Sie sind hier:

Senatskanzlei

Rathausfassade ist jetzt hinter einer fröhlich bemalten Plane verschwunden

29.09.2001

Lila Alpenwelt mit vielen Bremer Motiven wird künftig die Blicke auf sich ziehen


Kein Berg weit und breit. Die höchste Erhebung in der alten Hansestadt Bremen sind seit jeher die Deiche. Bremer leben mit diesem Defizit seit Jahrhunderten. Vielen gefällt das sogar. Jetzt aber haben sich die von Haus aus maritim gestimmten Hanseaten die Alpen direkt in das Herz der City geholt. So nah, dass Rathaus und Alpen miteinander verschmelzen. Wie das? Ganz einfach - das ehrwürdige Rathaus, erbaut 1405, musste aus restauratorischen Gründen hinter einer Plane verschwinden. Flugs haben die cleveren Bremen-Werber daraus ein spektakuläres Ereignis gemacht. Ein lila Event, mit dem sich Bremen zugleich als Markenhauptstadt präsentieren kann. Seit heute mittag nämlich ist die Fassade von einer wundersamen Haut überzogen. Und eben hier kommen die Alpen ins Spiel - ein aufgedrucktes lila-weißes Bergpanorama, hübsch drapiert mit ein lila Kühen. Bunt verteilt sind auf der Plane zudem viele verschiedene Motive zu sehen, die Bremer Schülerinnen und Schüler gemalt haben.


Eine Werbung für Milka also? In gewisser Weise schon. Aber die Bremer haben damit keine Probleme. Denn mit der lila Verhüllung schlägt man in der Hansestadt zwei Fliegen mit einer Klappe. Kraft Foods, das dahinter stehende Unternehmen, hat seinen Sitz in Bremen und unterstützt die Aktion als Hauptsponsor. Zudem demonstriert die Stadt mit dem auf der Plane sichtbaren Motiv indirekt eine seiner wirtschaftlichen Stärken: Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie ist mit über 13.000 Beschäftigten ein starkes Standbein der bremischen Wirtschaft. Ob Kaffee, Schokolade, Frühstücksflaks oder Bier: Aus Bremen kommen weltweit bekannte und erfolgreiche Marken.


Übrigens sind die bremischen Häfen ein bedeutender Außenhandels-Dienstleister der Alpenländer. Rund 1,7 Millionen Tonnen Ladung aus und für Österreich, die Schweiz und das Bundesland Bayern wurden 1999 in den bremischen Häfen umgeschlagen. Und wer vermutet schon ausgerechnet bei den Nordlichtern in Bremen die mitgliederstärkste Sektion des Alpenvereins? So ist es aber.


Etwa ein Jahr lang wird das Bremer Rathaus verhüllt bleiben, bis die Restauratoren ihre Arbeit an der Renaissance-Fassade beendet haben. Natürlich sieht man auf der 1.100 Quadratmeter großen Plane auch ein Bild des Rathauses, von Kinderhand gemalt. Daneben finden sich weitere bremische Motive: Eine Kogge aus der Hansezeit zum Beispiel, das Bremer Wappen oder ein vollbeladenes Containerschiff. Auch Bremens neuster Touristenmagnet, der einem riesigen Wal nachempfundene Bau des Universum Science Center, ist zu sehen. Skifahrer kreuzen das Alpenpanorama, aber es gibt auch sommerliche Motive mit Booten und Strandkörben. Wer sich also Zeit fürs Hingucken nimmt, wird viel entdecken.


Der Senator für Bildung hatte Schüler der Grundschulen und der Orientierungsstufen gebeten, Motive für das Riesenposter zu entwickeln. 44 Schulen mit 78 Schulklassen haben teilgenommen. Die besten Bilder wurden ausgewählt und per Computertechnik in das Gesamtmotiv eingesetzt. Alle eingereichten Bilder werden zudem in 27 Innenstadtgeschäften ausgestellt. Im Frühling des kommenden Jahres soll das Motiv aktualisiert werden: dann wird eine Sommerlandschaft die Blicke auf sich ziehen.


Überhaupt sind die Bremer Schulen die Nutznießer dieses Events. Milka stellt nämlich 100.000 Mark der "bremer schuloffensive e.V." zur Verfügung. Der Verein unterstützt Bremer Schulen u.a. bei der Einrichtung von Computer-Laboren. Bremens Tageszeitung "Weser-Kurier" spendet überdies allen an der Malaktion beteiligten Schulklassen 200 Mark für die Klassenkasse.