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Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto Gemäldegalerie an der Güldenkammer ist wieder komplett

05.01.2007

Sanierung der elf Tafelbilder abgeschlossen – Farbwirkung wie vor 400 Jahren

Das letzte der insgesamt elf sanierten Tafelbilder ist heute (5.1.2007) ins Bremer Rathaus zurückgekommen. Bürgermeister Jens Böhrnsen hat das Gemälde von Restaurator Klaus Thönes persönlich entgegengenommen. „Ich freue mich sehr, dass die beeindruckende Bildergalerie an der Güldenkammer jetzt wieder komplett ist“, so Böhrnsen. „Nun wissen wir endlich, dass es Jürgen Landwehr war, der die Bilder malte“. Jetzt entdeckte Signaturen auf zwei Bildern haben die Urheberschaft geklärt. Von Jürgen Landwehr, der als Fassmaler und Kartograph agierte, stammt auch die in Öl gemalte Ansicht Bremens in der Wittheitsstube. Die elf bunten und mit Sprüchen versehenen Tafelbilder an der Güldenkammer sind in den Jahren 1618 bis 1619 entstanden.


Bürgermeister Jens Böhrnsen (rechts) und Restaurator KLaus Thönes präsentieren das letzte der restaurierten Tafelbilder von Jürgen Landwehr. Es trägt die Inschrift: "iuste iudicato" (urteile gerecht)


Die umfangreiche Sanierung der Gemälde war notwendig geworden, weil sich Risse gebildet und Fugen geöffnet hatten sowie eine Reihe von Schäden durch frühere Ausbauten der Bilder entdeckt wurden. Die Restauratoren stellten zudem fest, dass die auf Eichentafeln gemalten Szenen in der Vergangenheit wohl auch übermalt wurden.

Die letzte Restaurierung der Bilder liegt bereits 40 Jahre zurück. Mit den ersten eingehenden Voruntersuchungen der Bilder, die einzeln abgenommen wurden, begannen die Fachleute vor zwei Jahren. Der Aufwand hat sich fraglos gelohnt: „Die Bilder haben jetzt ihre originale Farbwirkung wiederbekommen“, kommentiert Restaurator Klaus Thönes das Ergebnis der umfänglichen Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten. Wer die Bilder in ihrem bisherigen Zustand noch vor Augen hat, wird dies bestätigen können. Die gesamte Maßnahme ist überwiegend aus Mitteln der Stiftung Wohnliche Stadt finanziert worden.

Die Güldenkammer verdankt ihre ursprüngliche Existenz der Umgestaltung des gotischen Rathauses zu Anfang des 17. Jahrhunderts. 1616 wurde die Kammer in den Mittelerker eingefügt und ist nach wie vor das herausragende Schmuckstück in der Oberen Rathaushalle. Die reichhaltig und kunstvoll verzierte Holztreppe und das Portal geben einen ausgezeichneten Eindruck vom hohen Niveau der Holzschnitzkunst in Norddeutschland.

1616 wurden die Bilder der unteren Gemäldereihe vom damaligen Rat in Auftrag gegeben und direkt vor Ort auf Eichentafeln gemalt; die obere Reihe folgte zwei Jahre später bei der Aufstockung der Güldenkammer. Die szenischen Darstellungen zeigen diskutierende und gestikulierende Personengruppen, im Mittelpunkt thront ein Herrscher. In der oberen Reihe sind nur Personen dargestellt. Den Bildern sind jeweils lateinische Inschriften beigefügt. So heißt es zum Beispiel: „manet altera reo“ (höre die andere Seite), „sine respectu“ (ohne Ansicht der Person) oder „iuste iudicato“ (urteile gerecht). Es sind Mahnungen und Sinnsprüche, die wohl an die Adresse des Rates – dem ja auch die Rechtsprechung oblag - gerichtet sind. Sie mahnen zur Gerechtigkeit und können sich wie eine Selbstverpflichtung des Rates lesen lassen.

[Foto: Anja Jedzig, Senatspressestelle]