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Sonstige

Rationalisierung und Beschäftigungspolitik
Die Bremer Straßenbahn AG geht offensiv in den Wettbewerb: Ausbau der Servicetätigkeit

14.12.1999

Positive Bilanz für 1999

Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) hat in den letzten zwei Jahren insgesamt 62 Vollzeitstellen im Werkstatt- und Verwaltungsbereich aufgrund von Rationalisierungs- und Modernisierungsmaßnahmen eingespart.


Trotz dieses Stellenabbaus ist die Zahl der Beschäftigten sogar noch leicht gestiegen (auf 2.500). Die Lösung liegt darin, daß die BSAG durch eine Umwandlung von Vollzeit- in Teilzeitbeschäftigung sowie durch eine deutlich höhere Zahl an Auszubildenden zugelegt hat. Allein im Jahr 1999 haben 40 Jugendliche ihre Ausbildung begonnen.


Außerdem sind die Sonderprogramme gegen Jugendarbeitslosigkeit und für Integration von Langzeitarbeitslosen besonders zu erwähnen:


Von den zu Busfahrern ausgebildeten 24 Langzeitarbeitslosen sind heute 23 bei der BSAG tätig. Dies ist eine hohe Erfolgsquote. Für die mit 100 Jugendlichen geplante Ausbildung im Rahmen des Sofortprogramms der Bundesregierung waren nur 36 geeignete arbeitslose Jugendliche zu gewinnen. Sie werden für eine Mischtätigkeit Fahrer, Kundenservice, Fahrzeugtechnik ausgebildet. Die BSAG gibt allen 36 im Jahr 2000 nach erfolgreicher Ausbildung die Chance einer unbefristeten Beschäftigung.


Die personalpolitische Bilanz bis Ende 1999 heißt: Trotz Rationalisierung ist es durch flexiblen Einsatz von Beschäftigten zu einer positiven Beschäftigungsentwicklung gekommen und das zu geringeren Kosten aufgrund der Sonderprogramme und abgesenkter Einstiegslöhne. Die Sonderprogramme werden fortgesetzt.


Im Jahr 2000 wird die BSAG durch weitere Rationalisierungen 60 Vollzeitstellen abbauen. Dies ist nur möglich, weil im Fahrdienst eine gravierende Änderung der Dienstpläne vorgenommen worden ist (Pausenregelungen geändert, längere Dienste, Wendezeiten optimiert) und in der Werkstatt durch die Gruppenarbeit wie auch Mischarbeit (Fahrerpool) die Produktivität verbessert worden ist.



Neue personalpolitische Strategie ab 2000: Wettbewerbsfähige Lohntarife und Strukturen



Im Jahr 2000 beginnt für die BSAG eine neue personalpolitische Zeitrechnung aufgrund der Sparvorgaben des Senats wie auch des anstehenden Wettbewerbs. Dazu sind folgende Eckpunkte zu nennen:



  • Die Rationalisierung und damit die Produktivitätsverbesserung wird zügig fortgesetzt. Damit befindet sich die BSAG bereits auf dem Weg, den die vom Senat beauftragten Gutachter der C+L vorgeschlagen haben. So ist fast ein Drittel der Produktivitätsverbesserung umgesetzt, den die Gutachter bis zum Jahr 2004 vorgeschlagen haben.

  • In der Lohnpolitik muß sich die BSAG ab Januar vom Tarifsystem des öffentlichen Sektors abkoppeln und wettbewerbsfähige Lohn- und Gehaltstarifverträge abschließen. Das gilt für alle Neueinstellungen.

  • In die neuen Tarifverträge sollen verstärkt Leistungskriterien aufgenommen werden. Grundlohn und Grundgehalt werden mit Leistungskomponenten aufgestockt. Auch wird der Unternehmenserfolg in die Berechnungen einbezogen, mindestens für die Führungskräfte.

  • Die Löhne müssen aber mindestens so bemessen sein, daß sie Beschäftigte ohne Nebenarbeitsverhältnisse existentiell absichern und daß das Unternehmen Arbeitnehmer mit einem hohen Qualitätsniveau gewinnen und halten kann.

  • Für alle bis 31.12.99 Beschäftigten geht das Unternehmen von dem von Finanzsenator Hartmut Perschau zugesicherten "Besitzstand" aus.

  • Die innere Modernisierung wird beschleunigt fortgesetzt. Dazu zählt die Organisationsreform (Center-System ab 01.01.2000 in praktischer Anwendung), eine verstärkte Weiterbildung und ganz besonders Selbstverantwortung einschließlich Kostenverantwortung.


BSAG geht offensiv in den Wettbewerb: Ausbau der Servicetätigkeit



Mit dieser Struktur geht die BSAG in die Offensive. Sie will Marktanteile gewinnen und nicht verlieren.


Von der höheren Flexibilität verspricht sich die BSAG eine kostengünstigere Gestaltung dringender Kundendienstaufgaben. Das soll beispielhaft zum Thema Service und Sicherheit einschließlich der Schwarzfahrer-Bekämpfung geschehen. Den Fahrgeldausfall durch Schwarzfahren schätzt die BSAG auf 5 Mio. DM im Jahr.


In Partnerschaft mit einem Privatunternehmen beabsichtigt die BSAG im Jahr 2000 eine neue Gesellschaft für Service und Sicherheit zu gründen. Die BSAG sieht hier einen hohen Bedarf für die Kundinnen und Kunden und will bis zu 200 Servicekräfte beschäftigten, statt bisher ca. 70.


Regelmäßiger Einsatz von Zugbegleitern, Präsens an Umsteige- und Endhaltestellen, häufigere Fahrausweisprüfungen und verstärkte technische Überwachung – auch mit Kameras – gehören zum Aufgabenfeld. Die Finanzierung erfolgt durch das neue Lohnniveau, höhere Einnahmen, Ausschöpfung aller öffentlichen Fördermöglichkeiten, speziell der neuen Modelle aus dem Bündnis für Arbeit. Hierzu ist allerdings auch der Senat gefordert.


"Beschäftigungspolitisch", so Arbeitsdirektor Hubert Resch, "können wir uns nur noch dann bewegen, wenn das Verkehrsangebot ausgeweitet wird und wir unsere Aufgaben zur Verbesserung von Sicherheit und Service aktiver wahrnehmen. Das bringt dann auch mehr Fahrgäste."


Die BSAG geht optimistisch in den Wettbewerb, sie ist in der betrieblichen Qualität wettbewerbsfähig und hat in der Personalqualität Wettbewerbsvorteile. Hinsichtlich der Löhne und Gehälter wird die BSAG selbst oder über Tochtergesellschaften auf wettbewerbsfähigem Niveau operieren. Ziel ist ein Branchentarifvertrag.