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Bremer Heimstiftung eröffnet jüdische Pflege-Wohngemeinschaft im Stiftungsdorf Hemelingen

14.03.2011

Etwas ist anders in der Wohnküche der Pflege-Wohngemeinschaft „Hillel“ im Stiftungsdorf Hemelingen der Bremer Heimstiftung – das fällt schnell ins Auge. Hier stehen zwei Kühlschränke, zwei Spülbecken sind vorhanden und doppelte Küchenhelfer wie Rührbesen oder Pfannenwender warten auf ihren ersten Einsatz. Die Ursache ist schnell erklärt: Diese Räumlichkeiten sind speziell auf die Bedürfnisse von Menschen jüdischen Glaubens ausgerichtet. Für die Zubereitung ihrer Speisen benötigen sie eine „koschere“ Küche, in der unter anderem Milcherzeugnisse und Fleisch getrennt voneinander aufbewahrt und zubereitet werden können. „Hillel“ ist die erste jüdische Pflege-Wohngemeinschaft Bremens. Sie wurde am Freitag (11.03.2011) im Beisein vieler Gäste feierlich eröffnet – gemeinsam von Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen, dem Bremer Landesrabbiner Netanel Teitelbaum, Elvira Noa, der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde des Landes Bremen, sowie Alexander Künzel, dem Vorstandsvorsitzenden der Bremer Heimstiftung, und Ulrike Scheer, der Hausleiterin des Stiftungsdorfes Hemelingen.

Freuten sich mit vielen Gästen über Bremens neue jüdische Pflegewohngemeinschaft (v.l.): Jens Böhrnsen, Alexander Künzel, Elvira Noa und Ulrike Scheer
Freuten sich mit vielen Gästen über Bremens neue jüdische Pflegewohngemeinschaft (v.l.): Jens Böhrnsen, Alexander Künzel, Elvira Noa und Ulrike Scheer

„Das ist heute ein besonderer Tag für Bremen und ein bewegender Augenblick für mich: Unsere Stadt hat nach vielen Jahren endlich wieder eine Einrichtung für ältere, pflegebedürftige Menschen jüdischen Glaubens. In Gröpelingen geboren, erinnere ich mich noch gut an das jüdische Seniorenheim Ecke Morgenlandstraße, deren Bewohner in der ‚Reichspogromnacht’ aus dem Haus getrieben wurden. Das Heim wurde später Polizeirevier“, erzählte Böhrnsen, der in der Eröffnung der Wohngemeinschaft den Beginn vieler weiterer Kooperationen für das Miteinander von Kulturen sieht. „Im Stiftungsdorf Hemelingen sind verschiedenste Religionen unter einem Dach zu Hause. Das sollte uns ein Ansporn im Bereich der Integrationsarbeit sein“, so der Bremer Bürgermeister weiter.

Alexander Künzel nannte die Beweggründen der Bremer Heimstiftung, sich für das Projekt zu engagieren: „Es ist uns ein Anliegen, Menschen ungeachtet ihrer Herkunft hier in Bremen ein Zuhause zu bieten, das ihnen religiöse wie kulturelle Verbundenheit ermöglicht – auch und gerade im Alter.“ Die jüdische Pflege-Wohngemeinschaft „Hillel“ sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung und ein weiterer Baustein auf dem Weg zu mehr Vielfalt in der Altenhilfe, denn: „Wir als Stiftung werden auch daran gemessen, inwieweit es uns gelingt, manch Einschränkungen des Alltags zum Trotz individuelle Lebensentwürfe zu unterstützen.“ 11 bis 13 pflegebedürftige ältere Menschen finden in der Pflege-Wohngemeinschaft einen Platz. Einzel- oder Doppelzimmer – teilweise mit Balkon – stehen zur Verfügung und werden durch die helle und gemütliche, koschere Wohnküche ergänzt. Doch das ist noch nicht alles, was anders ist. Wer „Hillel“ besucht, begegnet auch einer anderen Sprache. Viele der in Bremen lebenden Menschen jüdischen Glaubens stammen aus dem russischen Sprachraum. Mit Pflegekräften, die russisch sprechen und der Möglichkeit, russisches Fernsehen zu empfangen, wird die Pflege-Wohngemeinschaft auch diesen Bedürfnissen gerecht.

Möglich gemacht haben die Einrichtung der neuen Pflege-Wohngemeinschaft die finanzielle Unterstützung durch die Stiftung Deutsches Hilfswerk / ARD Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ in Höhe von 122.606 Euro und die enge Kooperation der Bremer Heimstiftung mit der Jüdischen Gemeinde des Landes Bremen. „Es ist schön, dass die Mitglieder unserer Gemeinde hier eine Umgebung finden, in der sie durch die Pflege ihrer Traditionen Unterstützung erfahren und sich zuhause fühlen können“, meint Elvira Noa, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde im Lande Bremen. Gemeinsam mit den Familien der Bewohnerinnen und Bewohner oder Nachbarn und Freunden aus der Gemeinde möchte sie in der Pflege-Wohngemeinschaft künftig „für eine Atmosphäre sorgen, in der ältere Menschen jüdischen Glaubens sich wohl fühlen und zum Beispiel den wöchentlichen Schabbat oder andere jüdische Feste zusammen begehen können.“ Auch Netanel Teitelbaum, Landesrabbiner Bremens, begleitete heute die Eröffnung von „Hillel“. Er weihte den neuen Lebens- und Wohnraum durch Anbringen einer „Mesusa“, einer kleinen Schriftkapsel mit großer Bedeutung: Sie enthält Segenssprüche. „Gott wird zukünftig dieses Haus und die Menschen in ihm beschützen – und zwar nicht nur die Bewohner der dritten Etage“, so Teitelbaum mit einem Augenzwinkern. Der Name „Hillel“ stammt übrigens aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie „der Ältere“ oder „der Alte“. Gemeint ist hier der pharisäische Rabbiner Hillel (ca. 30 v. Chr. bis 9 n. Chr.).

www.bremer-heimstiftung.de

Weitere Informationen:
Bremer Heimstiftung: Stiftungsdorf Hemelingen, Diedrich-Wilkens-Str. 18, 28309 Bremen, Ulrike Scheer, Tel. 0421/41 04-110, E-Mail ulrike.scheer@bremer-heimstiftung.de