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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Zehn Jahre Aufsuchende Altenarbeit: Einstiges Modellprojekt hat sich etabliert

Senatorin Stahmann: „Wichtiges Instrument gegen Einsamkeit im Alter“

08.02.2019

Zu den größten psychischen Belastungen im Alter gehört oft die drohende oder einsetzende Vereinsamung. Um alleinlebende Menschen vor Isolation zu bewahren, hat Bremen vor zehn Jahren die Aufsuchende Altenarbeit als bundesweit beachtetes Modellprojekt eingeführt. Ehrenamtliche Besucherinnen und Besucher bieten regelmäßig Gesellschaft und ermöglichen die Teilnahme an Veranstaltungen. „Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass alte Menschen sich nicht zurückziehen, sondern am gesellschaftlichen Leben teilhaben und die Angebote in ihrem Stadtteil nutzen“, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann anlässlich eines Empfangs am heutigen Freitag (8. Februar) für 80 Ehrenamtliche in Obervieland, wo das Projekt vor zehn Jahren seinen Ausgangspunkt hatte. Inzwischen ist die Aufsuchende Altenarbeit verstetigt und in sechs weiteren Stadtteilen verankert: in Gröpelingen, Hemelingen, Marßel, in der Neustadt, Vahr und im Viertel. Insgesamt nehmen knapp 100 Freiwillige regelmäßig Kontakt zu etwa 150 älteren, überwiegend alleinlebenden Menschen Kontakt auf. Festangestellte Kräfte in Teilzeit koordinieren diese Freiwilligenarbeit, das Projekt ist mit einem jährlichen Budget von jährlich 250.0000 Euro ausgestattet.

Senatorin Anja Stahmann mit einer kleinen Gruppe von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen in der Aufsuchenden Altenarbeit
Senatorin Anja Stahmann mit einer kleinen Gruppe von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen in der Aufsuchenden Altenarbeit

Die Hochschule Bremen, Professor Dr. Monika Habermann, hat die Aufsuchende Altenarbeit wissenschaftlich begleitet und im Jahr 2011 einen umfassenden Bericht vorgelegt, in dem sie von einem „wichtigen und bundesweit beachteten Impuls“ spricht. Das Ergebnis sei ermunternd, ihre wissenschaftliche Begleitforschung von 2011 wollte „zu einer produktiven Ausrichtung“ der Aufsuchenden Altenarbeit „und ihrer Verstetigung beitragen“.

„Wir haben Arbeitsplätze für die Koordination eingerichtet und damit die Voraussetzung für die Begleitung der ehrenamtlichen Besucherinnen und Besucher geschaffen“, sagte Senatorin Stahmann. „Die Koordinatorinnen sind die erste Adresse für ältere Menschen, die sich mehr Kontakt wünschen.“ Die Hauptamtlichen stellen den Kontakt her, sie flankieren und unterstützen die Besuchs- und Begleitdienste. „Meist beraten sie auch zu weiterführenden Unterstützungsangeboten im Quartier.“ Das sei in Hemelingen zum Beispiel die „Alte Vielfalt“ und in Gröpelingen der Arbeitskreis „Älter werden im Bremer Westen“, die eng an die Aufsuchende Altenarbeit angebunden seien.

Für ältere Menschen gebe es viele Gründe, sich zurückzuziehen, sagte die Senatorin: eingeschränkte Beweglichkeit, nachlassendes Hör- oder Sehvermögen oder auch der Umstand, dass Freunde und Bekannte nicht mehr greifbar, in ein Heim verzogen oder verstorben seien. „Einsamkeit ist für ältere Menschen eines der größten Probleme, und sie ist schambesetzt.“ Dabei seien die Folgen tiefgreifend: Der Lebensmut werde geschwächt, körperliche, geistige und seelische Gesundheit leiden. Nicht umsonst habe das Königreich Großbritannien das Thema Einsamkeit zur Regierungssache erklärt und eigens eine Ministerin mit diesem Aufgabenbereich betraut, angesiedelt beim Ministerium für Sport und Ziviles. Senatorin Stahmann: „Der Mensch als soziales Wesen ist auf zwischenmenschliche Kontakte angewiesen. Das bunteste Fernsehprogramm kann das auf Dauer nicht ersetzen.“

„Einsamkeit, soziale Isolation – das ist weit mehr als Langeweile und das Gefühl, überflüssig zu sein“, betonte die Senatorin: „Die Hirnforschung beschreibt Einsamkeit als existenzielles Lebensrisiko. Unsere moderne, zersplitterte Gesellschaft zerreißt Familienbande und gewachsene soziale Strukturen, sie zerstört soziale Beziehungen. Sozialpolitik muss dazu beitragen, dass neue Beziehungen entstehen können.“

Einsamkeit sei kein Schicksal, weder für den Einzelnen noch für unsere Gesellschaft: „Jeder kann sich mehr kümmern, jeder kann für mehr Nachbarschaftlichkeit und damit für mehr Menschlichkeit sorgen. Mit der Aufsuchenden Altenarbeit sind wir auf dem richtigen Weg.“

An die 80 Ehrenamtlichen gewandt sagte die Senatorin abschließend: „Mein besonderer Dank gilt allen ehrenamtlich Engagierten. Sie alle reichen älteren, alleinlebenden Menschen eine Hand, Sie schenken Aufmerksamkeit und bringen Menschen in Kontakt. Das ist von unschätzbarem Wert.“

Foto: Pressereferat der Senatorin