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Sonstige

Es tickt die Uhr bis zum musikalischen Countdown

01.08.2003

Festival Maritim: Die Vorbereitungen laufen, die Bands können kommen

Exakt noch sieben Tage, dann fällt in Vegesack der Startschuss für das 5. Festival Maritim. Rund 600 Musiker werden Vegesack vom 8. bis 10. August für rund 52 Stunden in das norddeutsche Zentrum maritimer Musik verwandeln!

„Nordeuropäisch trifft es sogar noch besser“, meint Heidi Müller-Henicz, Geschäftsführerin des City-Marketing Vegesack und Vordenkerin des vierköpfigen Festival-Teams. Immerhin trägt die Mehrzahl der Musiker europäische Pässe in der Tasche. Sie reisen aus Frankreich (Long John Silver), aus Großbritannien (Richard Grainger & The Endeavour Shantymen, Hanging Johnny, Mainbrace, Monkey’s Orphan, Stormalong John), den Niederlanden (Armstrong’s Patent, De Kaapstander, de Zulthesingers, Groot Blokzijils Piratenkoor, Nelson's Blood, Rapalje, Stowaway), Dänemark (Forebitters) und Norwegen (Ship ’n Wales) an. Zählt man den Ärmelkanal hinzu, sind damit die wichtigsten Anrainer der Nordsee – allesamt traditionsreiche Seefahrernationen in Vegesack zu Gast.

Gesungen, gespielt und getanzt wird auf insgesamt fünf Bühnen. Weserabwärts betrachtet sind das die Bühnen im Hafenwald, am Utkiek, an der Signalstation sowie die Bühne unterhalb des Vegesacker Balkon und die Zeltbühne im Stadtgarten.

Und damit das Programm so richtig in Schwung kommt, werden die 19 Seamusic-Gruppen und 12 Shanty-Chöre am Sonnabendvormittag (9. August) erst mal "Appetitt-Häppchen" verteilen. Zwischen 10.30 Uhr und etwa 17 Uhr beteiligen sich viele an der Straßenmusik in der Vegesacker Einkaufsmeile. Angefangen im Haven Höövt wird es in der Gerhard-Rohlfs-Straße vier und in der Reeder-Bischoff-Straße zwei Punkte geben, an denen die Musiker sich im Halbstundentakt die Stafette weiterreichen. Die Gruppen Hanging Johnny und Long John Silver haben zudem Spezialaufträge übernommen: Sie werden als Festival-Botschafter auf dem Blumenthaler Markt und in der Oldenburger City auftreten.

Und nach dem Auftakt am Freitagabend geht es dann am Sonnabend ab 14.30 Uhr mit dem Festival-Programm auf den Bühnen so richtig los.

Unter den insgesamt fünf Bühnen ist übrigens eine ganz besonders hervorzuheben. Speziell am Sonnabend wird die Zeltbühne im Stadtgarten Schauplatz einiger der Festival-Preziosen sein. Von 15 bis 16.30 ist hier maritime Klassik „Il Mare – Meereswellen aus Venedig“ zu hören. Es spielen I Febiarmonici. Gleich im Anschluss (16.45 bis 18 Uhr) machen Studenten der International University Bremen (IUB) unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Rommel mit einer szenischen Lesung auf das Thema Navigation in der Literatur aufmerksam. „Lenk mein Schiff, wohin die Sterne winken“ ist der Titel dieses Einblicks in die (Log)Bücher bekannter Autoren.

Und nach einem eher traditionellen musikalischen Auftritt der Gruppe Monkey's Orphan wird die Zeltbühne um 20.00 Uhr zum Podium für das neue Chansonprogramm von Gabriele Banko (Gesang) und Johannes Grundhoff (Klavier). Mit „Sehnsucht nach Mehr“ berichten sie von unruhigen Seefahrern und reiselustigen Passagieren, von Verliebten und Verlassenen.

Damit wird schon deutlich, dass das Festival Maritim mehr ist, als eine Zusammenstellung der bekannten Seamusic-Standards: Auch die nicht-musikalischen Programm-Punkte tragen in Vegesack ganz wesentlich zum Charakter dieses in Deutschland einmaligen Festivals bei. Unter dem Oberthema "Nautik" ist zum Beispiel abends der Sternengarten im Stadtgarten zu bewundern, wird am Freitagabend open-air der Hans-Albers-Klassiker „Große Freiheit Nr. 7“ gezeigt und finden am Sonntagvormittag ein ökumenischer Seefahrtsgottesdienst und anschließend das traditionelle Kutterpullen statt.

Große Aufmerksamkeit wird mit Sicherheit auch das Theaterprojekt „Sinnflut“ (Bürgerhaus Vegesack) auf sich ziehen. Am Nachmittag (Sonnabend, 9. August, 15.30 Uhr) legt ein Schiff im Vegesacker Hafen an. Mehr als 30 „Sinnflut“-Künstler verlassen ihr Schiff und prozessieren in die Vegesacker Innenstadt. Hier löst sich die Parade auf und flutartig verteilen sich die Künstler, um mit vielfältigen Einzelaktionen (Akrobatik, Musik, Jonglage, Tanz und kleine Multimedia-Einlagen) die Sinne der Passanten zu erwecken. Am Abend (21.30 Uhr) folgt die Hauptaufführung am Schiff, das zur Bühne der Vorstellung mutiert.

Im Kultur- und Veranstaltungszentrum KITO in der Alten Hafenstraße wird am Freitag, 18 Uhr, die Ausstellung „Sterne, See, Sextanten“ des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Bremerhaven, eröffnet. Navigationsgeräte aus dem 19. Jahrhundert, Schiffsmodelle und Seekarten aus der Region helfen, die Frage zu beantworten, wie sich wohl die Kapitäne der großen Segelschiffe auf hoher See orientiert haben.

Heidi Müller-Henicz ist stolz auf das vielseitige und interessante Rahmenprogramm. „Aber“, schränkt sie ein, „die zu Seefahrt, Fischerei und Werften gehörende Musik, die ist und bleibt der Kern unseres Festivals“. Stolz ist die City-Managerin deshalb auch auf den musikalischen Höhepunkt am Sonntagabend: Die „Linksabbieger“ aus Bremen – oder auf seemännisch „Hart Backbord“ – feiern beim 5. Festival Maritim ihren 25. Geburtstag! Und das bei einer Geburtstagsgala (20 Uhr) mit einer Vielzahl von langjährigen Freunden, die – wie es der Zufall so will – in dem Moment auch gerade in Vegesack vor Anker liegen: Stormalong John, Long John Silver, Monkey's Orphan, um die zu nennen, die ins Programmheft geschrieben wurden. „Ich fürchte allerdings“, schmunzelt Heidi Müller-Henicz, „dass da noch eine ganze Menge mehr hinzu kommen!“. Und damit wäre dann der Übergang zum "Großen Finale aller Gruppen" wohl eher ein fließender als ein „Danke schön! Bis nächstes Jahr!“