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Die Senatorin für Kinder und Bildung

7 Projekte aus Bremen zur „Lernstatt Demokratie 2005“ nach Jena eingeladen

05.04.2005

Spitzenplatz im Ländervergleich beim Wettbewerb Demokratisch Handeln

Die Ende letzten Jahres abgeschlossene Ausschreibung 2004 des Bundeswettbewerbs „Förderprogramm Demokratisch Handeln“ legt beeindruckende Ergebnisse bürgerschaftlichen Handelns und erfolgreichen Lernens für die Demokratie vor. Aus den insgesamt 247 Beiträgen, die aus Schulen aller Bundesländer und aller Schulformen und -stufen eingereicht worden sind, wählte eine Jury 60 Beispiele aus, in denen herausragende Erfahrungen und Ergebnisse für Engagement und Lernen für die Demokratie sichtbar werden.


Aus dem Lande Bremen haben sich 21 Projekte beteiligt. Sieben von ihnen haben als Preisträger eine Einladung zur „Lernstatt Demokratie“ in Jena erhalten. Damit steht Bremen in absoluten Zahlen nach Berlin auf dem 2. Platz.


Delegationen von in der Regel zwei Schülerinnen und Schülern sowie einer Lehrkraft aus diesen Gruppen erhalten als „Preis“ die Einladung zur „Lernstatt Demokratie 2005“. Das ist eine Tagung, die Anerkennung für das Geleistete mit Begegnungen und Entwicklungsmöglichkeiten für die Weiterarbeit verbindet. Sie findet vom 14. bis zum 17. Juni 2005 im thüringischen Jena statt.


Bei den sieben Projekte aus Bremen handelt es sich um:


Stadtteiloffene Schulbibliothek
Bernd Hellrung - SZ Geschwister-Scholl - Walter-Kolb-Weg 2 - 27568 Bremerhaven

Als Ende 2001 die Stadtteilbibliothek Lehe in Bremerhaven aus Kostengründen geschlossen werden soll, organisieren die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe am Schulzentrum "Geschwister Scholl" Widerstand gegen diese kommunalpolitische Entscheidung. Sie entwickeln das Konzept einer stadtteiloffenen Schulbücherei, führen die Bibliothek selbst weiter und gewinnen dafür nach anhaltendem Überzeugungskampf auch die Öffentlichkeit und den Magistrat der Stadt.


Schüler kochen für Schüler
Marion Schalken - Schulzentrum Helsinkistraße - Helsinkistraße - 28719 Bremen

Im Schulzentrum Helsinkistraße kochen wechselnde Gruppen von Schülern der zehnten Hauptschulklassen gemeinsam das Mittagessen in der schuleigenen Mensa. Dieses Projekt bietet den Hauptschülern die Möglichkeit, sich im Schulalltag zu engagieren, zu einer vernünftigen Ernährung von oft unversorgten Mitschülern beizutragen, ihre Lehrer in informeller Atmosphäre zu erleben, praktische Fertigkeiten zu erwerben und z.B. Wissen über Ernährungsvorschriften anderer Kulturen anzuwenden.


Eine Welt für Alle - Alle für eine Welt
Jutta Gertzen - Schulzentrum an der Julius-Brecht-Allee - Konrad-Adenauer-Allee 86-88 - 28329 Bremen

Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgänge des Schulzentrums an der Julius-Brecht-Allee in Bremen unterstützen seit mehreren Jahren durch vielfältige Aktionen ein Kinderprojekt in Tiruchirapalli in Südindien. Im Jahr 2004 erarbeiten sie auf der Basis von Bildern indischer Kinder und Erwachsener einen Bildband und eine CD für die Verwendung im Unterricht, mit denen sie für weitere Unterstützung des Kinderhilfsprojektes werben. Die Schüler selbst geben ihre Erfahrungen durch eigene Unterrichtsangebote an andere Schulen weiter.


"Hilfe zur Selbsthilfe - Unterstützung von Aufbauhilfe im Norden Albaniens"
Friederike Hackmann - Freie Waldorfschule - Toulerstraße 3 - 28211 Bremen

Die 17-jährige Gymnasiastin Friederike Hackmann nimmt in den Herbstferien 2003 zusammen mit 14 anderen jungen Menschen zwei Wochen in Fushe-Arrez im Norden Albaniens an einem Workcamp teil. In der von zwei deutschen Franziskanerinnen geleiteten Missionsstation Kisha Katholika helfen sie den Menschen der Region. Zurück in Deutschland sammelt sie Spenden und gestaltet selbstständig einen Benefizabend zugunsten der Menschen in Albanien.


Die Nacht der Jugend
Birgit Förster/Harry Beetz - Schulzentrum an der Walliser Straße - Walliser Straße 125 - 28325 Bremen

Im Schuljahr 2003/2004 wird die Firma "school-company 4 events" gegründet. Die Schülerfirma beschäftigt sich mit der kaufmännischen Koordination von Veranstaltungen. Die Firma erhält aus dem Bremer Rathaus den Auftrag, einen Teil der Organisation und Planung für die Nacht der Jugend zu übernehmen. Der Aufgabenschwerpunkt liegt darin, die Arbeit der Übungsfirmen im Schulnetzwerk, die sich ebenfalls an der Vorbereitung der Nacht der Jugend beteiligen, zu koordinieren, Marketing zu betreiben und eine Evaluation durchzuführen. Berufliche Qualifikation erfolgt hier nicht virtuell, sondern beim Ernstfall einer Veranstaltung von 4000 Besuchern und ist verknüpft mit ethischer Bildung: der Auseinandersetzung um die Reichspogromnacht.


"So werdet ihr als ehrbare Frauen erkannt und nicht belästigt"
Holger Möller - SZ Walliser Straße -

Der "Kopftuchstreit" wird im Rahmen der "Nacht der Jugend 2004" vom Kurs „Darstellendes Spiel“ des Schulzentrums behandelt: eine Sure aus dem Koran "So werdet ihr als ehrbare Frauen erkannt" wird neben vielen anderen zitiert und versucht, in einer eindringlichen 15-minütigen szenischen Darstellung die Vielfalt an Argumenten für und gegen das Kopftuch und zur Rolle von Frauen und Männern und deren Brisanz im Aufeinandertreffen von Religionen und Kulturen öffentlich sichtbar für Jugendliche aufzugreifen. Die Aufführungen der Gruppe wurden jeweils verknüpft mit intensiven Dis-kussionen der jugendlichen Zuschauer aller Religionen. Die Probleme der multikulturellen Gesellschaft in offener, kritischer Debatte und nicht – wie oft behauptet – unter Zuckerguss versteckt.


Migranten schaffen Arbeit
Gesamtschule Mitte, Gesamtschule West, Gymnasium Horn, SZ Walle, SZ Walliser Straße

Wie viele Migranten in Bremen selbstständig sind, wie viele Arbeitsplätze sie geschaffen haben: der Senat, die Stadt, die Handelskammer wissen es nicht. Es gibt keine Zahlen. Schüler der fünf Schulen interviewen über 300 Unternehmer mit Migrationshintergrund in Bremen und rechnen ihre Ergebnisse hoch: Etwa 3400 Betriebe, die über 18.000 Menschen in Bremen Arbeit und Brot geben. Sie diskutieren die Ergebnisse dieser größten Studie zum Thema in Bremen mit der Handelskammer, der Ausländerbeauftragten, Politikern und vor allem den betroffenen Unternehmern auf der „Nacht der Jugend“ und erhalten viel Anerkennung. Ergebnis: Migranten haben mehr Mut zur Selbstständigkeit als die Einheimischen. Mit besserer Förderung könnten die Arbeits- und Ausbil-dungsplatzeffekte noch positiver ausfallen.