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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Senator Hattig beim 36. Kapitänstag in Bremen: Bundesregierung muss nationales Schifffahrtskonzept weiter entwickeln

15.09.2000

Weiterhin Betriebskostennachteile zu Lasten der deutschen Handelsflotte
Ausflaggung setzte sich 1999 ungebremst fort –
Seit Jahresbeginn aber mehr deutsche Seeleute beschäftigt

Bremens Wirtschafts- und Häfensenator Josef Hattig hat die Bundesregierung am Freitag (15.9.2000) aufgefordert, das nationale Schifffahrtskonzept weiter zu entwickeln und damit zu fairen Wettbewerbsbedingungen und mehr Chancengleichheit in der Branche beizutragen. Die Praxis zeige, dass die bisher eingeleiteten Maßnahmen – Tonnagesteuer, Lohnsteuereinbehalt, veränderte Vorschriften bei der Schiffsbesetzung – noch nicht ausreichten, um dem Ausflaggungsdruck zu begegnen, der auf der deutschen Seeschifffahrt laste, sagte der Senator beim 36. Kapitänstag im Bremer Rathaus.

1999 sei die Zahl der Schiffe unter deutscher Flagge um 130 Einheiten gesunken, kritisierte Hattig. Mit 717 Schiffen habe sie Anfang 2000 einen Tiefstand erreicht und zur Jahresmitte mit 722 Einheiten auf niedrigem Niveau stagniert.

Dennoch, so der Senator, könnten die deutschen Seeleute zur Zeit wieder etwas optimistischer in die Zukunft blicken. Von Januar bis Juni 2000 sei die Zahl deutscher Offiziere und Mannschaften auf Handelsschiffen unter deutscher Flagge von 7594 auf etwa 8000 gestiegen. Hattig sprach von einer positiven Entwicklung, die sich aber noch verstetigen müsse.

Als Welthandels- und Exportnation sei Deutschland nicht nur auf moderne und wettbewerbsfähige Häfen, sondern auch auf eine starke maritime Wirtschaft mit leistungsfähigen Reedereiunternehmen und einer stabilen Handelsflotte angewiesen. Hattig: „Betriebskostennachteile zu Lasten der deutschen Flotte bestehen weiter, solange Länder wie die Niederlande oder Norwegen ihre Reedereien gezielter und konsequenter fördern als in Deutschland üblich.“ Um den Bund zum Handeln zu bewegen, hatten die norddeutschen Küstenländer die Regierung Schröder unlängst aufgefordert, bei den Lohnnebenkosten nach dem holländischen Modell eine weitergehende Entlastung der Reedereibetriebe zu prüfen.

Ein besonderes Problem sieht der Senator darin, dass es in Zukunft immer schwieriger sein wird, genügend Nachwuchs für die Seeschfffahrt zu gewinnen. Hattig: „In den kommenden zehn Jahren wird mehr als die Hälfte aller sozialversichungspflichtig versicherten Seeleute aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Weil sich gleichzeitig abzeichnet, dass das Angebot qualifizierter Nautiker und Schiffsbetriebstechniker auch international abnehmen wird, droht eine Situation, in der nicht genügend Nachwuchskräfte zur Verfügung stehen werden.“ Dies habe auch negative Folgen auf das Know-how in den Landbetrieben der maritimen Verbundwirtschaft, zum Beispiel in den Bereichen Hafenwirtschaft und Logistik.

Senator Hattig forderte den Bund auf, die Ausbildungsförderung in der Seeschifffahrt auf 10 Millionen Mark jährlich zu erhöhen. Außerdem sei es erforderlich, deutsche Seeleute in Zukunft auch auf Schiffen auszubilden, die von deutschen Reedern unter fremder Flagge eingesetzt werden. „Bei unseren Nachbarn ist dies gängige Praxis“, sagte Hattig.