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Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau

Erklärung der Landesfrauenbeauftragten Bettina Wilhelm zu den Vorfällen bei der Bremer Feuerwehr und der Bedrohung einer Feuerwehrfrau:

25.11.2020

"Dass Frauen bei der Bremer Feuerwehr keinen einfachen Stand haben, ist lange bekannt – doch dass es Drohungen und Übergriffe in dem jetzt bekannten Ausmaß gibt und diese offenbar jahrelang geschehen konnten, erschreckt mich zutiefst. Hier liegt offenkundig ein großes institutionelles Versagen vor. Die Schilderungen der Feuerwehrfrau aus der Bremen-Norder Wache deuten auf ein von falsch verstandenem Korpsgeist geprägtes Klima hin, das die Herabwürdigung von Frauen, Homosexuellen und Menschen mit Migrationshintergrund offenbar nicht nur toleriert, sondern fördert und gutheißt. Nur so ist zu erklären, dass die massiven Drohungen und Beleidigungen gegen die Feuerwehrfrau durch offenbar mehrere beteiligter Kollegen mehrfach ausgesprochen werden konnten. Der Innensenator hat jetzt schnelle, transparente und lückenlose Aufklärung zugesagt sowie Konsequenzen auf personeller und institutioneller Ebene. Dass er einen Kulturwechsel anstrebt, ist genau der richtige Ansatz. Es ist nachvollziehbar, dass es im Arbeitsalltag der Feuerwehr schwer zu ertragende Situationen gibt, die ein Ventil brauchen – aber sollten dazu auch herabwürdigende Sprüche und Witze zählen, geht das gar nicht. Hier muss ein Arbeitsklima geschaffen werden, das von Achtung und Respekt getragen ist und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern glasklar signalisiert, dass Entgleisungen nicht hingenommen, sondern strikt sanktioniert werden. Zudem braucht die Feuerwehr ein Konzept gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Nach gesetzlicher Vorgabe gehört dazu eine Beschwerdestelle, an die sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Belästigungen und Übergriffen wenden können. Auch das ist überfällig.
Dass dieses Strukturversagen ausgerechnet heute, am Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, im öffentlichen Fokus steht, ist bittere Realität. Sexismus ist wie Rassismus und Antisemitismus gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, wird aber in der Wahrnehmung als solche noch viel zu oft außen vor gelassen. Hier ist ein grundsätzliches Umdenken erforderlich, ein neues gesellschaftliches Bewusstsein, das die Herabwürdigung von Frauen genauso ernst nimmt und bekämpft wie die anderer Gruppen. Denn welche zerstörerische Kraft systemimmanenter Sexismus gewinnen kann, zeigt sich jetzt offenbar bei der Bremer Feuerwehr."

Ansprechpartnerin für die Medien:
Susanne Gieffers, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: (0421) 361-6050,
E-Mail: presse@frauen.bremen.de