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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Bildungspolitik ohne Illusionen, aber mit Erfolg
Senator Lemke nach 100 Tagen im Amt

18.10.1999

Unsere Ausgangsposition ist verglichen mit den vergangenen Jahren gut. Es ist uns gelungen, endlich wieder einen ausgeglichenen Haushalt für Bildung und Wissenschaft zu bekommen. Gleichwohl wird diese Legislaturperiode für alle finanziell sehr eng. Ich kenne die Rahmenbedingungen und werde mich daran orientieren. Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Ich werde das, was für die Schulen und Hochschulen unerlässlich ist, einfordern. Aber ich werde nicht alle halbe Jahre die Kollegen im Senat mit unrealistischen Forderungen konfrontieren, nur um zu zeigen, wie sehr ich mich für meinen Bereich einsetze. Für Schaukämpfe ist mir die Zeit zu schade. Ich setze mich lieber mit ganzer Kraft für erfolgversprechende Ziele ein. Z.B.:


  • kostengünstiger und effektiver arbeiten

  • Verwaltungswege verkürzen

  • unkonventionelle Lösungen suchen

  • neue Geldquellen erschließen

  • unproktuktive Auseinandersetzungen vermeiden


Mit mehr Motivation die Effektivität steigern
Wenn ich die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken versuche, mache ich das nicht allein der besseren Stimmung wegen, sondern um die Arbeitsergebnisse zu verbessern. Wer motiviert ist, arbeitet flexibler als die Dienstvorschriften oder der Geschäftsverteilungsplan es ihm abverlangen. Wer motiviert ist, läßt sich etwas einfallen, wenn es komplizierte Dinge zu regeln gibt, verweist nicht auf andere Zuständigkeiten, wenn er mit einem Problem konfrontiert ist. Wer erfolgreich arbeitet, ist auch zufriedener.

Ich möchte vor allem erreichen, dass Schulen und Behörde partnerschaftlich zusammenarbeiten. Strukuren und Gewohnheiten, die dies behindern müssen wir abbauen.

Dazu brauche ich auch die Gewerkschaften und Personalräte. Es darf nicht sein, dass Konflikte zwischen Behördenleitung und den Personalräten zu Lasten unserer Schülerinnen und Schüler gehen. Interessengegensätze zwischen beiden Seiten sind nicht auszuschließen. Aber wir dürfen bei der Konfliktbewältigung nicht die aus den Augen verlieren, für die wir alle unsere Arbeit tun

Gebäude sanieren
Ein besonders gutes Zusammenwirken aller Beteiligten ist notwendig bei einer unserer wichtigsten Aufgaben in dieser Legislaturperiode: die Sanierung der Schulen.

Ich werde in diesen vier Jahren nicht alle Schulgebäude auf ein gleiches Niveau bringen können. Aber ich verspreche, dass es solche schrecklichen Zustände, wie ich sie teilweise gesehen habe, nicht mehr geben wird.

Wir werden in dieser Legislaturperiode 120 Millionen DM für die Sanierung erhalten. Das ist mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber es ist nicht sonderlich üppig, wenn man den Bedarf sieht. Um so wichtiger ist es, dass wir sehr verantwortlich mit dem Geld umgehen, dass auch jede Mark in den Schulen ankommt. Ich will nicht akzeptieren, dass öffentliches Bauen so viel teurer, umständlicher und zeitaufwendiger ist als in der Privatwirtschaft. Es reizt mich richtig zu zeigen, dass es auch anders geht.

Neue Medien flächendeckend einsetzen
Die Fähigkeit, den Computer als Arbeitsmittel nutzen zu können, gehört heute nahezu zum Standard des Berufsalltages. Es ist deshalb zwingend notwendig, dass wir unsere Kinder rechtzeitig darauf vorbereiten. Das heißt, die Arbeit am und mit dem Computer muss auch in den Schulen zum Standard werden und zwar in jeder Schulstufe auf dem jeweils angemessenen Niveau. Ich möchte erreichen, dass wir als erstes Bundesland melden können: Hier sind alle Schulen am Netz. Es bestehen gute Aussichten, dass wir das bis Mitte des nächsten Jahres schaffen.

Personal verjüngen - Personalmix verstärken
Wir werden in dieser Legislaturperiode 400 Lehrer einstellen können. Das hört sich besser an als es ist. Denn weit mehr als 400 werden in dieser Zeit ausscheiden. Unter den Strich werden wir am Ende der Legislaturperiode weniger Lehrerstellen haben als jetzt. Das ist hart, aber kein Grund zur Resignation.


  1. 400 neue Stellen bedeutet mehr als 400 junge Lehrer. Es ist ganz wichtig, dass wir die Kollegien mit frischen Kräften auffüllen können. Wir brauchen junge und alte Lehrer, wir brauchen den frischen Wind und die Kompetenz der Erfahrung.

  2. Weniger Lehrer bedeutet nicht weniger Unterricht. Wir müssen zu einer anderen Verteilung der Arbeit an Schulen - Personalmix ist das Stichwort. Wir haben jetzt damit begonnen und werden mit diesem Instrument zunehmend effektiver arbeiten.


Verlässliche Grundschule einführen
Mit Hilfe des Personalmixes wird es uns auch gelingen, die verlässliche Grundschule von 8 bis 13 Uhr flächendeckend bedarfsgerecht einzuführen. Wir werden Eltern, Lehramtsstudenten, Übungsleiter aus Sportvereinen, Erzieher oder andere Betreuer, die wir über frei Träger engagieren, einsetzen, die die Kinder außerhalb des Unterrichts in der Schule verlässlich betreuen. Der Einsatz wird entweder von einzelnen Schulen selbständig organisiert oder mit Hilfe der Behörde.

Neue Partner gewinnen
Wir müssen die Kraft der Wirtschaft für unsere Schulen stärker nutzen. Ich möchte die Unternehmen und Betriebe vor allem für zwei Dinge gewinnen:


  1. dass sie unseren Schulen dort, wo sie können, materiell helfen, beispielsweise bei Ausstattungen, die über den normalen Bedarf hinausgehen, aber sehr sinnvoll eingesetzt werden können: Sportgeräte, besondere Computereinrichtungen, etc.

  2. dass sie Schülern und Lehrern noch mehr Einblicke in das Arbeits- und Wirtschaftsleben ermöglichen. Die Schüler müssen leichter Praktikaplätze finden können. Andererseits möchte ich auch, dass mehr Lehrer sich in Betrieben umschauen können,damit sie wissen, was an den künftigen Arbeitsplätzen ihrer Schülerinnen und Schüler geschieht.


Wissenschaft und Forschung
Wissenschaftspolitik ist zu einem sehr wichtigen Standortfaktor geworden. Die zukünftige Entwicklung Bremens wird ganz entscheidend von der Qualität der wissenschaftlichen Einrichtungen dieses Landes abhängen. Wir bieten hervorragende Voraussetzungen. Mit der Internationalen Universität Bremen (IUB) werden wir diesen Standort Bremen weiter stärken können. Der Wettbewerb zwischen der privaten und den öffentlichen Hochschulen wird nicht nur die wisenschaftlichen Erfolge weiter befördern, sondern auch die Attraktivität des Standortes überregional verbessern.

Der Ausbau und die Modernisierung des Wissenschaftseinrichtungen dieses landes ist für die nächsten Jahre durch den Abschluss der Rahmenvereinbarung im Umfang von 3,4 Mrd Mark gesichert . Der Hochschulgesamtplan gibt die Richtung der weiteren Entwicklung der Hochschulen an. Wir werden auf der Basis des neuen Hochschulgesetzes Selbständigkeit der Hochschulen vorantreiben, die wir über Kontrakte regeln werden. Darin wird festgelegt für wieviel Geld wir welche Leistung erwarten. Zugleich erwarte ich von den Hochschulen, dass Verfahren entwickeln, die sicherstellen, dass die Hochschullehrer den Studenten ausreichend zur Verfügung stehen.

Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass der Verzahnung der Hochschulen und Institute mit der Region, insbesondere auch mit der Wirtschaft weiter voranschreitet. Wissenschaftliche Arbeit zugunsten des Fortschritts der Gesellschaft gehörte schon zu den Gründungsprinzipien der Universität – diesem Grundsatz fühle ich mich immer noch verpflichtet.