat seine Biographie Isaiah Berlins (Isaiah Berlin. Ein Leben, München 2000) einen besonderen Platz.


Der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken wurde 1994 von Publizisten, Politikern und Wissenschaftlern in Bremen ins Leben gerufen. Er wird vom Senator für Bildung und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen und der Heinrich Böll Stiftung finanziert. Der Preis erinnert an die deutsch-jüdische Denkerin Hannah Arendt, die 1933 aus Deutschland fliehen musste. und soll die Aktualität ihres Denkens für die Diskussion von Gegenwartsproblemen fruchtbar machen. Der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken wurde bisher vergeben an: Ágnes Heller (1995), François Furet (1996), Freimut Duve und Joachim Gauck (1997), Antje Vollmer und Claude Lefort (1998), Massimo Cacciari (1999), Jelena Bonner (2000), Ernst Vollrath und Daniel Cohn-Bendit (2001), Gianni Vattimo (2002).

Hannah Arendt, 1906 in Hannover geboren, in Königsberg aufgewachsen, Schülerin von Heidegger, Jaspers und Bultmann, arbeitete nach ihrer Flucht aus Deutschland zunächst in Frankreich als Leiterin einer Organisation, die jüdische Waisenkinder nach Palästina brachte, bevor sie 1940 in die USA emigrierte. Dort lehrte sie u.a. als Professorin für politische Theorie an den Universitäten Chicago und Princeton. Zu ihren vielfältigen Veröffentlichungen gehören u.a. „Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft“, „Macht und Gewalt“, „Vita Activa“, „Eichmann in Jerusalem“. Für ihr Werk und Wirken erhielt sie zahlreiche Ehrungen. Sie starb im Alter von 69 Jahren am 4. Dezember 1975 in New York.