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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Eckhoff: Klimaschutz bleibt dominierendes politisches Aktionsfeld

26.09.2005

Expertenrunde diskutiert auf Husumwind über erstes Offshore-Testfeld

Gemeinsame Pressemitteilung des Senators für Bau, Umwelt und Verkehr und der Windenergie-Agentur Bremerhaven / Bremen e.V.:


Auf der Husumwind 2005 haben auf dem Messestand der Windenergie-Agentur Bremerhaven/Bremen e.V. (WAB) Vertreter der Windindustrie, der Elektrizitätswirtschaft und der Politik im Rahmen einer Podiumsdiskussion nächste Schritte für den Gang aufs Meer erörtert. Einig waren sich die Teilnehmer darin, dass das geplante Offshore-Testfeld vor Borkum gute Möglichkeiten bietet, die noch bestehenden Unsicherheiten zu klären. Damit können Risiken minimiert und die Wirtschaftlichkeit künftiger Offshore-Projekte erhöht werden. Neben andere Themen erörterten die Diskutanten, darunter der Präsident der neu gegründeten Offshore-Stiftung, Bremens Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Jens Eckhoff, die Frage nach der ‚Steckdose im Meer’.


Jens Eckhoff sieht in dem Vorhaben großes Potential: „Mit diesem wegweisenden Projekt vor unserer Haustür verbessern wir noch einmal die Möglichkeiten für die Unternehmen der Region. Sie können ihre Offshore-Praxiserfahrungen ausbauen und sich damit einen guten Zugang zu diesem Zukunftsmarkt sichern.“ Eckhoff hob hervor, dass Klimaschutz ein überparteiliches Ziel sei und dies auch künftig bleiben müsse. „Der Klimaschutz wird ein dominierendes politisches Aktionsfeld der nächsten Jahrzehnte sein, und zwar für jede Regierung.“


Auch Referatsleiter Udo Paschedag vom Bundesumweltministerium unterstreicht die Zielrichtung des Projekts. „Das Offshore-Testfeld bietet hervorragende Möglichkeiten, die neue Anlagentechnologie der 5 Megawattklasse in Wassertiefen ab 25 m zu erproben. Auf dieser Basis werden künftige Projekte auch unter den Bedingungen an der deutschen Nordseeküste versicherbar und finanzierbar sein“, so Paschedag.


Dass das Offshore-Testfeld ein wichtiger Katalysator für die übrigen Offshore-Projekte vor der deutschen Küste ist, ist sich auch WAB-Geschäftsführer Jan Rispens sicher: „In diesem Projekt wird die Zusammenarbeit zwischen Anlagenherstellern, Planungsunternehmen, Energieversorgern und der maritimen Wirtschaft erprobt. Das Gelingen dieser Kooperationen wird ein entscheidender Faktor für den Erfolg künftiger Projekte sein.“


Die Vertreter der Anlagenhersteller aus dem Land Bremen, der AN windenergie GmbH und der Multibridentwicklungsgesellschaft mbH, sowie des Planungsunternehmens Winkra GmbH und des Energieversorgers E.ON diskutierten unter Leitung der Redakteurin Hanne May. Als bedeutend stellte sich dabei die Frage heraus, welche Infrastruktur notwendig ist, um den Strom vom Meer ans Land zu bringen. „Im Offshore-Testfeld kann die Technologie für die Netzanbindung in großer Entfernung zur Küste getestet werden. Die spätere Ableitung des Stroms für eine größere Anzahl von leistungsstarken Projekten benötigt aber viel Aufmerksamkeit“, gibt Rispens den Ausblick auf die noch ausstehenden Aufgaben.




Nachfolgend die Rede von Senator Jens Eckhoff beim Empfang des Bundeslandes Bremen auf der Husumwind



Offshore-Windenergie: Klimaschutz und Konjunkturprogramm (nicht nur) für die Küstenländer


„Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich begrüße sie herzlich zum Empfang des Bundeslandes Bremen auf der Husum Wind 2005

Dieser Messestand und das Windstärke Forum sind eine gemeinsame Aktivität der Wirtschaftsförderungsgesellschaften des Landes mit der Windenergie-Agentur Bremerhaven / Bremen, die vom Land Bremen und der EU unterstützt wird.

Das Windstärke-Forum ist dabei mit über 50 Vorträgen eine vollwertige Fachtagung und für sich allein schon eine eindrucksvolle Präsentation der Aktivitäten im Land Bremen.

Im Forum werden alle Facetten der gebündelten und in ihrer räumlichen Konzentration einzigartigen Kompetenz des Landes Bremen in der On- und Offshore Windenergie präsentiert

Überzeugen Sie sich selbst und nehmen Sie Kontakt auf. Falls Sie sich mit Ihrem Unternehmen im Land Bremen ansiedeln wollen: Nirgendwo gibt es so kurze Wege, so gute Netzwerke und so viel Rückenwind für die Windenergiebranche.

Wir haben in den letzten Jahren in Bremen viel in Forschung und Entwicklung für die On und Offshore-Windenergie investiert und uns intensiv um die Unternehmen der Windenergiebranche gekümmert. Es ist für mich daher sehr erfreulich, dass das in Bremerhaven ansässige Unternehmen Multibrid jetzt für die 5 MW Anlage einen großen Auftrag für das bisher einzige französische Offshore-Projekt erhalten hat.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind sehr selbstbewusst und wissen, dass wir mit dem Unternehmensnetzwerk wab und dem Wissenschaftsnetzwerk fk-wind zu Trendsettern in den Küstenländern geworden sind.

Wir freuen uns auch, dass wir damit das Vorbild für die Gründung ähnlicher Netzwerke in den Küstenländern geworden sind. Nächster Schritt: Intensivierung der Zusammenarbeit der Netzwerke, wie im Strukturkonzept Windenergie für Norddeutschland von den Küstenwirtschafts- und Verkehrsministern beschlossen wurde. Denn: Offshore-Windenergie ist ein Konjunkturprogramm für die gesamte Küstenregion.

Sehr geehrte Damen und Herren,

natürlich erwarten Sie, dass ich mich heute aktuell zum Wahlausgang und zu den Konsequenzen für die Erneuerbaren Energien äußere:

Klimaschutz ist ein überparteiliches Ziel und muss dies auch künftig bleiben. Ich denke, man muss noch einmal ganz deutlich hervorheben: Der Klimaschutz wird ein dominierendes politisches Aktionsfeld der nächsten Jahrzehnte sein, und zwar für jede Regierung.

Wir benötigen in den nächsten Jahren einen kraftvollen Start in eine neue Energiepolitik. Die weiter steigenden Erdölpreise, neue Global Player, die einen immensen Energiehunger haben, und steigende volkswirtschaftliche Kosten des Klimawandels machen verstärkte Anstrengungen zum Energie sparen und zu mehr Energieeffizienz durch den Einsatz neuer Technologien notwendig.

Ein Zukunftsszenario ist zudem ohne regenerative Energie nicht denkbar. Mit der Offshore-Windenergie wird ein wichtiger Teil zum zukünftigen Energiemix beigetragen und der Klimaschutz nachhaltig unterstützt. Nur höhere Anteile der Erneuerbaren Energien können dazu beitragen, dass die Energiepreise nicht in das Unermeßliche steigen.

Die Förderung der erneuerbaren Energien insgesamt und insbesondere der Windenergie ist deshalb nicht nur unter Kosten zu verbuchen sondern insbesondere unter Wachstum, Beschäftigung und Technologieentwicklung.

Der Branche wurden seit 1991 stabile Rahmenbedingungen geboten wurden. Stark wechselnde Rahmenbedingungen sind negativ für den Klimaschutz und für die Investitionssicherheit.

Windenenergie wird von den Küstenländern inzwischen auch als wichtiges strukturpolitisches Thema gesehen. Auf der letzten Wirtschafts- und Verkehrsministerkonferenz wurde die Windenergie (unter der Federführung Bremens) als eines von 4 Themen für ein gemeinsames norddeutsches Strukturkonzept bestimmt.


Sehr geehrte Damen und Herren,

vor fast genau 2 Jahren auf Husum Wind 2003 habe ich hier gestanden und den Bremen Abend eröffnet.

Die ist ein guter Zeitpunkt für einen Rückblick auf die letzten 2 Jahre:

  • Die technologische Entwicklung in der Windenergie verlief und verläuft weiterhin rasant. Anbieter aus Deutschland sind Marktführer in der Multimegawattklasse (3-5 MW).

  • Zwischen 50 und 60 000 Arbeitnehmer sind inzwischen mit dem Bau und Betrieb von Windkraftanlagen beschäftigt. Fast jeder zweite hiervon ist mittlerweile für den Export tätig. Nicht nur in Deutschland hergestellte Windenergieanlagen insgesamt sondern gerade auch Komponenten aus Maschinenbau- und Elektrotechnik – von Firmen, die häufig im Westen und Süden Deutschlands ansässig sind - werden in großem Umfang an ausländische Produktionsstätten geliefert.

  • Die heutigen Milliardenumsätze aus dem Export wären ohne den Ausbau der Onshore-Windkraft und ohne eine Referenzentwicklung in Deutschland nicht möglich gewesen.

  • Es sind insbesondere die innovationskräftigen klein- und mittelständischen Unternehmen, die die Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien vorangebracht haben.

  • Die dena-Netzstudie hat nachgewiesen, dass die aus der Einspeisung von Strom aus regenerativen Energiequellen befürchteten Folgen wie Überlastung der Netze, Blackouts, hoher Bedarf und hohe Kosten für Regelenergie nicht eintreten werden.

  • Der Ausbau der Windenergienutzung in Deutschland ist kostengünstig möglich, auch die Kosten des erforderlichen Netzausbaus bleiben in überschaubarem Rahmen.

  • Trotz der für die Kostenentwicklung der Windenergienutzung ungünstigen Annahmen der Preisentwicklung bei fossilen Energieträgern ( die von der Realität längst überholt sind) nehmen die spezifischen Mehrkosten der Windenergienutzung gegenüber Strom aus fossilen Kraftwerken zwischen 2007 und 2015 je nach Szenario um mindestens ein Drittel bis über Hälfte ab.


    Probleme:

  • Einige Probleme sind leider die gleichen wie vor 2 Jahren, insbesondere ist in Deutschland immer noch kein eigener Offshore-Windpark aufgestellt. Wie Herr Herdan vom VDMA es am 6.9. in Berlin ausdrückte: Wir müssen aufpassen, dass es bei der Offshore-Windenergie nicht zu einem Transrapideffekt kommt !

  • Genehmigungsverfahren: weiterhin sind die Verfahren durch eine Vielzahl von Gesetzgebungs- und Vollzugszuständigkeiten in Bund und Ländern geprägt. Der Ständige Ausschuss Offshore-Wind des Bundes und der Küstenländer konnte vor diesem Hintergrund nur Teilerfolge erzielen.

  • Netzausbau: Es gibt trotz der eindeutigen Ergebnisse der dena Studie eine zähe Diskussion über den Umfang des benötigten Ausbaus der Übertragungsnetze an Land.

  • Finanzierung und Versicherung: Es gibt weiterhin nicht ausreichend geklärte Fragen. Die vor 2 Jahren bestimmende Diskussion um grundlegende Veränderungen des EEG, ausgelöst durch BM Clement, hat für über 1 Jahr zu starken Verunsicherungen bei den Banken und entsprechenden Konsequenzen geführt.



    Erwartungen für die nächsten 2 Jahre:

  • Ich erwarte mit der Offshore-Stiftung der deutschen Wirtschaft, deren Präsident ich vor kurzem geworden bin, einen Durchbruch für den deutschen Offshore Markt.

  • Zweck der Stiftung ist die Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes durch eine verbesserte Erforschung und Entwicklung der Windenergie in der deutschen Nord- und Ostsee unter Beachtung ihrer Auswirkungen auf die Meeresumwelt.

  • Mit der Gründung der Stiftung Offshore-Windenergie der deutschen Wirtschaft sind die Energieversorger aktiv in das Offshore-Geschäft eingestiegen. Es besteht dadurch realistische Hoffnung, dass 2007 mit der Errichtung der ersten 5 MW Anlagen in deutschen Offshore-Windparks begonnen wird. Diese Technologie-Demonstration vor Ort ist immens wichtig, damit wir unseren Technologievorsprung bei den 5+ Megawattanlagen behalten und ausbauen.

  • damit verbunden ist die Erwartung, dass besonders in der gesamte Küstenregion zahlreiche neue und dauerhafte Arbeitsplätze entstehen und die Windenergie- Arbeitsplätze im Maschinenbau in anderen Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen und bundesweit erhalten werden.

  • Ich hoffe, dass die vielen Fakten, die für die Nutzung der Erneuerbaren Energien und für die Windenergie sprechen auch vorurteilsfrei wahrgenommen werden und sich die Wahrnehmung einer ganzen innovativen Wirtschaftsbranche nicht weiter auf ihre Rolle als Subventionsempfänger reduziert.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    es wäre fahrlässig, das bisher Erreichte durch eine erneute Diskussion um die Windkraft zu gefährden und die Entwicklung in Deutschland durch verschlechterte Rahmenbedingungen weiter zu begrenzen.

    Die Förderung der erneuerbaren Energien insgesamt und insbesondere der Windenergie ist eng mit Wachstum, Beschäftigung und innovativer Technologieentwicklung verbunden. Nutzen wir gemeinsam diese Chance, damit zur Husum Wind 2007 die ersten deutschen Offshore-Windparks Realität sind.“