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Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto Bremen feiert Geburtstag: 60 Jahre Bundesland Bremen

16.01.2007

Festakt im Bremer Rathaus am 22. Januar 2007 würdigt historisches Datum

Der 22. Januar 1947 ist für die jüngere Geschichte Bremens ein bedeutendes Datum. An diesem Tag nämlich kam es zwischen der amerikanischen und britischen Militärregierung zu einer folgenreichen Übereinkunft: Die Freie Hansestadt Bremen sollte als selbständiges Land wiedergegründet werden. Bremen war seit Kriegsende Teil einer amerikanischen Enklave in der britischen Besatzungszone gewesen. Mit der „Proklamation No 3“ der US-Militärregierung wurde keine zwei Jahre nach Kriegsende die bremische Eigenständigkeit wieder hergestellt. Unterzeichnet wurde dies für Bremen so wichtige Dokument von Joseph T. McNarney, dem Kommandierenden General der amerikanischen Streitkräfte in Europa und US-Militärgouverneur für Deutschland. Am kommenden Montag, dem 22. Januar 2007, wird dieses historische Ereignis im Bremer Rathaus im Rahmen eines Festaktes feierlich gewürdigt, zu dem auch der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, John Christian Kornblum, mit einem Redebeitrag erwartet wird. Bürgermeister Jens Böhrnsen, Altbürgermeister Hans Koschnick und Bürgerschaftspräsident Christian Weber werden die weiteren Festreden halten.


Bürgermeister Jens Böhrnsen (li.) mit Dr. Konrad Elmshäuser (Leiter des Staatsarchivs) während der Buchvorstellung im Senatssaal des Rathauses.


Die Proklamation No 3 verfügte, dass ein „von nun an als Land bezeichnetes und unter einer Landesregierung stehendes Verwaltungsgebiet gebildet wird: Bremen – bestehend aus der Stadt Bremen, dem Landgebiet Bremen und dem Stadtkreis Wesermünde, einschließlich Bremerhaven“. Sie trat am 22. Januar 1947 in Kraft, rückwirkend zum 1. Januar.

Das klingt kompliziert. Zum besseren Verständnis sei daran erinnert, dass die Nationalsozialisten der Stadt Bremen 1934 die Selbständigkeit genommen hatten. Bremen wurde gemeinsam mit Oldenburg einem Reichsstatthalter unterstellt, Bremerhaven hingegen in die preußische Stadt Wesermünde eingegliedert. Die Verordnung vom 22. Januar 1947 stellte klar, dass fortan Wesermünde/Bremerhaven zum Land Bremen gehören sollte. Genau dies wurde wenig später, am 7. Februar 1947 vollzogen, als die Stadtvertreter von Wesermünde für die Eingliederung in das Land Bremen votierten und einstimmig beschlossen, das Gesamtgebiet Wesermünde und Bremerhaven künftig Bremerhaven zu nennen.

Das Bild, das die Städte Bremen und Wesermünde (mit Bremerhaven, Geestemünde und Lehe) bis zum Ende des 2. Weltkriegs boten, unterschied sich nicht von dem der meisten deutschen Großstädte. Es war das Bild einer Trümmerwüste. Bremen war zu 59 Prozent, Bremerhaven zu 56 Prozent zerstört, als am 26. April 1945 britische Truppen die Stadt Bremen endgültig einnahmen und am 7. Mai Wesermünde besetzten. Noch am selben Tag machten sie den amerikanischen Truppen Platz. Denn bereits 1944 war vereinbart worden, eine amerikanische Enklave um die Städte Bremen und Wesermünde zu bilden. Damit sollten den USA im britischen Besatzungsgebiet eigene Häfen zur Versorgung ihrer in Süddeutschland stationierten Truppen gesichert werden.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Militärregierung bestand in den ersten Wochen nach Kriegsende darin, einen Senat aus politisch unbelasteten Personen zu bilden. Am 6. Juni 1945 trat zum ersten Mal der von der Militärregierung bestellte Senat für die Freie Hansestadt Bremen zusammen, am 1. August wurde Wilhelm Kaisen als Präsident an die Spitze des Senats berufen, Dr Theodor Spitta als sein Stellvertreter. Die Militärregierung stellte dem Senat am 6. April 1946 durch Ernennung ein Parlament mit der alten Bezeichnung „Bürgerschaft“ zur Seite. Ähnlich war in Wesermünde durch die Ernennung eines vorläufigen Stadtrates verfahren worden. Damit traten – unter strenger Aufsicht der Besatzungsmacht – neue zivile Verwaltungen samt ihren Kontrollkörperschaften ins Leben – und sahen sich einer Fülle schwerer Aufgaben gegenüber.

Es dauerte nicht lange, bis die von der Militärregierung eingesetzte Bürgerschaft durch ein frei gewähltes Parlament ersetzt wurde. Am 13. Oktober war es so weit und am 28. November wählte die Bremische Bürgerschaft in einer feierlichen Sitzung erstmals seit der Zeit vor 1933 wieder ihren Senat. Dieser wählte Wilhelm Kaisen als Bürgermeister und Präsidenten des Senats.

Dass Bremen seine Eigenständigkeit wiedererlangte, ist gewiss dem unermüdlichen Engagement Wilhelm Kaisens in dieser Sache zu verdanken, der immer wieder seine Argumente vortrug. So verwies er unter anderem auf die überregionale Bedeutung Bremens und die Notwendigkeit der „Reichsunmittelbarkeit Bremens als eines im Diernste des gesamten deutschen Staates tätigen Hauptplatzes für den deutschen Überseehandel“.

Mit dem Übereinkommen der amerikanischen und der britischen Militärregierung vom 22. Januar 1947 war die Bildung eines selbständigen Landes Bremen besiegelt. Zugleich wurde die Eingliederung von Wesermünde in das Land Bremen verfügt. Damit nahm das Land Bremen weitgehend die Gestalt der Freien Hansestadt Bremen an, wie sie bis zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich 1933 existiert hatte. Und Bremen konnte an eigene Traditionen der Selbständigkeit, der Freiheit und der einer demokratischen und republikanischen Stadtstruktur anknüpfen.

Mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai wurde das Land Bremen zum Bundesland.

Zum 60jährigen Jubiläum hat das Staatsarchiv Bremen einen Dokumentenband neu aufgelegt und überarbeitet, der zur 50-Jahr-Feier der Neugründung Bremens herausgegeben wurde und nach kurzer Zeit bereits vergriffen war. “Occupation – Enclave – State, Die Wiederbegründung des Landes Bremen nach dem Zweiten Weltkrieg“ gibt ein originales Stück Zeitgeschichte wieder.

(Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen, überarbeitet von Konrad Elmshäuser und Günther Rohdenburg. erhältlich im Staatsarchiv und im Buchhandel (ISBN 978-3-925729-53-9), 191 S., 10.- Euro).

[Foto: Susan Apel, Senatspressestelle].