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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Senat beschließt Konzept für Kinder aus zugewanderten Familien in Armutslebenslagen

Senatorin Stahmann: "Frühe Kinderbetreuung ebnet den Weg der Integration"

27.01.2015

Mit einem Paket an Maßnahmen will Bremen mehr Kinder aus zugewanderten Familien für Krippe und Kita gewinnen, um mit frühkindlicher Bildung sozialen Nachteilen schon im Kleinkindalter entgegenzuwirken. Ein entsprechendes Konzept hat heute (27. Januar 2015) der Senat beschlossen. "Frühkindliche Bildung im Vorschulalter ist das wichtigste Instrument zur Förderung von Kindern aus zugewanderten Familien in Armutslebenslagen und zur Überwindung der sozialen Spaltung", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen. "Für Zukunftschancen und Lebensperspektiven werden früh im Leben der Kinder wichtige Weichen gestellt. Wir müssen unsere Angebote ganz gezielt dort ausbauen, wo Kinder mit Zuwanderungsgeschichte in Armut leben." Ziel müsse es sein, die individuellen Lebenschancen der Kinder zu verbessern und die Ressourcen dieser Kinder im Interesse der Gesellschaft zu heben.

Gezielt will Bremen daher die Rahmenbedingungen verbessern, damit Spielkreise, Krippen und Kindergärten in jenen Stadtteilen intensiver genutzt werden, in denen folgende Voraussetzungen gegeben sind:

  • Der Migrationsanteil bei Kindern unter sechs Jahren liegt über dem städtischen Mittel von 52,5 Prozent.
  • Der Anteil der Kinder unter 15 Jahren im Leistungsbezug nach dem Sozialgesetzbuch II ("Hartz IV") liegt über dem städtischen Mittel von 29 Prozent.
  • Das Angebot an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren liegt unter 48 Prozent und damit unter dem mittelfristigen Zielwert für die Stadt Bremen, der bis 2019/2020 auf 50 Prozent ansteigen soll.

Diese Kriterien erfüllen die Ortsteile Blumenthal, Lüssum-Bockhorn, Vegesack, Grohn, Burgdamm, Gröpelingen, Lindenhof, Oslebshausen, Ohlenhof, Neue Vahr Südost, Neue Vahr Nord, Neue Vahr Südwest, Ellenerbrok-Schevemoor, Tenever, Blockdiek, Hemelingen, Mittelshuchting, Kirchhuchting, Sodenmatt und Kattenturm.

In diesen Stadtteilen sollen Eltern gezielt angesprochen und ermutigt werden, die Kinderbetreuungsangebote zu nutzen. Dazu werden die Stadtteile, zu denen diese Ortsteile gehören, beim weiteren Ausbau an Krippen- und Kitaplätzen vorrangig bedacht.

Daneben sollen mehrsprachige Informationsbroschüren und Lehrmaterialien für Integrationskurse über die Bedeutung frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung informieren. Außerdem sollen Schulungsprogramme helfen, dass Erziehungspartnerschaften zwischen Eltern und Kita-Fachkräften gestärkt werden.

Zurzeit versorgen zugewanderte Familien in armutsgefährdeten Lebenslagen ihre Kinder oft noch zu Hause, besonders wenn sie jünger sind. In der Stadt Bremen wird nur jedes achte Kind mit Migrationshintergrund im Alter von einem bis zwei Jahren in einer Einrichtung betreut (Stand: 2013). In Familien ohne Migrationshintergrund dagegen ist es fast jedes zweite Kind. Je älter die Kinder werden, desto höher ist auch in zugewanderten Familien in Armutslebenslagen der Anteil in der Kinderbetreuung. "Aber insgesamt wird immer noch etwa jedes sechste Kind mit Migrationshintergrund eingeschult, ohne jemals einen Kindergarten besucht zu haben", sagte die Senatorin weiter. "Dabei sind die Fenster zum Erlernen einer zweiten Sprache in keinem Alter so weit geöffnet wie in den ersten Lebensjahren. Wer ohne gute Deutschkenntnisse eingeschult wird, und von Zuhause keine Hilfe bekommen kann, wird es sehr viel schwerer haben mit dem Schulerfolg."

Zugewanderte Familien mit hohem Bildungsstatus nutzten die Kinderbetreuung in sehr viel größerem Umfang: "Da unterscheiden sich Mütter mit hohem Bildungsabschluss nicht von vergleichbaren Familien ohne Migrationshintergrund." Auch Eltern der zweiten und besonders der dritten Zuwanderergeneration sowie deutsch-internationale Familien nutzten die Betreuung intensiv. Nur wenn beide Eltern zugewandert sind, keine hohen Bildungsabschlüsse mitbringen und gleichzeitig arbeitslos und/oder armutsgefährdet sind, sei auch die Beteiligung in Krippen und Kitas deutlich geringer. "Es sind also vor allem Armut und fehlende formale Bildung, die den Zugang zu Wissen, Betreuung und Erziehung in Krippe und Kita erschweren. Diese Hemmnisse gilt es zu überwinden", betonte Senatorin Anja Stahmann.