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Sonstige

„Behinderte Gesundheit“: Konkrete Schritte vereinbart

29.08.2008

Die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau teilt mit:

„Die aktuelle gynäkologische Versorgung in Bremen diskriminiert behinderte Frauen in lebensgefährlicher Weise“, so die Diagnose von Swantje Köbsell von Selbstbestimmt Leben e.V. zum Auftakt des Expert/innengesprächs „Behinderte Gesundheit: Die Unterversorgung behinderter Frauen in Bremen“ gestern Abend im Haus der Wissenschaft. Rund 31.000 schwer behinderte Frauen leben im Land Bremen, aber es gibt nur sehr wenige Frauenarztpraxen, die körperbehinderte Frauen nutzen könnten, so Köbsell. Die Folge sei, dass behinderte Frauen oft spät oder gar nicht zum Gynäkologen/zur Gynäkologin gingen.


Zu den ersten konkreten Schritten, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Expert/innengesprächs vereinbarten, um diesen Missstand anzugehen, zählen die rasche Entwicklung von Fortbildungsangeboten für das medizinische Personal im Umgang mit behinderten Frauen sowie Gespräche mit Bremer Kliniken, inwieweit frauenärztliche Ambulanzen kurzfristig barrierefrei gestaltet werden könnten. Die Vertreterinnen behinderter Frauen betonten zudem, dass verlässliche Informationen über die Zugänglichkeit von Frauenarztpraxen derzeit nicht erhältlich seien. Statt ihre Praxen pauschal als barrierefrei zu bezeichnen, was dann meist nicht der Fall sei, sollten Gynäkologinnen und Gynäkologen stattdessen konkrete Angaben über die Nutzbarkeit ihrer Räume für mobilitätsbehinderte Frauen (wie Türbreite, Stufen, Vorhandensein eines Behinderten-WCs und eines speziellen Untersuchungsstuhls etc.) bekannt geben.


Einigkeit bestand bei den Expert/innen, darunter Vertreter/innen behinderter Frauen, der Ärztekammer, der Frauenärzte sowie die Frauenbeauftragte und der Behindertenbeauftragte des Landes Bremen, dass den erhöhten Bedarfen behinderter Frauen auch finanziell Rechnung getragen werden müsse: Wenn die Untersuchung einer behinderten Patientin länger dauere und aufwändiger sei als bei nicht-behinderten Patientinnen, müsse der Frauenarzt / die Frauenärztin dies auch honoriert bekommen. Die Runde war sich einig, dass hier ein Gespräch zwischen Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung, Gesundheitsressort und Behindertenverbänden anstehe. Gesundheits-, Frauen- und Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter hatte den Behindertenverbänden in ihrem Grußwort zuvor Unterstützung zugesagt.


Das Expert/innen-Gespräch „Behinderte Gesundheit“ wurde gemeinsam von Selbstbestimmt Leben, vom Netzwerk behinderter Frauen sowie von der Bremischen Zentralstellungsstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau veranstaltet.
Für Rückfragen: Swantje Köbsell, Selbstbestimmt Leben e.V., Tel. 0172 / 42 33 544