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Senatskanzlei

Jens Böhrnsen: „Dem Thema Inklusion richtig Schubkraft geben“

17.02.2011

Um „Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“ ging es am Mittwochabend (16.02.) im Rathaus. „Wir wollen dem Thema Inklusion, also die Einbeziehung von behinderten Menschen in den ganz normalen Schul- oder Arbeitsalltag, richtig Schub geben, auch wenn das ein völlig neues Denken, ein völlig neues Leitbild erfordert“, gab Bürgermeister Jens Böhrnsen den Takt vor. Egon Rau, Personalleiter des Werks Bremen der Daimler AG, und Alfons Adam, Gesamtvertrauensperson der schwerbehinderten Menschen bei Daimler, konnten zeigen, wie es gehen kann. Der Anteil von Schwerbehinderten bei Mercedes in Bremen beträgt über sechs Prozent. Egon Rau: „Die Ausbildung und Beschäftigung von Schwerbehinderten gehört zur Unternehmensphilosophie, wir sehen das als gesellschaftspolitische Verpflichtung.“

Im Rahmen der Veranstaltung übergab Alfons Adam (Daimler) eine wunderschön gestaltete „Bremer Erklärung Ausbildung ohne Barrieren“ an Bürgermeister Böhrnsen. (rechts Egon Rau, Personalchef des Mercedes-Werkes Bremen)
Im Rahmen der Veranstaltung übergab Alfons Adam (Daimler) eine wunderschön gestaltete „Bremer Erklärung Ausbildung ohne Barrieren“ an Bürgermeister Böhrnsen. (rechts Egon Rau, Personalchef des Mercedes-Werkes Bremen)

Fast 200 Interessierte, darunter Vertreter aus 50 Unternehmen drängten sich im Festsaal des neuen Rathauses, um einer kompetent besetzten Podiumsdiskussion unter Leitung von Hellena Harttung, Geschäftsführerin des blaumeier-ateliers zu folgen. Persönliche Erfahrungen als blinder Richter brachte Dr. Joachim Steinbrück, Bremens Landesbehindertenbeauftragter, ein: „Es kommt darauf an, dass Unternehmer nicht sagen, das geht nicht. Sondern, dass sie fragen, wie kann das gehen.“ Wie es gehen kann, zum Beispiel technische Barrieren zu überwinden, konnten die beiden Daimler-Fachleute berichten. Auch mit Hilfe eines Films, in dem eindrucksvoll die Integration gehörloser Auszubildender bei Mercedes dargestellt wurde. Wie finanzielle und emotionale Barrieren überwunden werden können, dazu konnten Staatsrat Dr. Joachim Schuster (Arbeitsressort) und der Chef der Arbeits-Agentur, Dr. Götz von Einem, Tipps und Angebote zu Beratung und Unterstützungsleistung geben. Schuster: „Es ist doch eine gute Werbung, wenn ein Weltkonzern wie Daimler Inklusion schafft, ohne dass die Wettbewerbsfähigkeit darunter leidet.“

Dazu zu gehören, in der Mitte der Stadt zu stehen – das ist für Wilfried Hautop, Geschäftsführer der Werkstatt Bremen, schon immer sein wichtigstes Ziel, wenn die Werkstatt behinderten und „erwerbsunfähigen“ Menschen Arbeit bietet. Deshalb seien auch über 250 Behinderte in 60 Betrieben über die ganze Stadt verteilt. Und deshalb werde im Herbst ein weiteres Projekt angeschoben, in dessen Rahmen Auszubildende der Werkstatt Bremen und Auszubildende aus Unternehmen für eine gewisse Zeit ihre Plätze tauschen. An der Notwendigkeit einer Einrichtung wie der Werkstatt Bremen ließen aber Hautop und Adam langfristig keinen Zweifel: „Viele Menschen brauchen auch weiterhin einen geschützten Bereich.“
Dennoch, das machte Bürgermeister Böhrnsen deutlich, gebe es vor dem Hintergrund der UN-Konvention keinen anderen Weg. „Wir sind uns bewusst, dass es sich nicht um eine bloße Deklaration handelt, sondern um einen Anspruch der Menschen mit Behinderung auf Dazugehörigkeit. Diesem Anspruch muss die Gesellschaft gerecht werden, auch wenn es manchmal anstrengend sein wird. Mit dem neuen Schulgesetz hat die Politik im pädagogischen Bereich einen Rahmen vorgegeben. Auch im Arbeitsleben handelt es sich bei der Inklusion nicht um eine Eintagsfliege, sondern um einen langen Weg, den wir mit langem Atem angehen müssen. Aber der Weg ist unbestreitbar richtig.“

Foto: Senatspressestelle