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Sonstige

Dubiose Vitaminwerbung in Bremer Briefkästen

28.07.2000

Die Verbraucherzentrale des Landes Bremen e.V. warnt:

Mit unseriösen Postwurfsendungen von Dr. Matthias Rath aus Holland über angeblich heilende Kräfte von Vitaminpräparaten werden in jüngster Zeit Bremer Haushalte traktiert. Darin wird unter anderem behauptet, die Hauptursache von Herz- Kreislauferkrankungen sei ein chronischer Mangel an Vitaminen und anderen "Zellfaktoren". Doch ein Kartell aus Pharma-Industrie, Politikern und Verbraucherschutzverbänden versuche zu verhindern, dass die Bevölkerung auch in Zukunft Zugang zu hoch dosierten Vitaminpräparaten habe. Dabei – wen wundert`s – er, Dr. Rath, habe die entsprechenden Präparate, um genau diesen und noch vielen anderen Krankheiten vorzubeugen. Das alles ist nicht neu, ebensowenig die ständig wiederkehrende abstruse Theorie über die angeblich immer ärmer werdenden Böden. Diese sollen dafür verantwortlich sein, dass pflanzliche Nahrungsmittel nur noch ein Drittel oder gar ein Viertel an Mineralstoffen enthalten wie vor 20 Jahren.


Doch nach den der Verbraucher-Zentrale vorliegenden Werbeunterlagen hat diese Art der Werbung eine neue Dimension bekommen. Da ist vom "Joch der Pharmaindustrie"die Rede, es werden Ängste vor zum Teil lebensnotwendigen Medikamenten geschürt und maßlos überteuerte Vitaminpräparate angeboten.


Wer sich einmal bei Dr. Rath im Internet informiert, bekommt noch ganz andere Dinge zu lesen: "Auch die von der Pharma-Industrie zur Tarnung gegründeten "Verbraucherschutz-Verbände" haben nur ein Hauptziel: Im Auftrag des Pharma-Kartells die Bevölkerung über angebliche Nebenwirkungen von Vitaminen und Naturheilverfahren zu belügen." Die Hetzkampagne gipfelt in dem Vergleich, dass so wie im Dritten Reich sechs Millionen Juden umgekommen sind, nun ebenfalls das Leben von Millionen Menschen auf dem Spiel steht.


Die Verbraucher-Zentrale des Landes Bremen bleibt dabei: Eine unkontrollierte Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen kann mehr schaden als nützen. Zudem weiß man schon seit einiger Zeit, dass der gesundheitliche Wert beispielsweise eines Apfels sich nicht einfach aus der Summe seiner Vitamine oder Mineralstoffe ergibt. Die natürliche Zusammensetzung der verschiedenen Nährstoffe, der sekundären Pflanzenstoffe (z.B. seine Farbe oder seine Aromastoffe) und der Ballaststoffe machen erst seinen Wert aus.


Von Ausnahmefällen abgesehen, kann die notwendige Zufuhr an Nährstoffen mit einer abwechslungsreichen Kost, die reich an frischem Obst und Gemüse sein soll, abgedeckt werden. Besondere Risikogruppen wie Kranke, Schwangere, Magersüchtige oder Alkoholabhängige können zwar einen höheren Bedarf an Vitaminen oder Mineralstoffen haben. Aber der sollte ärztlich abgeklärt und ganz gezielt behoben werden. Fragen dazu beantwortet auch die Ernährungsabteilung der Verbraucher-Zentrale Bremen. Sie ist montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 13 Uhr unter der Rufnummer (0421) 16 07 754 zu erreichen.


Bei Rückfragen steht Ihnen in der Verbraucherzentrale des Landes Bremen e.V. Frau Regina Aschmann zur Verfügung (Tel. 0421-16 07 784.