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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Kindergartenkinder als Planungspartner

Ungewöhnliches Projekt: Vier- bis Sechsjährige planen ihr Spielhäuschen, Auszubildende beim HandWERK bauen es

25.05.2012

Das ist eine ungewöhnliche Kooperation: Kinder aus dem Kinder- und Familienzentrum Mülheimer Straße in Blockdiek, also Drei- bis Sechsjährige, haben mit Handwerkern sehr intensiv beraten, wie ihr neues Spielhaus auf dem Kita-Gelände aussehen soll. Erst Ende Februar sind die Planungen mit den Handwerkern angelaufen, inzwischen ist das Spielhaus fast fertig. Jetzt haben die Kinder das Kompetenzzentrum der Handwerkskammer „HandWERK“ gGmbH im Gewerbegebiet Bayernstraße besucht, und vor Ort über die Farbgebung und einige abschließende Details beraten. Die Entscheidung soll in den nächsten Tagen fallen. Dann kann das sechs Quadratmeter große und fast drei Meter hohe Spielhaus vollendet werden. Es soll Anfang Juli aufgestellt werden.

Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen, die mit einem Besuch bei der Kreishandwerkerschaft den Boden für die Kooperation zwischen Handwerkern und Kita Bremen bereitet hat: „Kinder machen in diesem Projekt schon ganz früh die Erfahrung, dass sie ihre Lebenswelt aktiv mit gestalten können. So lernen sie, dass es sich lohnt, sich für die eigenen Interessen zu engagieren.“ Aus diesem Grunde lobte sie nicht nur das Projekt selbst, sondern auch die pädagogische Umsetzung. Die frühe Begegnung mit dem Handwerk bezeichnete sie ausdrücklich als wichtig. „Viele Kinder bekommen das Berufsleben von Mutter und Vater kaum noch mit.“

Senatorin Anja Stahmann und die Kinder vom Kinder- und Familienzentrum Mühlheimer Straße besichtigen das fast fertige Spielhaus im Kompetenzzentrum HandWERK
Senatorin Anja Stahmann und die Kinder vom Kinder- und Familienzentrum Mühlheimer Straße besichtigen das fast fertige Spielhaus im Kompetenzzentrum HandWERK.

Diesen Eindruck haben auch Vertreter des Handwerks zunehmend. Folge: Für viele ihrer Ausbildungsberufe finden sie nicht mehr den Nachwuchs, den sie sich wünschen. So kam die Idee, durch Kooperationen Kindern diese Berufe nahezubringen: „Wir wollen möglichst früh auf den Nachwuchs zugehen und ein Gefühl dafür vermitteln, dass es ein wunderbares Gefühl ist, wenn man mit seinen eigenen Händen etwas geschaffen hat“, sagte Peter Brandt, technischer Leiter des Kompetenzzentrums HandWERK gGmbH. „Uns ist wichtig, dass Kinder von klein auf mit dem Handwerk verbunden sind.“

„Allen Beteiligten war klar, dass ein Projekt für Kindergartenkinder sehr schnell umgesetzt werden muss“, sagte Hans-Günter Schwalm von KiTa Bremen, dem städtischen Träger von Kindertageseinrichtungen in Bremen. „Die Kinder wollen ja in ihrer Kindergartenzeit noch erleben, dass ihre Planungen Wirklichkeit werden. Je jünger die Kinder sind, desto enger muss der zeitliche Zusammenhang zwischen Wunschermittlung und Realisierung sein.“

„Unsere Kinder konnten eine genaue Vorstellung von dem entwickeln, was sie sich wünschten“, sagte Kita-Leiterin Sabine Hoborn. „Sie haben die Ergebnisse in der Delegiertenkonferenz diskutiert und in die Gruppen getragen. Die Arbeit mit den ,richtigen’ Handwerkern hat sie zusätzlich motiviert und ihnen einen spannenden Einblick in die Berufswelt gegeben.“ Das Projekt habe zudem eine große Dynamik innerhalb des Kinder- und Familienzentrums entwickelt. So sind in allen Gruppen Kinderkonferenzen entstanden, in denen Beteiligung regelmäßig erfahren und gelebt wird.

Günther Engelke, Vorstand der Handwerkskammer Bremen, sagte: „Das Schöne an einem solchen Projekt ist, dass wirklich viele Seiten profitieren: Die Kinder, die das Häuschen selbst planen, die Auszubildenden, die es bauen, der Kindergarten, der es in Zukunft nutzen kann. Ich finde das Projekt toll, weil es allen Freude macht und auf eine schöne Weise fürs Handwerk wirbt. Ich wünsche mir, dass die Kinder Freude an ihrem neuen Häuschen haben und es eifrig nutzen werden."

Zuvor hatten die Kinder aus allen fünf Gruppen (Bären, Fische, Drachen, Ponys, Elefanten) intensiv beraten, und über alle wichtigen Details Entscheidungen herbeigeführt. So haben sie über Form und Größe ihres neuen Häuschens selbst entschieden. Und sie haben geklärt: Es wird geeignet sein für die klassischen Rollenspiele: Kaufladen, Vater-Mutter-Kind, Kochen, Picknick. Aber „man sollte auch drauf klettern können“, heißt es unter anderem in einem Protokoll des „Planzirkels“, an dem zehn Kinder aus allen fünf Gruppen beteiligt waren. So ist in der April-Sitzung eine „Kletterwand“ dazugekommen, Zahl und Höhe der Tresen für die Rollenspiele wurden nachjustiert, und zudem zeigte sich, dass zusätzliche Sitzplätze gebaut werden können, wenn eine Kletterwand eingezogen wird.

Am Ende haben sich die Kleinen riesig gefreut, dass Dachdecker-Azubis ihre Wünsche zunächst in einem Modell umgesetzt haben, sodass sie anfassbar, begreifbar wurden.

Für die professionelle Umsetzung des Spielhauses und den Kontakt zu den Kindern waren die Auszubildenden der Dachdecker-Innung verantwortlich.