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Die Senatorin für Kinder und Bildung

"Schule und Partner": Projekt zur Erneuerung von Schule und Unterricht

16.01.2002

16 Schulen beteiligen sich freiwillig an Reformvorhaben zur Schulentwicklung

Die großen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft erfordern in hohem Maße selbständiges Handeln, Selbstorganisation, problemlösendes Denken, Kreativität und die Fähigkeit mit anderen Menschen zu kommunizieren und zu kooperieren. Schule muss daher den Unterricht künftig so gestalten, dass diese Kompetenzen und Fähigkeiten von den Schülerinnen und Schülern auch erworben werden können. Das bedeutet Veränderungen, die sich nicht nur auf den Unterricht, sondern auch auf die Schul- und Unterrichtsorganisation auswirken.

Die bisherige Schulorganisation gewährleistet die Erfüllung dieser Anforderungen nicht in ausreichendem Maße. Deshalb wurde in Bremen das Projekt „Schule und Partner“ begonnen. Es ist angelehnt an das in Herford (NRW) seit fünf Jahren laufende und von der Bertelsmann-Stiftung unterstützte Projekt „Schule & Co“. Nach Besuchen in Herford und Präsentation des dortigen Projektes in Bremen hat sich der Senator für Bildung entschieden, dieses Konzept im Prinzip auch in Bremen anzuwenden.

Die Ausgangsbedingungen sind erfolgversprechend, da auf Grund der räumlichen Nähe von Schulen, senatorischer Dienststelle und Landesinstitut für Schule flexibel gehandelt und entschieden werden kann.

Unterrichtsentwicklung
Im Zentrum des Projektes steht die Unterrichtsentwicklung. In den verschiedenen Fächern erwerben die Schülerinnen und Schüler in Verbindung mit fachlichen Themen Kommunikations- und Teamfähigkeit, Planungskompetenz, die Fähigkeit komplexe Themenstellungen allein oder in Gruppen zu bearbeiten, Arbeitsergebnisse darzustellen und zu präsentieren. Hinzu kommt die Fähigkeit fachliche Leistungen, Arbeitsmethodik und Verhalten zu reflektieren und zu bewerten.

Zu den Zielen der Unterrichtsentwicklung gehören:

  • Der Unterricht gewährleistet ein hohes Maß an Eigentätigkeit, Eigeninitiative und Selbstverantwortung für die Schülerinnen und Schüler. Das bedeutet für Schüler und Lehrer eine Veränderung ihrer gewohnten Rollen.
  • Der traditionelle Frontalunterricht wird zunehmend durch andere Lernformen ersetzt.
  • Der 45 Minutentakt wird teilweise oder ganz durch andere Zeitrhythmen ersetzt.
  • Der Fachunterricht wird verbindlich durch Anteile von überfachlichem Lernen erweitert. Methoden und Sozialkompetenz werden Inhalt von Unterricht.
  • Die Schüler erwerben systematisch Schlüsselkompetenzen

Schulentwicklung
Um die angestrebte Unterrichtsentwicklung zu verwirklichen, bedarf es einer Neuorganisation der Schulen. Im Mittelpunkt steht dabei die Festlegung verbindlicher Ziele im größerer Selbstverantwortung sowie die Abkehr vom Einzelkämpfertum der Lehrkräfte und die Einführung effektiver Teamarbeit. Der systemische Ansatz und der konsequente Praxistransfer führen zu einer schnellen und nachhaltigen Weiterentwicklung der Einzelschule.

Die Schulen lernen, sich Ziele zu setzen und deren Umsetzung zu planen. Die Vielzahl der Aktivitäten wird reduziert, Zeit und Arbeitskraft werden effizienter eingesetzt. Damit geht der subjektiv häufig empfundene Eindruck permanenter Überforderung zurück. Die gegenseitige Unterstützung in den einzelnen Jahrgängen wirkt entlastend. Veränderte Stundentafeln (z.B. mehr Doppelstunden und weniger Lerngruppen an einem Vormittag) bewirken ebenfalls eine Entlastung der Lehrkräfte. Die Fähigkeit zur Selbststeuerung bewirkt einen effektiveren Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel.

Der Entwicklungsprozess der Schulen wird planmäßig eingeführt und gesteuert. Das Konzept für diesen Prozess wird von einer Steuergruppe unter Beteiligung des Kollegiums erstellt. Die Teambildung wird schrittweise vollzogen.

Die Partner
Um die Schulen bei ihren vielfältigen Aufgaben zu unterstützen, soll ein Netzwerk von Kooperationen aufgebaut werden, in denen Schulen mit Betrieben, außerschulischen Bildungsträgern und kommunalen Einrichtungen zusammenarbeiten. Diese Kooperationen erfolgen im wechselseitigen Interesse und sollen über die bisherigen Aktivitäten einzelner Schulen hinausgehen.

Beispiel einer solchen Kooperation sind Partnerbetriebe. Das heißt:

Eine Schule schließt mit einem oder mehreren Betrieben einen Kontrakt über eine längerfristige Zusammenarbeit. Auf beiden Seiten wird eine Person benannt, die als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Betrieb und Schule planen gemeinsame Projekte, in denen schulische Themenstellungen am Beispiel der betrieblichen Realität des Partnerbetriebes erarbeitet werden. An der Umsetzung sind neben den Lehrern auch Azubis und andere Beschäftigte des Betriebes beteiligt.

Dadurch gelingt eine Verbindung von theoretischem und praktischem Lernen, Erkenntnisse über Anforderungen und Arbeitsbedingungen in verschiedenen Berufen werden ebenso vermittelt wie Einsichten in wirtschaftliche Zusammenhänge.

Die Betriebe erhalten Einsicht in die Arbeitsbedingungen der Schule, persönliche Eindrücke von potenziellen Ausbildungsplatzbewerbern, sie leisten einen Beitrag zur Ausbildungsfähigkeit und Ausbildungswilligkeit und gewinnen Erfahrungen für die eigene Ausbildungspraxis.

Umsetzung
Die Teilnahme am Projekt ist freiwillig. Die Bereitschaft zur Mitwirkung ist groß. Nach einer Ausschreibung sind 16 Schulen (Grundschulen und Sek I) in der ersten Phase an dem Projekt beteiligt. Die Schulen müssen sich verbindlich auf den Veränderungsprozess einlassen und dazu einen Mehrheitsbeschluss der Schulkonferenz herbeiführen. In einem Kontrakt mit dem Senator für Bildung wird der einzelnen Schule eine Unterstützungsleistung für einen bestimmten Zeitraum zugesichert und im Gegenzug eine ebenso verbindliche Umsetzung der vereinbarten Projektziele erwartet.

Die Projektschulen werden durch umfassende Qualifizierungsmaßnahmen für die Unterrichtsentwicklung und für das Schulentwicklungsmanagement unterstützt.

Das Landesinstitut für Schule (LIS) führt Seminare, Unterrichts-Trainings und andere Fortbildungsmaßnahmen durch, um die Lehrkräfte für neue Formen des Unterrichts (und der Schulorganisation) auszubilden. So wird in allen Projektschulen pro Jahrgang ein Unterrichtsteam von drei bis vier Personen gebildet, das verbindlich an den Qualifizierungsmaßnahmen teilnimmt. Die Unterrichtsteams verankern die neuen Unterrichtsinhalte und Lernformen zunächst in ihren Klassen bzw. Jahrgängen und beziehen dann schrittweise andere Jahrgänge in die Unterrichtsentwicklung ein.

Neben der Anwendung im Fachunterricht werden in den Projektklassen (ein- bis zweitägige) Trainings durchgeführt, in denen wichtige Arbeitsmethoden und Arbeitstechniken für eigenverantwortliches Arbeiten eingeübt, die Grundlagen für erfolgreiche Teamarbeit gelegt und an der Verbesserung der Kommunikation gearbeitet wird.

Um den Veränderungsprozess der Schulen systematisch voranzubringen, bilden die Schulen Steuergruppen. Diese erhalten durch die Unternehmensberatung Dyrda & Partner eine Ausbildung zum Schulentwicklungsmanagement. Das Konzept hierfür hat das Unternehmen zusammen mit dem Projekt „Schule & Co“ entwickelt und an den dortigen Projektschulen mit Erfolg umgesetzt.

Zeitrahmen
Die Gesamtdauer des Projektes ist auf fünf Jahre angelegt. Es soll im Sommer 2006 auslaufen. Nach dem Start mit 16 Schulen sollen im kommenden Schuljahr acht weitere Schulen (gymnasiale Oberstufe und Berufsschulen) aufgenommen werden. Im zweiten Projektabschnitt ab August 2003 sollen jährlich weitere Schulen in das Projekt aufgenommen werden.

Kosten
Das Projekt erfordert lediglich zusätzliche Kosten für die Unternehmensberatung in Höhe von rund 300.000 Mark. Die übrigen Aufwendungen werden durch Umschichtungen vorhandener Mittel beglichen.