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Sonstige

Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache!

22.11.1999

Gewalt gegen Frauen - insbesondere die Gewalt gegen Frauen in der Privatsphäre (häusliche Beziehungsgewalt) unterliegt immer noch einem Tabu. Sie wird immer noch als Kavaliersdelikt betrachtet. Es gibt zwar Schutzeinrichtungen für Frauen, aber keine gesellschaftliche Ächtung der Täter.

Gewalt gegen Frauen und Kinder führt zu hohen Kosten. Das Land Bremen zahlt allein 1,7 Millionen DM für den Unterhalt der beiden stadtbremischen Frauenhäuser mit insgesamt 91 Plätzen. Die Frauennoteinrichtung in Bremen-Nord und das Frauenhaus Bremerhaven werden über Pflegesätze finanziert. Bedenkt man, daß die Frauen und Kinder in den Frauenhäusern noch Hilfe zum Lebensunterhalt beziehen, liegen die direkten Kosten von Gewalt gegen Frauen für den bremischen Haushalt bei über 3 Millionen DM. Nicht eingerechnet sind dabei Arztkosten, Kosten von Polizeieinsätzen und finanzielle Unterstützung für Frauenhilfsprojekte wie z. B. den Notruf für vergewaltigte Frauen.

Die Regierungsparteien haben sich in der Koalitionsvereinbarung des Themas Gewalt gegen Frauen angenommen. Dort heisst es- "Ein Präventionskonzept und Konzepte zum Umgang mit häuslicher

Gewalt sind in Zusammenarbeit mit den Ressorts Bildung, Jugend, Soziales, Inneres, Justiz und der ZGF zu entwickeln".

Auf Initiative der Landesbeauftragten für Frauen, Ulrike Hauffe, gibt es in Bremen und Bremerhaven eine Plakataktion (in Bremerhaven ab 22.11., in Bremen ab dem 26.11.), um die Öffentlichkeit gerade auch in der Vorweihnachtszeit für das Thema Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren. In Bremerhaven werden ab dem 15.12. auch dreissig Busse der BVG mit diesem Plakat ausgestattet. Der Beginn dieser Kampagne steht in direktem Zusammenhang mit dem Internationalen Tag "Gegen Gewalt an Frauen" am 25.11.1999.

Die Landesbeauftragte, Ulrike Hauffe, begrüsst es ausdrücklich, dass der Präsident des Senats, Dr. Henning Scherf, sich für die Kampagne zur Verfügung gestellt hat und damit auch deutlich macht wie wichtig ihm dieses Thema ist. Der Text auf diesem Plakat lautet: "Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache, sondern eine Straftat. Genauso wird sie auch verfolgt. Eine Kampagne der Freien Hansestadt Bremen."

In Bremen wird, wie in der Koalitionsvereinbarung vorgesehen, eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe eingesetzt werden, die ein Präventionskonzept für das Problem häusliche Beziehungsgewalt erarbeiten wird. Fachleute aus Vereinen und Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind, sollen beratend hinzugezogen werden.

In Bremerhaven werden vom runden Tisch "Gewalt gegen Frauen" Veranstaltungen zum Thema häusliche Beziehungsgewalt organisiert. Eine Auftaktveranstaltung findet am 03.12. nachmittags im Columbus Center Bremerhaven statt.

Bremen und Bremerhaven sind mit dieser Kampagne auch Teil einer europaweiten Kampagne der European Womens Lobby "violence-free-cities". Beteiligte Städte sind ausserdem Amsterdam, Berlin, Brüssel, Dublin, London, Madrid und Paris.

Im Vorfeld der jetzigen Kampagne wurde auf Initiative der Landesbeauftragten Ulrike Hauffe mit einem Schreiben des Präsidenten des Senats Dr. Henning Scherf eine Briefmarke mit dem Thema "Keine Gewalt gegen Frauen" angeregt. Der Bundesfinanzminister hat die Anregung aufgenommen und bereits der Presse diese neue Briefmarke mit der Aufschrift "Keine Gewalt gegen Frauen" vorgestellt. Sie erscheint am 13.01.2000.

Auch die Bundesregierung wird in naher Zukunft einen nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen vorlegen.

Die Landesbeauftragte, Ulrike Hauffe, hofft, dass die vielfältigen Aktivitäten in Bremen und Bremerhaven ein erster Schritt dazu sind, die Gewalt gegen Frauen im privaten Bereich zurückzudrängen.