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Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto Schüsse im Bremer Rathaus: Mitarbeiter blieben gelassen

12.04.2006

Im Bremer Rathaus ist heute mehrfach heftig geschossen worden. Wer zufällig im Haus war, wird sich wohl ziemlich erschrocken haben. Die Belegschaft war allerdings vorgewarnt.


Eva Lüdeke bei ihrer gut hörbaren Arbeit im Sitzungssaal.

Zwar wurde diesmal keine neue Tatortfolge gedreht, aber filmreif war die Szenerie allemal. Verursacher der Knallerei war nämlich der 86jährige Hermann Lüdeke, der die Schüsse mit einem Trommelrevolver aus dem Jahr 1951 seiner Frau Eva überlassen hatte. Beherzt drückte sie ab, während ihr Ehemann alles dokumentierte. Sein Handwerkszeug war auch nicht viel jünger: Ein Magnetophonkoffer, der schon vor einem halben Jahrhundert bei Radio Bremen im Einsatz war. Die Lüdekes waren zu Schallmessungen ins Rathaus gekommen. Während der Sommerferien soll nämlich der 1905 erbaute Sitzungssaal eine verbesserte Akustik bekommen.


Hermann Lüdeke galt und gilt noch immer als hervorragender Fachmann in Sachen Akustik. Im Laufe seines Lebens hat er viele bekannte Säle vermessen und begutachtet und sich einen weithin anerkannten Ruf erworben. An der hoch gelobten Akustik in der Glocke beispielsweise hatte er einst großen Anteil. Nun wird er dafür sorgen, dass in Zukunft im Sitzungssaal des Rathauses alles gut klingt. Hier finden häufig Pressekonferenzen statt – und Medienvertreter mussten bisher an manchen Plätzen schon sehr die Ohren spitzen, um alles einwandfrei verstehen zu können. Das soll nun durch schalldämpfende Maßnahmen an Wänden und am Boden mühelos möglich sein.


Doch zunächst ist Hermann Lüdeke gefragt. Der erfahrene Fachmann schwört auf seinen betagten Koffer mit dem Magnetophon aus alten Zeiten. Warum er keine moderne Technik zur Schallmessung einsetzt?


Volle Konzentration in Sachen Akustik: Der Fachmann Herman Lüdeke mit seinem Arbeitsgerät.

„Ich lasse auf dieses Gerät nicht kommen“, sagt er, „es übersteuert nicht und liefert mir ausgezeichnetes Material zur Begutachtung“. Aus allen Ecken, selbst unterm Tisch lässt er seine Frau schießen, die ihm seit 30 Jahren bei seiner Arbeit behilflich ist. Bevor Hermann Lüdeke jeden Schuss auf das Tonband aufnimmt, kommentiert er dessen Standort. Zuvor sind auch noch die Tische und die Polsterung der Stühle genau vermessen worden. Das alles ist nötig, um ein präzises Gutachten erstellen zu können. Wenn die Analyse des Akustikfachmanns vorliegt, werden die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt. Auch eine neue Mikrofonanlage ist vorgesehen. Der Sitzungsraum soll nach Abschluss der Aktion als Presse- und Konferenzraum multimedial einsetzbar sein.


Fotos: Maja Altenstein, Senatspressestelle.