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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Neue Form der Unterstützung für Menschen ohne Obdach

Senatorin für Soziales startet "Housing-First" als Pilotprojekt

24.09.2020

Bremen erweitert sein Instrumentarium, um Menschen ohne eigene Wohnung ein festes Dach über dem Kopf zu vermitteln. Die Deputation für Soziales, Jugend und Integration hat heute (24. September 2020) Grünes Licht für das Projekt "Housing-First" gegeben, das vorwiegend alleinstehende Erwachsene erreichen soll, die bereits seit längerem wohnungslos sind und oft an den bürokratischen Hürden einer Wohnungsanmietung scheitern. Der Start für das Projekt ist für das Frühjahr 2021 vorgesehen, die jährlichen Kosten für die sozialpädagogische Betreuung wird mit rund 400.000 Euro angesetzt, für den Ankauf von Belegrechten zur Anmietung von Wohnungen im ganzen Stadtgebiet kalkuliert die Behörde mit Kosten in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro.

"Obdachlosigkeit ist eine schwere Belastung für die Betroffenen", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport. "Sie geht in der Regel mit bitterer Armut, sehr begrenzter gesellschaftlicher Teilhabe und schwerwiegenden Gesundheitsproblemen einher. Wir sollten nichts unversucht lassen, damit die Betroffenen ein Dach über dem Kopf bekommen."

Mit dem Ansatz von "Housing-First" werde Obdachlosen als allererster Schritt zur Bewältigung ihrer schwierigen Lebenslage eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Das werde als zentraler stabilisierender Faktor gesehen, der weitere Schritte zur Bewältigung der übrigen Probleme erst ermöglicht. "Mit Housing-First erfinden wir das Rad nicht neu", sagte Senatorin Anja Stahmann, "aber wir erhoffen uns davon, Personengruppen für den direkten Zugang zu eigenem Wohnraum zu erschließen, die wir bislang mit der Wohnungslosenhilfe nur schwer oder gar nicht erreichen." So zeige die Erfahrung, dass einige Wohnungslose die bestehenden Angebote nicht annehmen, zum Beispiel, weil es ihnen schwerfalle, Termine verbindlich einzuhalten oder erforderliche Unterlagen beizubringen.

Ins Projekt Housing-First kann aufgenommen werden, wer bei früheren Versuchen im traditionellen Unterstützungssystem für Wohnungslose gescheitert ist, aber grundsätzlich an seinem Wunsch nach einer Wohnung festhält und bereit ist, einen Mietvertrag zu unterschreiben. Zudem wird die Bereitschaft zur Kooperation mit Sozialpädagogen vorausgesetzt, auch wenn diese weniger eng sein soll als in der klassischen Wohnungslosenhilfe. "Wer an dem Projekt teilnimmt, kann auch Maßnahmen ablehnen", erläuterte die Senatorin. "Er muss nicht abstinent leben oder der Behandlung einer psychischen Erkrankung zustimmen." Stattdessen solle es eine aktive Betreuung "ohne Druck und Zwang" geben, die in erster Linie Angebote zur Unterstützung macht. Die sozialpädagogische Betreuung soll grundsätzlich auch ansprechbar sein für den Vermieter oder die Vermieterin.

Wohnungen für das Projekt sollen möglichst im gesamten Stadtgebiet angemietet werden. Um das zu erleichtern, plant die Sozialbehörde den Ankauf von Belegrechten, die Details werden derzeit mit der Senatorin für Städtebau abgeklärt. Das Grundmodell: Vermieterinnen und Vermieter oder Wohnungsbaugesellschaften stellen der Stadt Bremen Wohnungen zur Verfügung, die im Projekt Housing-First direkt an wohnungslose Menschen vermittelt werden.

Solche Belegwohnungen sollen darüber hinaus auch für Personengruppen zur Verfügung gestellt werden, die in Gemeinschaftsunterkünften leben und generell Schwierigkeiten beim Zugang zum Wohnungsmarkt haben. Das betrifft insbesondere Schutzsuchende aus dem Ausland wie zum Beispiel Alleinerziehende mit mehreren Kindern und Geduldete mit unsicherer Bleibeperspektive, die derzeit im öffentlichen Unterbringungssystem für Wohnungslose und Geflüchtete leben.

Das Belegrecht für eine Wohnung soll für die Dauer von 10 bis 20 Jahren durch eine Einmalzahlung von etwa 10.000 bis 15.000 Euro angekauft werden. Für den Ankauf von 150 Belegrechten rechnet die Senatorin für Soziales derzeit mit Kosten von insgesamt etwa 2,275 Millionen Euro.

Ansprechpartner für die Medien:
Dr. Bernd Schneider, Pressesprecher bei der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport,
Tel.: (0421) 361-4152, E-Mail: bernd.schneider@soziales.bremen.de