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Bezahlbare Wohnideen für ältere Menschen

Fachleute erörterten Finanzierungkonzepte für Innovationen aus Gesundheit, Bau und Technik

20.06.2013

Dank technischer und baulicher Hilfsmittel können ältere Menschen länger zuhause leben: Notrufsysteme, Treppenlifter oder begehbare Duschen sind schon heute etabliert. Neue Entwicklungen stehen vor der Markteinführung. Doch wer bezahlt sie? Sollten Krankenkassen die Kosten übernehmen? Ist dies eine Aufgabe öffentlicher Gesundheitsvorsorge oder müssen die Patienten selbst zahlen? Mit diesen und weiteren Fragen zur Finanzierung altersgerechter Wohnformen beschäftigte sich eine Tagung am 19. Juni in Oldenburg. Rund 50 Fachleute der Bereiche Pflege, Architektur, Technologie, Soziales und Verwaltung aus der Region nahmen an der Veranstaltung teil.

Die Organisatoren der 7. Veranstaltung Wohnen, Alter, Gesundheit und Technik (WAGT):  Klaus Kranke, Referatsleiter der Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen, Ansgar Rudolph, Geschäftsführer Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V. und Claudia Klöhn, Projektmanagerin Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V. (v.l.n.r.)
Die Organisatoren der 7. Veranstaltung Wohnen, Alter, Gesundheit und Technik (WAGT): Klaus Kranke, Referatsleiter der Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen, Ansgar Rudolph, Geschäftsführer Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V. und Claudia Klöhn, Projektmanagerin Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V. (v.l.n.r.)

Die Tagung war zugleich der siebte Teil im Rahmen der WAGT-Veranstaltungsreihe. WAGT steht für Wohnen, Alter, Gesundheit und Technik. Die Dialogreihe stellt soziale, gesundheitliche, wirtschaftliche und technische Fragestellungen in Zusammenhang. Abwechselnd in Bremen und Niedersachsen ausgetragen dienen die Veranstaltungen dem Austausch von Fachleuten. Hierdurch sollen neue Impulse für praxisorientierte Produkte und Dienstleistungen gesetzt und die Gesundheitswirtschaft in der Region gestärkt werden. Hinter der Dialogreihe stehen die Bremer Sozialsenatorin, der Bremer Gesundheitssenator, das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V., die Wirtschaftsförderung Bremen sowie der Verein kom.fort.

"Es gibt viele gute Konzepte für altersgerechtes Wohnen, aber es ist oft schwierig, sie auf den Markt zu bringen", erklärte Ansgar Rudolph, Geschäftsführer des Netzwerks Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V. zu Beginn der Tagung im Veranstaltungszentrum ’Schlaues Haus Oldenburg’. Einer Studie der Universität Vechta zufolge würde die altersgerechte Einrichtung eines Haushalts im Durchschnitt rund 12. 000 Euro pro Kopf kosten. Auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland hochgerechnet ergebe sich daraus ein Marktpotenzial möglicher Investitionen von über 87 Milliarden Euro für die Gesundheitswirtschaft. Doch ein Großteil der älteren Menschen könne monatlich nur zehn bis zwanzig Euro für Gesundheit, Umbauten und Sicherheit Zuhause aufbringen, verdeutlichte Rudolph die Situation.

In den anschließenden Impulsvorträgen stellten Experten alternative Möglichkeiten zur Finanzierung vor: Wolfgang Wesseler, Geschäftsführer der Leasing Gesellschaft lease-com GmbH, erklärte die Möglichkeit der Leasingfinanzierung. Mobile Hilfsmittel wie Spezialbetten, Telefonanlagen oder Rollstühle könnten den Patienten so über ihre Pflegedienste oder Praxen zur Verfügung gestellt werden. Joachim Buchwald, Geschäftsführer der Antharis GmbH Projektentwicklung stellte das alternative Wohnprojekt Celavie als Best Practice Beispiel für selbstbestimmtes Wohnen im Alter vor. Auf dem Gelände der ehemaligen Bahlsen-Fabrik in Oldenburg entstanden Wohnmöglichkeiten nach gemeinnützigem Konzept. Ein Teil der Neubauten besteht aus Eigentumswohnungen für Ältere, ein Teil aus Wohn-Pflegegemeinschaften, in denen pflegebedürftige Menschen über einen ambulanten Pflegedienst betreut werden. In einem weiteren Teil wohnen jüngere behinderte Menschen mit Unterstützungsbedarf. Die Finanzierung des rund 400 Quadratmeter großen Wohnkomplexes gelang über eine Kombination aus Eigenmitteln, Stiftungsgeldern, staatlichen Förderkrediten und dem Verkauf der Eigentumswohnungen.

Im Anschluss daran präsentierten Wissenschaftler und Vertreter von Handwerksbetrieben ihre innovativen Projektideen. Dazu gehört etwa ein Ortungssystem, das bei der Suche nach Demenzpatienten hilft. Eine weitere Entwicklung beinhaltet ein Notrufsystem, das Mediziner direkt über Messdaten wie Blutdruck oder Atmung informiert, wenn der Patient Hilfe benötigt. Nützlich nicht nur für Ältere könnte auch eine elektronisch unterstütze Küchenhilfe sein. Sie meldet zukünftig, welche Lebensmittel im Haushalt fehlen, erstellt Einkaufszettel oder ordert sogar eine Bestellung an den Supermarkt. Ähnlich einer offenen Diskussion am Stammtisch erörterten die Entwickler nach dem World Café-Prinzip mit den Teilnehmenden Möglichkeiten für eine Markteinführung. Hierzu sammelten sie Empfehlungen zu möglichen Kunden, Anbietern, Marktchancen und Finanzierungsmöglichkeiten. Dabei zeigte sich, dass eine erfolgreiche Markteinführung nicht von der Finanzierung allein abhängt. Vielmehr lohnt es sich, das Konzept für das Produkt genau auszufeilen, damit es sich auf dem Markt durchsetzt, lautete das übereinstimmende Fazit der Teilnehmenden.

Gesundheitswirtschaft Nordwest e. V. ist eine Clusterinitiative der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten. Der Verein hat mehr als 60 Mitglieder aus der gesamten Region und aus allen Bereichen der Gesundheitswirtschaft. Er versteht sich als Plattform für Vernetzung von Akteuren und Initiierung von Kooperationen, mit dem Ziel, Innovationskraft und wirtschaftlichen Erfolg in der regionalen Gesundheitswirtschaft zu stärken.

Weitere Informationen und Kontakt:

Gesundheitswirtschaft Nordwest e. V.
Ansgar Rudolph
Hinter dem Schütting 8
28195 Bremen
Tel. (0421) 27 81 99 64
Fax (0421) 27 81 99 89
E-Mail: info@gesundheitswirtschaft-nordwest.de
www.gesundheitswirtschaft-nordwest.de

Foto: Medizinkontext/Riehl-Halen