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Sonstige

Die Verbraucher-Zentrale Bremen teilt mit: Beim Bausparen muss die Vertragssumme stimmen

08.03.2001

Bei Gebührenschinderei kann Geld zurück verlangt werden

Nach herben Verlusten an den Aktienmärkten haben viele Anleger wieder die Vorzüge festverzinslicher Geldanlagen entdeckt. Für manch einen, der es vor zwei Jahren noch als altbacken empfunden hätte, ist deshalb auch das Bausparen wieder ein Thema.

Allerdings: Wer nicht aufpasst, kann auch bei diesem Klassiker unnötig Geld verlieren., warnt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen.In der Vergangenheit haben die Bausparkassen viel Kritik einstecken müssen, weil sie ihren Kunden oftmals zu hohe Bausparsummen anempfohlen hatten, um entsprechend höhere Abschlussgebühren zu kassieren. Von den Gesellschaften und ihren Verbänden wurde daraufhin Besserung gelobt. Vollständig gelöst sind die Probleme aber immer noch nicht.

Der Verbraucherzentrale lag jüngst der Fall einer Auszubildenden vor, die kurz nach dem achtzehnten Geburtstag von ihrer Bank-Filiale zu einem Informationsgespräch über ihre finanzielle Zukunft eingeladen wurde. Ergebnis der Beratung war, dass ein bestehender Bausparvertrag von 20.000 Mark auf 80.000 Mark aufgestockt wurde. Auf welch schlechtes Geschäft sie sich dabei eingelassen hatte, fiel der Auszubildenden erst später auf. Da sie auch weiterhin lediglich 52 Mark im Monat an vermögenswirksamen Leistungen sparen konnte, hätte der bestehende Vertrag längst ausgereicht.

Unter dem Strich stand deshalb eine Vermögensbildung der verkehrten Art: Für die Erhöhung der Bausparsumme fielen 600 Mark an Abschlussgebühren und verschlangen damit fast die gesamte Sparleistung eines Jahres.

Solche krassen Fälle können sicherlich nicht verallgemeinert werden. Nach den Beobachtungen der Verbraucherzentrale sind zu hohe Bausparsummen aber nach wie vor keine seltene Ausnahme. Wer nicht richtig beraten wurde, kann sich allerdings wehren: Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hat die Bausparkassen bereits vor Jahren ausdrücklich ermahnt, keine Bausparverträge abzuschließen, bei denen ein Missverhältnis zwischen der vereinbarten Sparleistung und der abgeschlossenen Bausparsumme besteht. Gleichzeitig wurde den Gesellschaften aufgegeben, bereits abgeschlossene Verträge mit einem solchen Missverhältnis zu korrigieren - was im Klartext heißt: Es ist nicht nur die Bausparsumme herabzusetzen, sondern auch die anteilige Abschlussgebühr zu erstatten.

Wer den Verdacht hegt, falsch beraten worden zu sein, kann dies anhand seiner Allgemeinen Bausparbedingungen prüfen. Diese sehen einen tariflichen Mindest-(Regel-) Beitrag vor, der zumeist bei drei bis fünf Promille der Bausparsumme liegt. Beträgt die tatsächliche Sparleistung weniger und ist die Rate nicht im Nachhinein herabgesetzt worden, so war die empfohlene Bausparsumme zu hoch und sollte eine Herabsetzung mit anteiliger Gebührenerstattung verlangt werden. Ausnahmen bestehen allerdings, wenn im Rahmen einer Finanzierung von vorneherein die Bildung von Teilbausparsummen vereinbart wurde.

Zu hohe Bausparsummen sind nicht nur ein Problem bei einem Missverhältnis zum Sparvermögen des Bausparer. Wer einen Bausparvertrag bei der späteren Finanzierung einer eigenen Immobilie einsetzen möchte, wird zumeist mit dem sehr niedrigen Zinssatz des Bauspardarlehens umworben. Mehr oder weniger verschwiegen wird dabei, dass ein Bausparkredit in der Regel sehr schnell zu tilgen ist und deshalb zumeist mit einer höheren monatlichen Belastung als ein normales Hypothekendarlehen verbunden ist.

Für ein neu aufgenommenes Hypothekendarlehen über 100.000 DM muss ein Eigenheimfinanzierer derzeit bei einer voraussichtlichen Laufzeit von 30 Jahren knapp 600 Mark im Monat zahlen. Im langfristigen Durchschnitt sind es rund 750 Mark. Bei einem Bausparkredit in gleicher Höhe liegt die monatliche Rate demgegenüber zumeist bei 1.000 oder sogar 1.200 Mark. Damit wird der Kredit zwar erheblich schneller getilgt. Das Problem ist aber: die höhere finanzielle Belastung können sich viele Eigenheimfinanzierer anfangs gar nicht leisten.

Oftmals bleibt deshalb nichts anderes übrig, als auf das Bauspardarlehen zu verzichten. Ein schlechtes Geschäft, wenn man dafür über Jahre hinweg einen sehr niedrigen Sparzins in Kauf genommen hat.