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Bremer Landesfrauenbeauftragte begrüßt neue Empfehlungen zur Hormontherapie

18.08.2003

Die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) teilt mit:

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte(BfArM) hat endlich Stellung genommen zu der inzwischen weltweit kritisch beurteilten Hormonersatztherapie und dazu neue Empfehlungen herausgegeben. Sie beschreiben, dass bereits im ersten Anwendungsjahr einer Hormoneinnahme schwerwiegende Risiken für Frauen bestehen. Bei Estrogen- und Estrogen-Gestagenhaltigen Arzneimitteln muss in der „Fachinformation“, d.h. dem Beipackzettel zu Dosierung, Art und Dauer der Anwendung stehen, dass die Behandlung von Symptomen in den Wechseljahren so kurz und so niedrig dosiert wie möglich sein soll. Das Institut hält das Nutzen-Risiko-Verhältnis bei der Hormonersatztherapie für ungünstig. Sie soll nur so lange fortgeführt werden, wie der Nutzen die Risiken überwiegt.

Diese Empfehlungen begrüßt die Bremer Landesbeauftragte Ulrike Hauffe ausdrücklich. „Endlich bestätigen sich die kritischen Stimmen aus der Frauengesundheitsbewegung, die seit langem ein Umdenken im Verschreibungsverhalten von Hormonersatzmitteln fordern. Die heutige Stellungnahme des BfArM war längst überfällig,“ so Ulrike Hauffe.

Der weltweite Streit über das Für und Wider von Hormonverschreibungen in den Wechseljahren hatte seit längerem auch in Deutschland hohe Wellen geschlagen, ausgelöst durch Risikoschätzungen von Professor Eberhard Greiser und bestätigt durch den Abbruch der "Women´s Health Initiative" (WHI)-Studie 2002 in den USA. Sie hat gezeigt, dass es keinen Nachweis für den behaupteten Nutzen der Langzeiteinnahme von Hormonen auf die Lebensqualität und die Gesundheit von Frauen gibt. Im Gegenteil: sie wiesen bei Hormonnutzerinnen u.a. vermehrt Thrombosen, Schlaganfälle und Brustkrebs nach. Auch als Schutz gegen Osteoporose macht Hormonersatztherapie wenig Sinn. In den USA warnt mittlerweile selbst das Pharmaunternehmen WETH unter der Beweislast der in der WHI-Studie berichteten Risiken durch Hormonersatztherapien. Auf ganzseitigen Anzeigen schreibt WYETH, Hormone seien nicht für alle Frauen in den Wechseljahren gut. Jede Frau solle alle Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen.

Ulrike Hauffe: “Die Wechseljahre sind nicht auf hormonelle Veränderungen zu reduzieren. Die einseitige Sichtweise führt zu unangemessenen Behandlungskonzepten und zu Über-, Unter- und Fehlversorgung. Vielmehr sollten alle Frauen unabhängige und verlässliche Informationen zur Verfügung haben, die sie in ihrer Entscheidungsfindung für einen angemessenen Umgang mit dieser Lebensphase unterstützen. Die pauschale Medikalisierung der Wechseljahre muss beendet werden. Die Aufwertung und Stärkung der Selbstkompetenzen von Frauen muss ins Zentrum zukünftiger Konzepte der Gesundheitsförderung gerückt werden. Dazu sind die nun erlassenen Empfehlungen ein erster wichtiger Schritt. Nun müssen diese Einschätzungen präzise, schnell und verlässlich an die Frauen weitergeleitet werden.“

Seit langem setzt sich die Frauengesundheitsbewegung um einen bewussten Umgang mit Hormonersatztherapien ein. So hat das Bremer Forum Frauengesundheit, angesiedelt bei der ZGF, im Februar dieses Jahres in Bremen einen Fachkongress organisiert, der die Notwendigkeit wie Angemessenheit professioneller Begleitung in den Wechseljahren diskutierte. Unter dem Titel "Wechseljahre multidisziplinär" wurde Wissen aus verschiedenen Disziplinen zusammengetragen und bewertet. Fazit: Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben von Frauen und keine Krankheit. Die Mehrzahl der Frauen bewältigt diese komplexe Lebensphase gesundheitlich gut.

Als Ergebnis dieses Kongresses wurde die „Bremer Erklärung Wechseljahre multidisziplinär“ verabschiedet.

Der vollständige Text der „Bremer Erklärung“ ist in der ZGF bei
Ilse Scheinhardt
Tel. 361-3183, erhältlich und unter http://www.wechseljahre.uni-bremen.de als Download zur Verfügung