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Sonstige

Wittheits-Vortrag über „Goethe und Johann Sebastian Bach“

11.02.2003

Goethe gehörte - was zu seiner Zeit alles andere als selbstverständlich war - zu den großen Bewunderern, ja man darf behaupten: Kennern der Musik Bachs. Sie ist für ihn, weitab von der Subjektivität der modernen Kunst, ein objektives Ereignis - wie ein Naturgeschehen. "Es ist mir, als wenn ich von ferne das Meer brausen hörte", schreibt er am 28. März 1829 an Zelter nach dessen ausführlichem Bericht über Felix Mendelssohn Bartholdys erste Gesamtaufführung der Matthäus-Passion. Über „Goethe und Johann Sebastian Bach“ spricht Prof. Dr. Dieter Borchmeyer aus Heidelberg in seinem Wittheits-Vortrag am Dienstag (18.2.2003) um 20 Uhr im Vortragssaal der Stadtwaage Bremen, Langenstraße 13. Der Abend wird gemeinsam veranstaltet von der Wittheit zu Bremen und der Bremer Ortsvereinigung der Goethe-Gesellschaft.


Die bedeutendste Äußerung Goethes über Bach steht in einer Fortsetzung seines Briefs an Zelter vom 21. Juni 1827: "Ich sprach mir's aus: als wenn die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte, wie sich's etwa in Gottes Busen, kurz vor der Weltschöpfung möchte zugetragen haben; so bewegte sich's auch in meinem Innern und es war mir als wenn ich weder Ohren, am wenigsten Augen und weiter keine übrigen Sinne besäße noch brauchte."


Eine für den Augen- und Sinnenmenschen Goethe höchst ungewöhnliche Äußerung. Hans Georg Gadamer hat sie in seiner Studie „Bach und Weimar“(Weimar 1946) mit Hegels Idee der Logik auf einen Nenner gebracht, nennt dieser doch in seiner „Philosophie der Weltgeschichte“ die Logik "das ewige Leben Gottes in sich selbst, gleichsam vor Erschaffung der Welt". Gadamer bezeichnet Goethes Wort über Bach als "Lichtblitz", mit dem "das Weimar der deutschen Klassik auf das Weimar Johann Sebastian Bachs antwortet" - das zu Goethes Zeit so gut wie vergessen war.