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Der Senator für Kultur

Mögliche neue Funde zur Bremer Kogge auf dem Teerhof

Funde weisen Teerhofgelände als ehemaligen Kogge-Werftplatz aus

10.10.2022

Es ist die letzte Chance archäologisch der traditionsreichen Geschichte der Weserinsel vor der Schlachte auf die Spur zu kommen. Denn seit April dieses Jahres laufen die Vorarbeiten, um das letzte frei zur Verfügung stehende Grundstück auf dem Bremer Teerhof bis Ende 2023 mit 20 Wohneinheiten zu bebauen. Und tatsächlich sind bei den begleitenden archäologischen Grabungen auf dem Gelände neue Funde zutage getreten, die am Montag (10. Oktober 2022) der Öffentlichkeit präsentiert wurden.

Dr. Dieter Bischop zeigt vor der Rekonstruktionszeichnung der Bremer Kogge eine der gefundenen Kalfaterklammern. Foto: Kulturressort
Dr. Dieter Bischop zeigt vor der Rekonstruktionszeichnung der Bremer Kogge eine der gefundenen Kalfaterklammern. Foto: Kulturressort

Zuständig für diese Grabungen ist Dr. Dieter Bischop von der Landesarchäologie Bremen: "Die von uns beauflagten und von der Grabungsfirma Archaeofirm durchgeführten Grabungen können zwar immer nur kleinteilige Grabungsfelder, sogenannte Sichtfelder, im Untergrund des Teerhofs freilegen. Trotzdem sind die kurz vor Abschluss stehenden Arbeiten sehr aufschlussreich für die Frühzeit und das Gewerbe, das dem Teerhof spät, nämlich erst im 17. Jahrhundert, seinen Namen gab. Zahlreiche Funde deuten auf einen hier angeschnittenen Werftplatz für die spätmittelalterlichen Frachtschiffe, die Koggen, die hier gebaut wurden, hin."

Überdeckt von vielen Überschwemmungsschichten, so Bischop, wurden Reste kleiner Holzpfosten entdeckt, bei denen es sich zum Teil um Reste der Helgen, der Baugerüste für die Schiffe, gehandelt haben dürfte. Charakteristisch für die auf dem Teerhof erbauten Koggen sind jedoch neben Hunderten von Eisennägeln die sogenannten Kalfaterklammern, mit denen das Dichtungsmaterial, bestehend aus Moos und Tierhaar, zwischen den Planken des Schiffskörpers festgesteckt wurde, bevor alles geteert wurde, um den Schiffsrumpf endgültig wasserdicht zu machen.

Neben den in Kriegen zerstörten Packhausmauern fand sich über mehreren Erdschichten, die von den zahlreichen Überschwemmungen zeugen, auch das Rohr einer eisernen Kanone, die bei der Explosion der nahen Befestigung Braut 1739 vermutlich bis in diesen Bereich des Teerhofs geschleudert wurde, wo jetzt der ehemalige Werftplatz für den Koggenbau gefunden wurde.

Die berühmteste noch erhaltene Kogge wurde vor genau 60 Jahren sieben Kilometer stromabwärts im Weserschlick entdeckt. Sie wird heute als wichtigstes Exponat im Bremerhavener Schifffahrtsmuseum präsentiert. Dr. Bischop: "Die annähernd nun 100 geborgenen Kalfaterklammern entsprechen genau dem Typ, der an der vor 60 Jahren entdeckten Kogge genutzt wurde. Insofern könnte es sich hier um den Bauplatz eben dieses 23 Meter langen Schiffes handeln, das im Jahre 1380 bei einem der extremen Hochwasser vom Baugerüst gerissen und vom Strom einige Kilometer mitgerissen wurde, bevor es aufgrund fehlenden Ballasts im Schiffsrumpf kenterte und bald vom Schlick überdeckt wurde."

Die heute vorgestellten Funde sind damit von besonderer Bedeutung für die Hafen- und Hansestadt Bremen.

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Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de