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Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz

Corona: Hohe Dunkelziffer bei Kindern und Jugendlichen

Gesundheitsamt Bremen veröffentlicht beim Robert Koch-Institut

12.01.2023

Corona-Infektionen verlaufen bei Kindern und Jugendlichen häufig symptomlos und bleiben daher oft unerkannt. Dies ergibt sich aus den Befunden systematischer PCR-Testungen in Bremer Kinderarztpraxen, die im Rahmen einer Sentinelerhebung stattfanden. Die Erhebung war Teil der Überwachung des Pandemieverlaufs durch das Bremer Gesundheitsamt, es wurde in Kooperation mit dem Bremer Landesverband der Kinder- und Jugendärzte initiiert. Die Ergebnisse dieser Sentinelerhebung werden am heutigen Donnerstag (12. Januar 2023) im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts veröffentlicht.

An der Erhebung beteiligten sich zehn der 29 Bremer Kinderarztpraxen. Zwischen September 2020 und Mai 2021 ließen sich in den teilnehmenden Praxen 746 zufällig ausgewählte Kinder und Jugendliche auf Corona testen, die Befunde erhielt das Gesundheitsamt in anonymisierter Form. Die Auswertung führte zu folgenden Ergebnissen:

  • 5,5 Prozent der getesteten Kinder und Jugendlichen erhielten einen positiven Befund. Mädchen waren häufiger infiziert als Jungen (7,1 Prozent statt 4,2 Prozent).
  • Infizierte Kinder und Jugendliche waren im Durchschnitt mehr als zwei Jahre älter als nichtinfizierte (8,7 Jahre statt 6,4 Jahre). In der höchsten Altersgruppe (11 bis 17 Jahre) lag der Anteil Infizierter mit 8,7 Prozent etwa zweieinhalbmal höher als in den beiden jüngsten Altersgruppen (0 bis 2 Jahre (3,7 Prozent) und 3 bis 5 Jahre (3,5 Prozent)).
  • In Kinderarztpraxen mit strukturell benachteiligten Stadtteilen als Einzugsgebiete war der Anteil nachgewiesener Infektionen mit 7,7 Prozent deutlich höher als in Praxen mit Standort in strukturell besser aufgestellten Stadtteilen (2,8 Prozent).
  • Ein großer Teil (43,8 Prozent) der positiv getesteten Kinder und Jugendlichen zeigte keine COVID-19-ähnlichen Symptome.

Der hohe Anteil symptomloser Corona-Infektionen lässt eine hohe Dunkelziffer bei Kindern und Jugendlichen vermuten. Die Autorinnen und Autoren einer in Bayern durchgeführten Studie (Fr1da-Studie) schätzen, dass die tatsächliche Zahl der infizierten Kinder in der Altersgruppe 1 bis 10 Jahre drei- bis viermal höher lag als die offiziell ausgewiesene Fallzahl zum Zeitpunkt der Studie.

"Die Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts ist ein toller Erfolg aller Beteiligten", sagt Dr. Jörn Moock, Leiter des Gesundheitsamt Bremen. "Sie zeigt, dass wir in Bremen sehr gute Arbeitsstrukturen etabliert haben. Nur gemeinsam mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, der Wissenschaft und dem öffentlichen Gesundheitsdienst sind solche Studien möglich. Allen Beteiligten danke ich hierfür ganz herzlich. Unsere Ergebnisse bestätigten andere Studien dahingehend, dass Sozialstatus und Gesundheit bzw. Krankheit eng miteinander zusammenhängen. Aus diesem Grund gehen wir als öffentlicher Gesundheitsdienst in Bremen den richtigen Weg. Gesundheitsfachkräfte fördern gesundes Verhalten in den Grundschulen und den Quartieren und die bürgernahen Präventionsinitiativen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes beraten aufsuchend zu Fragen rund um das, was die Bremerinnen und Bremer gesund hält. Die Gesundheitsförderung und -information werden wir gemeinsam mit der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbrauchschutz auch in diesem Jahr stärken und ausbauen", so Dr. Jörn Moock.

Die Ergebnisse der Erhebung werden am heutigen Donnerstag (12. Januar 2023) in der Ausgabe 2/2023 des Epidemiologischen Bulletins (hrsg. vom Robert Koch-Institut) veröffentlicht und sind unter www.rki.de/epidbull abrufbar.

Sentinelerhebungen
Bei Sentinelerhebungen handelt es sich um stichprobenartige Erhebungen, die auf einer freiwilligen Teilnahme der jeweiligen Akteure beruht. Dabei werden Informationen und Daten quasi als Nebenprodukt innerhalb der gesundheitlichen Vorsorge oder Versorgung erfasst. Das Ziel einer solchen Erhebung ist es, epidemische Entwicklungen zu ermitteln.

Ansprechpartner für die Medien:
Lukas Fuhrmann, Pressesprecher der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: lukas.fuhrmann@gesundheit.bremen.de