Sie sind hier:
  • Pressemitteilungen
  • Archiv
  • „Wir wissen um unsere historische Schuld und verneigen uns vor den Opfern“ - Bürgermeister Bovenschulte zum Gedenken an den Ausbruch des Weltkriegs 1939

Senatskanzlei

„Wir wissen um unsere historische Schuld und verneigen uns vor den Opfern“ - Bürgermeister Bovenschulte zum Gedenken an den Ausbruch des Weltkriegs 1939

22.08.2019

An den Ausbruch des 2. Weltkriegs mit seinen verheerenden Folgen für Millionen Menschen wurde am Donnerstagabend (22. August) im Bremer Rathaus gedacht. Auf Einladung des Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Bürgermeister Andreas Bovenschulte, kamen rund 220 Gäste in die Obere Rathaushalle. Als Ehrengast war Adam Michnik, polnischer Publizist und Chefredakteur der liberalen und größten Tageszeitung Polens, Gazeta Wyborcza, eingeladen.

Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte begrüßte die Gäste in der Oberen Rathaushalle
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte begrüßte die Gäste in der Oberen Rathaushalle

In seiner Rede nahm Bürgermeister Bovenschulte Bezug auf die Ereignisse von 1939 und auf die Partnerschaft zwischen Bremen und Gdansk (Danzig), die noch vor der Friedlichen Revolution 1989 ins Leben gerufen wurde. „Wir schauen zurück. Wir gedenken der Opfer und ihrer Angehörigen. Es ist unsägliches Leid geschehen und wir Deutsche leiten aus diesem Krieg eine Verantwortung ab. Am 1. September 1939 war es unser Land, das die Welt in einen Abgrund stürzte. Deutschland eröffnete mit seinem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Es war ein Krieg der Vernichtung, ein Krieg, der ohne Gnade geführt wurde und in dem Deutschland den Holocaust an den europäischen Juden organisierte. Wir wissen um unsere historische Schuld und wir verneigen uns vor den Opfern. Wir verneigen uns vor Polen.“ Bovenschulte erinnerte auch an den Beschuss der Westerplatte von einem deutschen Schiff auf polnische Befestigungsanlagen nahe Danzig. Fast zeitgleich bombardierten Flugzeuge der Wehrmacht die Kleinstadt Wielún und töteten Hunderte ahnungslose, unschuldige Zivilisten im Schlaf.

Bovenschulte: „Es ist unsägliches Leid geschehen. Wir leiten aus diesem Krieg eine Verantwortung ab.“ Die neue Landesregierung habe sich das Ziel gesetzt, die geschichtliche Erinnerung wachzuhalten. Deshalb werde man die Orte der Mahnung in Bremen erhalten und weiterentwickeln. Und deswegen habe er, Bovenschulte, für einen seiner ersten Auftritte in der Öffentlichkeit ganz bewusst am vergangenen Dienstag (20.08.2019) den Denkort Bunker Valentin gewählt.

Bürgermeister Bovenschulte weiter: „Wir sehen uns in der Tradition von Willy Brandt - sein Kniefall im Dezember 1970 in Warschau gibt uns bis heute die politische Orientierung vor. In diesem Sinne hat auch Bremens damaliger Bürgermeister Hans Koschnick die erste Städtepartnerschaft aus Westdeutschland mit Polen initiiert. Er besiegelte 1976 die Partnerschaft zwischen Bremen und Danzig, mit der Stadt, die in der Geschichtsschreibung dauerhaft mit dem Beginn des 2. Weltkriegs verknüpft ist.“

Die Rede von Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte hier im Wortlaut. (pdf, 101.1 KB)

Eintrag ins Goldene Buch: Adam Michnik bedankte sich für die Einladung und die berührenden Augenblicke in Bremen
Eintrag ins Goldene Buch: Adam Michnik bedankte sich für die Einladung und die berührenden Augenblicke in Bremen

Adam Michnik ist einer der herausragenden Bürgerrechtler Polens und überzeugter Europäer, dessen Schriften in der Forschungsstelle Osteuropa Bremen zu den Schätzen des Samizdat-Archivs gehören. Wegen seiner regimekritischen Haltung wurde Michnik mehrfach inhaftiert und scheut auch heute nicht das offene Wort. Michnik, Jahrgang 1946, ging in seiner Rede ebenfalls auf den 1.9.1939 und damit auf den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen ein. Darüber hinaus beleuchtete er die Geschehnisse im Zusammenhang mit der Friedlichen Revolution und des Zerfalls des Ostblocks 1989.

Im anschließenden Gespräch analysierten Adam Michnik und Professor Wolfgang Eichwede, Gründungsdirektor der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, die aktuelle Situation in Polen und das Verhältnis zu Europa sowie zur Haltung Europas gegenüber Russland.

Achtung Redaktionen:
Die Pressestelle des Senats bietet Ihnen die Fotos zu dieser Mitteilung zur honorarfreien Veröffentlichung an. Fotos: Senatspressestelle
Foto-Download 1 (jpg, 393.6 KB)
Foto-Download 2 (jpg, 512.1 KB)