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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Fischwirtschaft sichert jeden zehnten Job in der Seestadt

01.06.2001

BAW-Studie zeichnet ein positives Bild von der Entwicklung der Branche in Bremerhaven – Staatsrätin Winther: "Auf einer Gewerbeflächenreserve von 98 Hektar lassen sich im Süden der Stadt 3.600 Arbeitsplätze schaffen"


Mindestens 4.150 Beschäftigte im Bremerhavener Fischereihafen sind in der Fischwirtschaft oder bei ihren Zulieferern tätig. Damit hängen fast 10 Prozent aller Arbeitsplätze in der Seestadt von dieser Branche ab. Bremerhaven bleibt gleichzeitig der in Deutschland eindeutig wichtigste Standort für Fischverarbeitung und –umschlag. Dies unterstreicht eine neue Studie der BAW Institut für Wirtschaftsforschung GmbH, in der im Auftrag des Senators für Wirtschaft und Häfen die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung im Fischereihafen veröffentlicht worden sind. Der Bericht stellt Ergebnisse der Evaluierung der FIAF-Maßnahmen (Finanzinstrument zur Ausrichtung der Fischerei, europäischer Strukturfonds) am Standort Bremerhaven für den Zeitraum 1994 bis 1999. Die BAW-Studie wurde aus FIAF-Mitteln kofinanziert.

Die Fischwirtschaft hat für Bremerhaven eine größere Bedeutung als die Automobilindustrie für die Stadt Bremen. "Dies lässt sich aus einer Auswertung im Fischereihafen ableiten, bei der 325 Unternehmen erfasst wurden", berichtet Sibylle Winther, Staatsrätin und Bremerhaven-Beauftragte beim Senator für Wirtschaft und Häfen. Danach liegen Beschäftigungsangaben von 152 Firmen mit insgesamt 6.600 Mitarbeitern vor. Die Hochrechnung für 173 Betriebe ohne Beschäftigungsangaben ergibt rund sieben Mitarbeiter pro Firma. Damit errechnete man im Fischereihafen eine Gesamtbeschäftigung von 7.750 Personen (ohne Gewerbegebiet Bohmsiel).

75 der erfassten Unternehmen gehören zur Fischwirtschaft, also zu Fischverarbeitung, Fischgroß- und einzelhandel sowie Fischgastronomie mit insgesamt rund 3.550 Beschäftigten. Weitere 13 Firmen lassen sich den Zulieferbereichen der Fischwirtschaft, Spedition und Umschlag, Kälte- bzw. Verpackungstechnik sowie Lebensmittelanalyse zuordnen (insgesamt rund 600 Mitarbeiter). Im Bereich Schiffbau / Schiffsreparaturen gibt es zwei Unternehmen mit insgesamt 700 Beschäftigten. 2.900 oder 37 Prozent der Beschäftigten im Fischereihafen sind in den übrigen Industrie- und Dienstleistungsbereichen tätig.


98 Hektar Gewerbeflächenreserve im Süden der Seestadt

Laut Staatsrätin Winther hat der Fischereihafenbereich gleichzeitig erhebliche Bedeutung für die Schaffung weiterer Arbeitsplätze in Bremerhaven. Im Fischereihafen seien noch etwa 13 Hektar Gewerbefläche verfügbar, im südlich gelegenen Gewerbegebiet Luneort mittelfristig weitere 85 Hektar. "Damit können in diesem Teil Bremerhavens auf Flächenreserven von insgesamt 98 Hektar bis zu neue 3.600 Arbeitsplatze geschaffen werden", ergänzt die Staatsrätin.


Bei einer BAW-Umfrage, an der sich von August bis Oktober 2000 45 von 56 angesprochenen Firmen im Fischereihafen beteiligten, gaben 15 dieser Unternehmen an, dass sie ihr Personal aufstocken wollen. Neun der Firmen teilten mit, dass sie Investitionen planen, 19 weitere denken über Investitionen nach.

Mehr als zwei Drittel der befragten 45 Unternehmen schätzen die Infrastruktur im Fischereihafen als "gut" oder sogar "sehr gut" ein: Knapp ein Viertel hält die Rahmen-bedingungen vor Ort für "befriedigend" oder "ausreichend". Damit zeige sich, dass die Infrastruktur von der Wirtschaft insgesamt positiv bewert werde, sagte Staatsrätin Winther.


Marktführer unter den Seefischmärkten

Auch im Jahre 2000 zeigte sich die große Bedeutung Bremerhavens unter den westdeutschen Seefischmärkten. Ein Umschlag von 108.000 Tonnen entsprach einem Marktanteil von über 90 Prozent (Cuxhaven: 8,3 Prozent, Hamburg: 0,6 Prozent). Dass der Gesamtumschlag in Bremerhaven seit 1997 gesunken ist, lässt sich vor allem auf einen starken Rückgang beim Tiefkühlfisch zurückführen. Verantwortlich für den Rückgang des Umschlags beim Frischfisch waren unter anderem rückläufige Fischfangquoten und das Schrumpfen der deutschen Fischereiflotte.

Für viele Unternehmen in der Seestadt - vor allem kleinere Betriebe - stellt die Versorgung mit Frischfisch nach wie vor eine Existenzgrundlage dar. Auch in Zukunft, so die BAW-Studie, sei es deshalb sinnvoll, ein entsprechendes Angebot in Bremerhaven zu erhalten und möglichst auszubauen.


Staatsrätin Winther: "Es zeigt sich, dass die Rahmenbedingungen und Angebote für die Fischwirtschaft in Bremerhaven insgesamt gut sind." Dennoch gebe es noch einiges zu tun. Als Beispiele nannte die Staatsrätin eine noch intensivere touristische Vermarktung des Themas Fisch durch das Stadt-Marketing für Bremerhaven und den zügigen Bau des vom Senat beschlossenen Biotechnologiezentrums. Ziel müsse es sein, Bremerhaven als maritimen Wissenschaftsstandort mit besonderem Schwerpunkt in der Bio- und Lebensmitteltechnologie auszubauen und den Forschungsverbund zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und Wirtschaft vor Ort weiter zu stärken.


FIAF-Gelder stärken Wettbewerbsfähigkeit der Branche

Die Entwicklung der Wirtschaft im Fischereihafen wird von der Europäischen Union über das Programm FIAF 2 in den Jahren 2000 bis 2006 erneut erheblich gefördert. Sibylle Winther: "Vorgesehen ist ein Fördervolumen von 70 Millionen Mark, das aus nationalen und EU-Töpfen gespeist wird und private Investitionen in doppelter Höhe voraussetzt. Im Zeitraum 1994 bis 1999 konnten zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Bremerhavener Fischwirtschaft etwa 50 Millionen Mark nationale und EU-Fördermittel eingesetzt werden. Damit wurden private Investitionen von über 100 Millionen Mark angeschoben."