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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Eltern unterstützen ihre Kinder während des Krankenhausaufenthaltes aktiv


04.02.2003

Mütter und Väter als Partner sehen -
Das Zentralkrankenhaus St.-Jürgens-Straße teilt mit:

Können Eltern in den Behandlungsprozess ihrer Kinder während eines Klinikaufenthaltes tatsächlich partnerschaftlich einbezogen werden? „Eindeutig ja“, befand Verwaltungsdirektor Walter Bremermann vom Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße am Dienstag, 4. Februar, bei der Vorstellung des Projektes „Elternintegration – Mit Eltern mitwirken“ vor Journalisten. Und fügte an: „Die Zeiten, in denen Eltern in Kinderkliniken eher unerwünscht waren, weil man annahm, sie würden den Behandlungsverlauf stören, gehören Gott sie Dank der Vergangenheit an.“ Heute sei vielmehr das Gegenteil der Fall. Die Mitaufnahme der Eltern habe nachweislich positive Auswirkungen auf den Heilungsprozess und damit auf den körperlichen und seelischen Zustand des Kindes. Der Verwaltungsdirektor weiter: „Aber auch die Eltern profitieren davon. In den Behandlungsverlauf integrierte Mütter und Väter fühlen sich angesichts der Erkrankung nicht so ohnmächtig und hilflos, wenn sie selbst etwas für ihre Kinder tun können. Sie sind ständig über den Zustand ihres Kindes informiert und werden so in die Lage versetzt, ihre Kinder kompetent beim Gesundwerden zu begleiten.“


Auf Initiative der Leitungen der drei Kinderkliniken wurde das Projekt „Elternintegration“ im Mai 2000 mit der Zielsetzung gestartet, die bereits seit vielen Jahren praktizierte Integration der Eltern in den Behandlungsprozess zu optimieren. Was bedeutet es in letzter Konsequenz, Eltern nicht mehr nur als Besucher im Krankenhaus zu haben, sondern sie über viele Stunden des Tages oder sogar rund um die Uhr in die Behandlung und Betreuung ihrer Kinder einzubinden? Für Projektleiterin Inge Henke wurde schnell klar, dass sich die gesamte Organisation Krankenhaus von einem mehr oder weniger geschlossenen zu einem offenen System entwickeln muss. Folgende Aspekte kristallisierten sich heraus:

- Eltern benötigen einen Platz – sowohl räumlich als auch in der Zuordnung von Aufgaben.

- Die Arbeit des pflegerischen und medizinischen Personals wird öffentlicher.

- Eltern nehmen ihre Kompetenz in der Pflege des Kindes wahr, Pflegende bleiben jedoch weiterhin dafür verantwortlich.

- Informationen und Erklärungen werden nicht nur dem Kind gegeben, sondern auch den Eltern – folglich ist mehr Zeit für Kommunikation erforderlich.

- Es werden auf Seiten des Personals verstärkt kommunikative und soziale Kompetenzen notwendig, um das traditionelle Rollenverständnis im Krankenhaus, das von einer Beziehung Patient - Krankenhaus ausgeht, zugunsten einer Dreierbeziehung Patient - Eltern - Krankenhaus zu verändern.

Im Rahmen des Projektes wurden insgesamt acht Arbeitspakete geschnürt, die sich mit unterschiedlichen Aufgaben auseinander setzten. Zunächst galt es, Leitsätze für die Elternintegration zu entwickeln. Die Leitlinien bilden einen verbindlichen Rahmen, der den partnerschaftlichen Umgang mit den Müttern und Vätern sichert. Die Leitlinien wurden am Dienstag in Postergröße in die Eingangshalle der Prof.-Hess-Kinderklinik gehängt, um den Eltern das Selbstverständnis der Beschäftigten im Umgang mit ihnen zu vermitteln.

Weitere Arbeitsaufträge bestanden unter anderem darin, einen Aufnahmeleitfaden für die Stationen zu entwickeln, das Beschäftigungs- und Unterhaltungsangebot für Kinder attraktiver und transparenter zu gestalten sowie die Bedingungen zum Übernachten und Verpflegen für die Eltern zu verbessern.

Für Pflegewissenschaftlerin Inge Henke steht fest, dass Leitlinien, verbindliche Festlegungen und neue organisatorische Abläufe allein noch keine echte Integration der Eltern sichern. „Vielmehr geht es um eine Veränderung der inneren Haltung bei den Beschäftigten. Wenn verstanden worden ist, dass die elterliche Liebe und Fürsorge eine wichtige Ressource für das Kind ist, dann werden auch die Eltern ihren selbstverständlichen und damit festen Platz im Kinderkrankenhaus bekommen“, ist sie sich sicher. Entsprechende Fortbildungen zu diesem Thema seien für alle MitarbeiterInnen unverzichtbar und würden vom Haus auch angeboten.

Die ärztlichen und die pflegerischen Leitungen des Zentrums für Kinderheilkunde und Jugendmedizin haben das Projekt nicht nur initiiert, sondern es auch von Anfang an engagiert begleitet. Professor Hans-Iko Huppertz und Klinikpflegeleitung Gabriele Thiele jedenfalls sind sich mit den Leitungen der anderen Kinderkliniken einig, dass die Einbeziehung der Eltern für die Kinder das Beste ist. „Insbesondere bei chronisch kranken Kindern haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich der Gesundheitszustand der Kinder deutlich besserte und sie schneller gesund wurden, wenn die Eltern in den Behandlungsverlauf integriert worden sind“, verdeutlichte Huppertz.