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Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau

Gewalt gegen Frauen: Neue Hilfsangebote bundesweit und in Bremen

06.03.2013

„Wir wissen, dass viele Frauen, die Gewalt erleben, nicht mit anderen darüber sprechen. Und wir wissen, dass viele Frauen nicht die Unterstützung finden, die sie brauchen“, erklärt Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe heute bei der Vorstellung zweier neuer Medien der Bremischen Gleichstellungsstelle, die von Gewalt betroffenen Frauen erste Orientierung und Wege aufzeigen sollen. Das Faltblatt „Wenn der Ehemann oder Partner gewalttätig ist“ ist eine Erstinformation für Frauen in fünf Sprachen mit Hinweisen und Anlaufstellen, jeweils für Bremen und Bremerhaven. Die Website www.gewaltgegenfrauen.bremen.de bündelt das breite Angebot der verschiedenen Einrichtungen und versteht sich als Portal, über das Hilfe suchende Frauen sich informieren können. Anlass für die heutige Vorstellung ist die Freischaltung des bundesweiten Hilfetelefons.

Das bundesweite Hilfetelefon, zu dessen Einrichtung sich die Bundesregierung 2011 mit der Zustimmung zum Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt verpflichtet hatte, ist ein „Erste-Hilfe-Telefon“. Es ist unter der zentralen Nummer 08000 116 016 rund um die Uhr erreichbar. Die Beratung erfolgt durch Fachberaterinnen, auch in vielen Sprachen. Hier erhalten Frauen, aber auch Angehörige oder Fachleute die wichtigsten Informationen, werden Frauen in akuten Situationen aufgefangen und erfahren, welche Hilfsangebote es vor Ort für sie gibt. „Das Bundeshilfetelefon kann dazu beitragen, dass Frauen aus Bremen und Bremerhaven Anlaufstellen besser und gezielter finden“, so Ulrike Hauffe, „und mit der Website und dem Faltblatt wollen wir mehr Frauen erreichen und ermutigen – indem wir sie über ihre Rechte informieren und ihnen aufzeigen, an wen sie sich in Bremen und Bremerhaven wenden können.“

„Frauen sprechen oft sehr lange Zeit mit niemandem über ihre Situation. Manche wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen oder was sie in den Beratungsstellen erwartet“, erläutert Margaretha Kurmann, Referentin bei der Bremischen Gleichstellungsstelle, die Website und Faltblatt initiiert und verfasst hat. „Mit der Erstinformation und der Homepage wollen wir Frauen Mut machen und ihnen die wichtigsten Informationen an die Hand geben. Das Hilfesystem ist vielfältig und ausdifferenziert und nicht immer ist leicht zu erkennen, welche Stelle welche Hilfe bietet. Hier wollen wir Brücken bauen“, erklärt Margaretha Kurmann.

Das ansprechend gestaltete Faltblatt ist zugleich ein Angebot an Institutionen, die mit Frauen zu tun haben, die Gewalt durch ihren Partner oder Ehemann erleben. Für die Einrichtungen ist auf der Rückseite des Faltblatts ein Eindruckfeld vorgesehen für den eigenen Stempel. „Es ist unser ausdrücklicher Wunsch, dass Behörden und Einrichtungen sich das Faltblatt zu eigen machen und es auslegen oder verteilen. Wir verstehen uns hier als Dienstleisterin, die gebündelte Information gut aufbereitet zur Verfügung stellt“, so Kurmann weiter.

Während das Faltblatt „Wenn der Ehemann oder Partner gewalttätig ist“ vor allem auf häusliche Gewalt fokussiert, ist die Website www.gewaltgegenfrauen.bremen.de breiter angelegt: Sie informiert über verschiedene Gewaltformen wie sexuelle Gewalt, Belästigung am Arbeitsplatz, Vergewaltigung, körperliche Misshandlung, psychische Gewalt, Stalking oder Zwangsheirat und zeigt die verschiedenen Angebote im Land Bremen auf. „Wir wollen die vorhandenen Angebote bündeln und übersichtlich vorstellen. Und wir möchten die Anonymität des Internets nutzen und Frauen eine gut zu erreichende erste Möglichkeit geben, sich zu informieren und zu überlegen, was für sie ansteht und wo sie eine Anlaufstelle finden können“, so Margaretha Kurmann zur Intention der Website.

Gewalt gegen Frauen – Fakten

Die Datenlage in Deutschland zeigt die Breite der Betroffenheit bei allen Frauen und Mädchen unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialer Lage:

  • 40 von 100 befragte Frauen berichten über Gewalterfahrungen seit ihrem 16. Lebensjahr.
  • 37 von 100 berichten über körperliche Gewalt –bei etwas mehr als der Hälfte von ihnen war diese mit Verletzungen verbunden.
  • 13 von 100 Frauen berichten von sexueller/sexualisierter Gewalt.
  • Frauen erleben Gewalt am häufigsten in der Beziehung, im Nahraum. Dies gilt sowohl für die Gewalt in einer Beziehung als auch für sexualisierte Gewalt. 70 von 100 Frauen haben als Tatorte sowohl für körperliche als sexualisierte Gewalt die eigene Wohnung angegeben.
  • 25 von 100 der befragten Frauen haben Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner im Laufe ihres Lebens erlebt. Bei etwa einem Drittel von ihnen gab es ernsthafte Hinweise auf Gewalt in der bestehenden Beziehung.
  • In Trennungssituationen sind Frauen besonders gefährdet, Gewalt durch den Partner zu erleben: Studien in europäischen Ländern zeigen, dass etwa 30-40 von 100 Frauen, die sich aus Beziehungen gelöst haben, Gewalt durch Partner erleben.

In Bremen tagt regelmäßig der Arbeitskreis „Frauen und Gewalt“. Hier treffen sich auf Einladung der Bremischen Gleichstellungsstelle viele mit Gewalt gegen Frauen und Mädchen befasste Einrichtungen, tauschen sich über die Situation in Bremen aus, entwickeln die gemeinsame Arbeit weiter und bringen politische Initiativen auf den Weg.

Das Faltblatt „Wenn der Ehemann oder Partner gewalttätig ist“ steht unter http://www.frauen.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen94.c.5025.de zum Herunterladen bereit.

Für Rückfragen: Margaretha Kurmann, Tel. 0421/361-4946.